ZDF-dokumentation über Adoptionsvermittlung im Zwielicht
Am Dienstag, 3. April 2001, 22.45 Uhr
Mainz (ots)
"Nachschub aus dem Waisenhaus" ist der Titel der ZDF-dokumentation am Dienstag, 3. April 2001, 22.45 Uhr. Birgit Maaß und Egmont R. Koch berichten über ins Zwielicht geratene Adoptionsvermittlungen in Ländern der Dritten Welt.
Ein Wiedersehen in Bangalore, Südindien: Vier Jahre haben Ute und Manfred Küppers aus Magdeburg ihre Adoptivtocher Barathi nicht gesehen. Sie ging 1996 zurück in ihre Heimat, als sie erfahren hatte, dass sie Jahre zuvor gegen den Willen ihrer leiblichen Mutter zur Adoption nach Deutschland vermittelt worden war. Barathi ist inzwischen 21 Jahre alt. Sie fühlt sich nirgendwo zu Hause - nicht in Indien, nicht in Deutschland.
Immer mehr Kinder aus der Dritten Welt werden von deutschen Eltern adoptiert. Internationale Agenturen sind an der Vermittlung beteiligt. In Deutschland müssen sie staatlich anerkannt sein, damit jede Form des Kinderhandels ausgeschlossen ist.
Doch nun ist eine der offiziellen Agenturen, der Verein "Pro Infante", erheblich in Misskredit geraten. Einige Adoptionseltern haben festgestellt, dass Papiere voller Ungereimtheiten sind. Wurden "ihre" Kinder aus Indien oder Kenia ohne Einverständnis der leiblichen Mütter zur Adoption nach Deutschland vermittelt?
Auch in Bolivien ist eine Adoptionsvermittlung aus Deutschland tätig, der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF). In der Bergarbeiterstadt Oruro im Andenhochland sollen gegen Bestechung Kinder aus Heimen vermittelt worden sein. So steht es in einer Klageschrift der Staatsanwaltschaft Oruro, die Vorwürfe gegen die jahrelange Vertreterin des SkF in Bolivien erhebt.
Birgit Maaß und Egmont R. Koch haben in Indien, Kenia und Bolivien die Tätigkeit der beiden Agenturen unter die Lupe genommen. Ihr Fazit: Viele Kinder in der Dritten Welt werden zu schnell zur Adoption ins Ausland vermittelt. Oft würde es genügen, die leibliche Mutter vorübergehend zu unterstützen, um ihr ein Leben mit ihrem Kind zu ermöglichen. Doch die Waisenhäuser und Vermittlungsagenturen neigen offenbar zu der Einschätzung, ein Leben bei einer christlichen Familie in Deutschland sei allemal besser als ein Vegetieren in Armut bei der eigenen Mutter.
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