"Überlebt - Warschau und das Erbe des Ghettos"/ ZDF-Autor Armin Coerper über das jüdische Leben 70 Jahre nach dem Aufstand
Mainz (ots)
70 Jahre nach dem Ghettoaufstand und dessen Niederschlagung erinnert in Warschau wenig an das, was sich hier einst ereignet hat. Im Zentrum des Films von ZDF-Korrespondent Armin Coerper "Überlebt - Warschau und das Erbe des Ghettos" stehen drei Warschauerinnen aus drei Generationen, die ihren Weg mit dem schweren Erbe der Stadt gehen. Das ZDF zeigt die Dokumentation am Donnerstag, 18. April 2013, 0.45 Uhr.
Krystina Budnicka wurde vor 80 Jahren in Warschau geboren. Sie lebte im Warschauer Ghetto - mit Eltern, sechs Brüdern und einer Schwester. Krystina hat als Einzige überlebt: Sie weiß bis heute nicht, ob ihre Familie von Deutschen oder Polen ermordet wurde. Nach der Flucht wurde sie von katholischen Nonnen aufgenommen. Später konvertierte sie zum Katholizismus. Katholisch und jüdisch sein schließt sich für Krystina nicht aus. Bis heute lebt sie in einem Plattenbau dort, wo sich einmal das Warschauer Ghetto befand.
Golda Tencer ist nach dem Krieg geboren, hat aber den polnischen Antisemitismus im Kommunismus erlebt. Sie hat das einzige jüdische Theater Warschaus gegründet und eine Ausstellung über die Gesichter der Warschauer Juden organisiert, die an das Leid erinnern soll, das ihnen hier zugefügt wurde. Als Vorsitzende der Shalom Foundation will sie das jüdische Leben nach Warschau zurückholen.
Antonia Samecka ist 30 Jahre alt und macht Mode mit jüdischen Symbolen und flotten Sprüchen. Damit ist sie nicht nur trendy, sondern auch sehr erfolgreich, denn Warschau scheint ein besonderer Ort für junge Juden zu sein. Sie selbst ist Atheistin und kann nicht verstehen, warum das Jüdische in ihrem Leben und in dem ihrer jüdischen Freunde so wichtig ist.
Neben die Biografien der drei Frauen stellt Armin Coerper in seinem Film die Geschichte der Juden in Warschau. Ausgehend von den Erzählungen der drei Frauen, ihren Erinnerungen, ihren Traditionen und ihren eigenen Vorstellungen vom jüdischen Leben in Warschau, taucht der Zuschauer in die Vergangenheit ein, die bis heute unbewältigt den polnischen Diskurs um die eigene Opfer- und Schuldrolle überlagert.
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