"Es ist für einen Kabarettisten heute fast wichtiger den Wirtschaftsteil der Zeitung zu lesen als alles andere" (AUDIO)
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Mainz (ots)
Der Kabarettist Erwin Pelzig, alias Frank-Markus Barwasser, im Interview zur ZDF-Polit-Satire "Neues aus der Anstalt"
INTERVIEW MIT FRANK-MARKUS BARWASSER
Anmoderation:
Sie sind böse, sie sind respektlos und sie sind erfolgreich: Urban Priol und Erwin Pelzig - das Team der ZDF-Politsatire "Neues aus der Anstalt". Das Polit-Kabarett kommt einmal im Monat dienstags live aus München. Das Besondere: Das Studio stellt das Foyer einer psychiatrischen Klinik dar. Zu den beiden Protagonisten gesellen sich dann noch bekannte Gäste aus dem Bereichen Comedy, Kabarett und Kleinkunst. Aufs Korn genommen wird in der "Anstalt" alles, was "nicht normal" ist. Der Gehaltsunterschied zwischen Männern und Frauen, der Vorschlag einer Großelternzeit von Familienministerin Kristina Schröder, laut Pelzig die "Quotentrulla aus Südhessen", oder die immens hohen Managergehälter. Bei allen Themen zanken sich Priol und Pelzig wie ein altes Ehepaar. Sehr zur Freude übrigens der Zuschauer. Jetzt sind die Beiden gemeinsam mit heute-show-Anchor Oliver Welke im Rahmen einer ZDF-Kampagne zu den besten Comedy-Formaten bundesweit auf Plakaten zu sehen. Aus diesem Anlass haben wir uns mit Erwin Pelzig, alias Frank-Markus Barwasser, über die Sendung "Neues aus der Anstalt" unterhalten.
Interview Frank-Markus Barwasser
1. Frank-Markus Barwasser. Sie haben zwei grundverschiedene Comedy-Shows im ZDF: "Pelzig hält sich" und "Neues aus der Anstalt". Beschreiben Sie doch mal die Unterschiede. Die Sendungen kann man nicht miteinander vergleichen. Meine Sendung "Pelzig hält sich" lebt von der Improvisation und der Spontanität und das liegt mir auch sehr. Aber genau das ist in der Anstalt nicht möglich. Ein inszeniertes kleines Theaterstück im Grunde genommen, mit öffentlicher Generalprobe, da ist überhaupt kein Raum für Improvisation oder fast kein Raum. Ich würde es mir manchmal wünschen aber es ist ja auch eine Live-Sendung, das heißt wir sind wirklich gebunden an die 45 Minuten und können da nicht endlos überziehen. (0:30)
2. Sie sind 2010 als Ersatz für Georg Schramm in die "Anstalt" gekommen. Was hat Sie an der Sendung gereizt? Ich habe mich ja auch überhaupt nur entschlossen das zu machen, weil ich noch nie mit einem festen Dialogpartner gearbeitet hatte und mich das doch sehr gereizt hat. Ich war ja immer Einzelkämpfer, Pelzig war Einzelkämpfer. Jetzt mal über einen längeren Zeitraum einen festen Partner zu haben, plus dann noch die Gäste, ist wieder etwas vollkommen anderes. Der Reiz liegt natürlich in dem Fall schon in der Inszenierung. Weil wir im Vorfeld etwas inszenieren, klare Schwerpunkte setzen und dann hat natürlich die Anstalt auch eine andere Direktheit, eine andere Aggressivität als "Pelzig hält sich". Was ich auch richtig finde, in dem Format. (0:38)
3. Bei "Neues aus der Anstalt" sind Sie gemeinsam mit Urban Priol auf der Bühne. Das heißt, Sie müssen sich genau absprechen und Sie müssen auch gut miteinander harmonieren? Ja, man muss sich schon gut kennen und man muss sich auch soweit kennen, dass man den Dialog fortsetzt, auch wenn der Andere was vergessen hat oder aussteigt oder seinen letzten Satz nicht so exakt spricht, wie er auf dem Papier stand. Noch besser muss man sich eigentlich verstehen im Vorfeld, wenn man so eine Sendung schreibt. Wo setzen wir inhaltlich Schwerpunkte? Was ist die Aussage? Urban und ich, wir diskutieren auch vieles, einfach mal jenseits des Schreibens, weil wir Dinge oft auch sehr verschieden sehen. Und weil wir auch manchmal sehr verschieden Personen beurteilen oder Politiker. Das ist aber auch gut für die Sendung, weil, es wäre furchtbar in so einer Sendung, wenn sich zwei da immer einig wären. So etwas braucht auch eine Dialektik und im Idealfall wird die auch in der Sendung transportiert. (0:45)
4. Welche Themen werden in der "Anstalt" behandelt und welche nicht? Jedes Thema ist genehm, aber es gibt halt Themen wo wir auch wissen: Mein Gott, da haben wir eigentlich schon alles dazu gesagt und es ändert sich nichts. Und ganz ehrlich, natürlich hängt auch uns die Finanzkrise manchmal zum Halse raus, weil das ist natürlich auch ein anspruchsvolleres und schwierigeres Thema als irgendwelches Geplänkel zu machen. Es ist ja für einen Kabarettisten heute fast wichtiger den Wirtschaftsteil der Zeitung zu lesen als alles andere. (0:27)
5. Sowohl Sie, wie auch Urban Priol gelten als scharfzüngig und rücksichtslos. Gibt es da auch mal Ärger hinterher? Wir haben von Beschwerden gehört. Aber das ZDF stand immer hinter uns und steht - hoffe ich - auch weiter hinter uns. Die Basis, die Fakten auf der unsere Kritik und unsere Bewertungen, Kommentierungen und von mir aus Schmähungen beruhen, die müssen stimmen. Wir dürfen uns also niemanden vorknöpfen auf der Basis falscher Annahmen oder falscher Behauptungen. Aber wenn die Fakten stimmen, dann passt das. Man kann sich immer über Geschmacksfragen streiten. Aber wann immer es mal Ärger gab - gelegentlich gibt es ja Beschwerden - habe ich das Gefühl, dass der Sender immer dahinter steht und sagt: Leute, das ist eine kabarettistische Sendung, eine Satiresendung, und wo gehobelt wird, da fallen Späne. Und eine Satiresendung darf alles sein nur nicht ausgewogen. Also, die halten uns den Rücken frei. (0:49)
6. Im September gibt es die Bundestagswahl und die Landtagswahlen in Bayern und Hessen. Ist so etwas ein Traum für Kabarettisten? Ob es ein Traumjahr ist, weil Wahljahr ist, das wird jetzt noch davon abhängen. Es deutet ja manches darauf hin, dass es ziemlich fad wird. Aber für mich ist das Jahr nach der Wahl immer das viel traumhaftere. Weil es dann besser ist die Leute an dem zu messen, was sie ein Jahr vorher gesagt haben. Das heißt dieses Jahr lasse ich sie reden und nächstes Jahr schaue ich es mir dann an, was sie gesagt haben. (0:26)
Abmoderation:
Frank-Markus Barwasser, alias Erwin Pelzig, im Interview zur ZDF-Satire-Sendung "Neues aus der Anstalt". Seinen nächsten Auftritt hat der Würzburger an der Seite von Urban Priol am 28. Mai, um 22.15 Uhr im ZDF.
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