Sonntag, 25. November 2012, 0.20 Uhr, Revolution im Vatikan
50 Jahre Zweites Vatikanisches Konzil
Mainz (ots)
ZDF-Reporter Jan Frerichs begibt sich auf Spurensuche. Anlass ist der 50. Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils, der am 11. Oktober 2012 gefeiert wurde. Wie sieht die katholische Kirche heute aus - 50 Jahre nach dem Konzil, das die Kirche vom Mittelalter in die Moderne bringen sollte? Heute streiten Traditionalisten und Reformer um den richtigen Weg für die Zukunft der Kirche. Die wiederum verliert an gesellschaftlicher Relevanz. Brachte das Zweite Vatikanische Konzil eine Revolution im Vatikan beziehungsweise in der katholischen Kirche? Ausgehend vom aktuellen Richtungsstreit in der Kirche zwischen Konservativen und Progressiven versucht Frerichs zu klären, was das Konzil war, wie es die Kirche verändert hat und welche Konsequenzen es für die Kirche in der Welt von heute hat.
Dazu begibt der Reporter sich an die Orte des Geschehens. In der Heimat von Johannes XXIII., der Lombardei, entdeckt Jan Frerichs, wie lebendig dieser charismatische Papst, der Kirche und Vatikan verändert hat, noch heute ist. In Rom trifft er Nikolaus Wyrwoll, der bei der Ankündigung des Konzils durch Papst Johannes XXIII. dabei war und das Konzil als junger Theologiestudent in Rom hautnah erlebt hat. Er erzählt von dem heftigen Streit der Konzilsteilnehmer um den neuen Kurs der Kirche. Diese Auseinandersetzung hält bis heute an und droht, die Kirche zu spalten. Das erfährt Jan Frerichs bei seinen Begegnungen mit den traditionalistischen Piusbrüdern und der Reformbewegung "Wir sind Kirche". Am Rande der Nationalwallfahrt der Piusbruderschaft in Fulda erklärt ihm Pater Andreas Steiner, warum die Piusbrüder das Konzil ablehnen. Bei der Radwallfahrt von "Wir sind Kirche" in der Nähe von Schwerin erzählen ihm die Reformer von ihrer Angst, dass der Papst die Neuerungen des Konzils wieder zurücknehmen könnte. Ähnliches berichtet Dietlind Langner aus der Nähe von Limburg. Sie hat in den 1960er Jahren beim jungen Professor Joseph Ratzinger studiert und sieht die Errungenschaften des Konzils, wie etwa die Mitbestimmung der Laien, in Gefahr.
Welche Rolle spielt Papst Benedikt XVI.? Joseph Ratzinger hat als Konzilstheologe und Berater des Kölner Kardinals Josef Frings großen Einfluss gehabt auf das Konzil und die Öffnung der Kirche in die moderne Welt. Heute, als Papst, ist er den Liberalen zu konservativ und den Konservativen zu liberal. Wohin geht der offizielle Kurs der Kirche? Antworten auf diese Fragen sucht Jan Frerichs unter anderem im Gespräch mit dem Präfekten der Glaubenskongregation, Erzbischof Gerhard-Ludwig Müller. Für Müller, einen engen Vertrauten des Papstes, ist klar: "Extreme haben keinen Platz in der Kirche!" Wie Tradition und Moderne zusammenpassen, erlebt Jan Frerichs am Ende des Films an zwei Beispielen. Im Stift Heiligenkreuz bei Wien etwa lernt er Mönche kennen, die mit ihren lateinischen Choralgesängen bei "Wetten, dass..?" auftreten und die internationalen Pop-Charts stürmen. In Hamburg findet er im Ökumenischen Forum Hafencity ein Projekt, mit dem die katholische Kirche zusammen mit anderen christlichen Kirchen versucht, zukunftsfähig zu werden in einem modernen, säkularen Umfeld.
Ob das Zweite. Vatikanische Konzil wirklich eine Revolution war, da will sich der Kirchenhistoriker Hubert Wolf (noch) nicht festlegen. Denn aus seiner Sicht sind 50 Jahre Rezeption für die Beurteilung eines solch großen Ereignisses noch zu kurz. Der Münsteraner Professor zeigt als Experte an den Schlüsselstellen des Films die Verbindungen auf zwischen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Kirche in der modernen Gesellschaft.
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