ZDF-Pressemitteilung
ZDF-Sendung "aspekte" am Freitag, 7. Dezember 2001, 22.15 Uhr
Mainz (ots)
Literatur-Nobelpreisträger bringt "Quarantäne für moslemische Länder" ins Gespräch
V.S. Naipaul: "Wenn Moslems den Anschlag auf das World Trade Center begangen haben ist die gesamte moslemische Welt verantwortlich"
Der diesjährige Literatur-Nobelpreisträger V.S. Naipaul fordert, die Staaten der moslemischen Welt für die Anschläge auf das World Trade Center regresspflichtig zu machen. Im Interview mit dem ZDF-Kulturmagazin "aspekte" erklärte der Schriftsteller wörtlich: "Was bisher übersehen wurde ist die Frage nach Schadensersatz, die Frage nach Reparationen von einem Land wie Saudi-Arabien, dessen Bürger in diese Vorfälle verstrickt sind." Überall in der moslemischen Welt gebe es Jubel über die Anschläge auf das World Trade Center und Proteste gegen die Angriffe auf Afghanistan. Moslemische Demonstranten erklärten die Militärschläge zu einem Angriff auf die gesamte islamische Welt. Naipaul fordert, diese Argumentation umzudrehen. "Wenn Moslems den Anschlag auf das World Trade Center begangen haben, mit Milliarden und Abermilliarden Dollar Schaden, ist die moslemische Welt dafür veranwortlich. Das ist der einzige Weg mit dieser Art Terrorismus umzugehen. Jeder Anschlag muß einen finanziellen Preis haben. Dann könnte dies bald ein Ende haben."
Naipaul bringt auch eine Art Quarantäne für bestimmte moslemische Länder ins Gespräch. "Es muß Grenzen der Toleranz geben. Wenn es mir unmöglich ist, in das Land von Herrn X einzureisen, weil ich anderen Glaubens bin, warum sollte Herr X dann Reisefreiheit in meinem Land genießen. Diese einfache Frage sollten wir stellen. An diesem Punkt der fundamentalistischen Aggression kommen wir an den Punkt, dass wir fragen müssen, ob es nicht eine Quarantäne für jene moslemische Welt geben sollte, die zu solchen Angriffen fähig ist, die uns alle ins Wanken bringen."
Der Autor, ein scharfer Beobachter der Situation in der Dritten Welt, hält die Bedrohung durch islamische Fundamentalisten für besonders bizarr, wenn man bedenke, dass die islamische Religion in ihren Anfängen besondere soziale Anstöße gegeben habe: "Die Idee von Brüderlichkeit, von Wohltätigkeit, davon dass jedermann gleich viel wert ist, das waren enorme Ideen in den Anfängen. Wir haben alle davon profitiert, diese Ideen wurden ein Teil von uns. Es gibt längst eine Art universelle Ethik, aber mit diesem Wahnsinn greifen diese Menschen im Grunde sich selbst an."
V.S. Naipaul, der in Trinidad geboren wurde und von indischen Einwanderern abstammt, lebt heute in England. Am kommenden Montag erhält er in Stockholm den diesjährigen Nobelpreis für Literatur. "aspekte" strahlt das Interview am Freitag, 7. Dezember 2001 um 22.15 Uhr aus.
Das komplette Interview findet sich unter www.zdf.de/aspekte.
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