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Dienstag, 3. April 2001, 22.15 Uhr
37 Grad
Mainz (ots)
Dienstag, 3. April 2001, 22.15 Uhr
37 Grad Wo ist unser Kind? Bangen zwischen Leben und Tod Film von Gregor Bialas
Mit jedem Tag sinkt die Chance, vermisste Kinder lebend zu finden. Seit fast zwei Jahren ist Melanie, damals 13 Jahre alt,spurlos verschwunden. Trotzdem verlässt die Mutter nur selten die Wohnung. Sie möchte zuhause sein, falls Melanie irgendwann zurückkommt. Auch würde sie zu gerne die Briefe abschicken, die sie jede Woche an Melanie schreibt, aber an welche Adresse? Einmal hatte sie gedacht, der Albtraum sei vorüber: Kurz nachdem Melanie vermisst wurde, fanden Passanten vor einer Haustür in der Wiesbadener Innenstadt einen Hilfebrief, geschrieben in Melanies Namen. Die Mutter konnte das Glück noch gar nicht fassen, dass ihre Tochter möglicherweise gefunden wurde, als sie die grausame Wahrheit erfuhr: Jugendliche hatten sich einen Scherz erlaubt. Dennoch hält die Mutter eisern an ihrer Hoffnung fest: "Ich glaube fest daran, dass sie irgendwann vor der Tür steht."
Unerklärlich bleibt bisher auch das Verschwinden der damals 15-jährigen Tanja Mühlinghaus aus Wuppertal. Zwei mysteriöse Briefe sind das letzte Lebenszeichen von ihr. Immer neue Hinweise quälen die Eltern. Tanja soll angeblich im Rotlichtmilieu festgehalten werden. Die Ermittlungen der Kriminalpolizei laufen auf Hochtouren. Seit zweieinhalb Jahren warten die Eltern auf ein neues Lebenszeichen von ihrem einzigen Kind. Ein seelischer Druck, den sie kaum ertragen. "Wenn Tanja tot wäre, wüssten wir sie wenigstens in guten Händen - so wissen wir das nicht", äußert Frau Mühlinghaus ihren Schmerz.
Fünf Jahre ist es sogar schon her, seit Deborah Sassen aus Düsseldorf spurlos verschwunden ist. Damals war sie neun Jahre alt. Sie war gerade auf dem Weg von der Schule nach Hause. Bis heute wenden sich die Eltern unermüdlich an die Öffentlichkeit. Für sie das Einzige, was sie für ihre Tochter tun können. Die beiden jüngsten Töchter, Lucie und Nora, sind drei und vier Jahre alt. Die Einschulung rückt immer näher. Die Eltern fürchten schon heute den Tag, an dem sie von ihren Kindern, und sei es nur kurze Zeit, loslassen müssen. Das Verschwinden von Deborah hat bei der Mutter nicht nur einmal Todesgedanken ausgelöst: "Ohne die Kinder und meinen Mann würde ich wahrscheinlich nicht mehr leben."
Gregor Bialas beschreibt für 37 Grad an drei Beispielen, wie sich das Leben verändert, wenn eigene Kinder oder Geschwister plötzlich spurlos verschwinden und welches Martyrium es für die Angehörigen bedeutet, immer wieder mit neuen, enttäuschenden Hinweisen konfrontiert zu werden.
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