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"Generation What?": Europäische Jugend mit wenig Vertrauen in Politik und Institutionen
Europäischer Abschlussbericht der Jugendstudie unter Beteiligung von ZDF, BR und SWR (FOTO)

"Generation What?": Europäische Jugend mit wenig Vertrauen in Politik und Institutionen / Europäischer Abschlussbericht der Jugendstudie unter Beteiligung von ZDF, BR und SWR (FOTO)
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Mainz (ots)

An der bisher größten europäischen Jugendstudie haben sich fast eine Million junger Menschen zwischen 18 und 34 Jahren aus 35 Ländern Europas beteiligt. Die gesamteuropäischen Ergebnisse der "Generation What?"-Umfrage zeichnen das Bild einer jungen Generation, die sich Gedanken über soziale Ungleichheiten macht und zugleich der Politik und anderen Institutionen nicht zutraut, gesellschaftliche Probleme zu lösen. Am 5. April 2017 erscheint der europäische Abschlussbericht der "Generation What?"-Umfrage, die von der EBU koordiniert und in Deutschland vom ZDF, dem BR und dem SWR begleitet wurde. Die Umfrage war am 11. April 2016 online gestartet.

Laut Abschlussbericht haben 82 Prozent der jungen Menschen in Europa kein Vertrauen in die Politik (45 Prozent haben "überhaupt keines" und 37 Prozent haben "eher keines"). In Deutschland sind es lediglich 23 Prozent, die überhaupt kein Vertrauen in die Politik haben. Das ist im Europavergleich der niedrigste Wert. Am stärksten unterscheiden sich die jungen Deutschen hier von den Griechen (67 Prozent), den Franzosen (62 Prozent) und den Italienern (60 Prozent).

Offenbar fühlen sich die bildungsferneren Schichten deutlich stärker von der Politik im Stich gelassen, denn je niedriger die Bildung, desto größer ist das Misstrauen. Während europaweit 50 Prozent der Befragten mit niedrigem Bildungsniveau der Politik völlig misstrauen, sind es bei den Hochgebildeten "nur" 41 Prozent. Auch das Alter spielt bei der Einschätzung eine Rolle, ob man der Politik vertrauen kann oder nicht. Bei den 18- und 19-Jährigen sind es "nur" 37 Prozent, die der Politik völlig misstrauen, bei den 30- bis 34-Jährigen sind es dagegen 50 Prozent. Ein möglicher Grund für das Misstrauen: Fast neun von zehn Befragten nehmen eine wachsende soziale Ungleichheit in ihrem jeweiligen Land wahr. Dieser Befund zieht sich durch alle Teilnehmerländer.

Nicht nur die Politik hat einen schweren Stand bei der jungen Generation - auch das Vertrauen in Medien und religiöse Institutionen ist nur gering ausgeprägt. Von allen Institutionen kommen die religiösen am schlechtesten weg: 58 Prozent der jungen Europäer vertrauen ihnen gar nicht und weitere 28 Prozent eher nicht.

Laut Abschlussbericht ist in der jungen Generation durchaus die Bereitschaft vorhanden, sich aktiv einzubringen - zum Beispiel in einer politischen Institution: Neun Prozent aller jungen Europäer geben an, hier bereits positive Erfahrungen gemacht zu haben. Für 31 Prozent ist institutionalisiertes politisches Engagement zwar Neuland, aber durchaus eine Überlegung wert. Dabei gibt es jedoch große Unterschiede zwischen den verschiedenen Ländern. Die Bereitschaft, in politischen Organisationen aktiv zu werden, ist in Deutschland mit Abstand am stärksten (44 Prozent) und am niedrigsten in Griechenland (13 Prozent). Unter den deutschen Befragten ist auch der Anteil derer am niedrigsten, die politisches Engagement grundsätzlich für sich ausschließen (32 versus 52 Prozent europaweit). Für eine Aktivität in einer NGO ist am meisten Bereitschaft vorhanden (51 Prozent vs. 31 Prozent). Besonders in der jüngsten befragten Altersgruppe (18 bis 19 Jahre) kann man sich mit dem Gedanken, sich in einer Nichtregierungsorganisation zu engagieren, überdurchschnittlich häufig anfreunden (61 Prozent).

Das Verhältnis der jungen Generation zum europäischen Projekt ist von einem deutlichen Pragmatismus geprägt: Obwohl man wenig Vertrauen in Europa hat und sich weitaus stärker mit dem eigenen Land oder der eigenen Region identifiziert, spricht sich nicht mal jeder Sechste für einen EU-Austritt des eigenen Landes aus.

Die jungen Europäer wurden gefragt, ob sie sehr pessimistisch, eher pessimistisch, eher optimistisch oder sehr optimistisch an die Zukunft denken. Jeweils nur etwas weniger als zehn Prozent sind laut der Umfrage völlig optimistisch oder völlig pessimistisch. In der Tendenz ist ein etwas größerer Anteil optimistisch als pessimistisch (55 Prozent versus 43 Prozent). Vor dem Hintergrund der Sorgen um wachsende Ungleichheit und dem geringen Vertrauen in die Institutionen ist es überraschend, dass der Großteil der jungen Menschen positiv in die Zukunft blickt.

Die Umfrage umfasst 149 Fragen von Politik über Religion bis hin zu Sexualität und Lebensglück und gilt als größte vergleichende Studie dieser Art. Auch nach der Veröffentlichung der Endergebnisse können junge Menschen zwischen 18 und 34 Jahren auf www.generation-what.de noch bis Mitte April 2017 an der Umfrage teilnehmen und selbst ein Bild ihrer Generation zeichnen. Der europäische Abschlussbericht wurde in enger Zusammenarbeit mit dem SINUS-Institut erarbeitet und stellt eine Auswahl der gesamteuropäischen Befunde zu den Themenkomplexen Arbeit und Bildung, Vertrauen in Institutionen, Gesellschaft, Europa, Familie, Sex und Blick in die Zukunft vor.

Pressemappe Generation What?: http://ly.zdf.de/Wpre/

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