ZDF-Pressemitteilung
Sein letztes Hemd verschenkt - 37 Grad-Dokumentation über die letzten Tage des Frankfurter Modehauses Ammerschläger
Mainz (ots)
31. Januar 2002: Das altehrwürdige Bekleidungshaus Ammerschläger auf der Frankfurter Zeil schließt seine Pforten. Dies ist nicht einfach die Schließung einer Firma, hier geht eine Ära zu Ende. Es fließen Tränen. Ein schmerzlicher Abschied für die zuletzt 180 Mitarbeiter und für die Kunden, die "ihrem" Haus seit 25 oder 30 Jahren die Treue halten. Die "37 Grad"-Dokumentation "Bis zum letzten Hemd - Ein Bekleidungshaus schließt seine Pforten" von Simone Jung am Dienstag, 26. Februar 2002, 22.15 Uhr, begleitet die letzten Wochen des traditionsreichen Frankfurter Unternehmens.
Alois Ammerschläger, der das Haus 1948 gründete und zur ersten Adresse in Frankfurt machte, war als Unternehmerpersönlichkeit Vertreter einer aussterbenden Spezies. Er stand für ein Lebensgefühl und eine Unternehmenskultur, die im neuen Jahrtausend keinen Platz mehr haben. Seine Angestellten waren seine "Familie", nie feierte er seinen Geburtstag ohne sie, mit jedem sprach er persönlich. Diese persönliche Atmosphäre übertrug sich auch auf die Kunden, zu denen auch Hannelore Kohl gehörte, und machte einen wesentlichen Teil seines Erfolges aus. Doch sein gutes Herz wurde Ammerschläger zum Verhängnis: Er spendete weit über seine Verhältnisse. Er kaufte den Obdachlosen auf der Zeil, die er seine Freunde nannte, Schuhe, er spendete für Krankenhäuser, hirngeschädigte Unfallopfer, das Müttergenesungswerk, die Multiple-Sklerose-Gesellschaft, die Kinderkrebshilfe. Sein Mäzenatentum erstreckte sich auch auf Kunst, Kultur und Sport, er unterstützte die Eintracht und holte zur 1200-Jahr-Feier der Stadt die Mailänder Scala nach Frankfurt. Sein Freund Walter Wallmann, ehemaliger Oberbürgermeister von Frankfurt, beschreibt Ammerschlägers Motivation so:" Ich verachte diejenigen, die viel Geld in ihrem Leben verdienen, aber nicht bereits sind, etwas zurückzugeben. Das war so seine Lebensphilosophie."
Als er vor sechs Jahren starb, hinterließ der Patriarch mit dem großen Herzen Schulden in Höhe von 60 Millionen Mark. Carola Ammerschläger erfuhr erst nach dem Tod ihres Mannes, wie es wirklich um das Unternehmen bestellt war. Der Niedergang ließ sich nicht mehr abwenden.
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