ZDF-Pressemitteilung
Schächter: "Gewalt darf nie spekulativer Selbstzweck sein"
Mainz (ots)
ZDF-Intendant stellt Grundsätze einer Leitorientierung für die weiteren Diskussionen am "Runden Tisch" vor
Mit dem Entwurf eines "Kodex über den Umgang mit Gewalt im Fernsehen" hat ZDF-Intendant Markus Schächter einen Vorschlag für die weitere Diskussion über Grenzen der Gewaltdarstellungen an einem "Runden Tisch " aller Medienbeteiligten gemacht. Nach dem ersten Treffen der Senderchefs beim Bundeskanzler sollen zum nächsten Treffen auch Internet-Provider und Videoproduzenten kommen. Schächter: "Hier besteht nicht zuletzt die Chance, die hohen Qualitätsstandards des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, insbesondere jene des Jugendschutzbereichs, auf Angebote Dritter sinngemäß zu erstrecken". Vor dem ZDF-Fernsehrat erläuterte Schächter die wichtigsten Punkte der ZDF-Leitlinien.
Nach ZDF-Auffassung ist eine klare Differenzierung zwischen Gewaltdarstellungen in Informationssendungen und im erzählerischen Fernsehen zu treffen. Für die Informationssendungen müssten die Leitorientierungen sicherstellen, dass die Fernsehberichte und die darin gezeigten Gewaltbilder eine dem Problem angemessene Auseinandersetzung mit den Ursachen und Hintergründen der Gewalt ermöglichen. Schächter: "Gewalt darf in der Berichterstattung über die gesellschaftliche Wirklichkeit nur gezeigt werden, um dies in all ihren Dimensionen verstehbar zu machen". Darüber hinaus dürfe die Darstellung nicht überdimensioniert werden; die Berichterstattung habe die Würde der Opfer zu achten; bei der Auswahl der Bilder sei im übrigen die seelische Belastbarkeit von Heranwachsenden in besonderem Maße zu berücksichtigen.
Für Fernsehfilme und Serien oder die Bearbeitung von Spielfilm- und Kaufprogrammen forderte der ZDF-Intendant "Standards einer dramaturgischen Grammatik". Gewalt dürfe nie spekulativ als Selbstzweck eingesetzt und dürfe nie ohne erklärenden Kontext zum dramaturgischen Element oder als Mittel erfolgreicher Konfliktlösung dargestellt werden. Gewalt dürfe nie als "cool" und "in" propagiert und jenseits des staatlichen Gewaltmonopols als gesellschaftlich legitim oder akzeptabel dargestellt werden.
Jeder Fernsehveranstalter habe sich seiner eigenen institutionellen Verantwortung zu stellen, unterstrich der ZDF-Intendant. Es entspreche von jeher dem Selbstverständnis des ZDF und seiner Programmverantwortlichen, die Belange des Jugendschutzes in seinen Sendungen umfassend zu beachten. Schächter: "Das ZDF wird sich von Trends, durch die die Grenzen der Gewaltdarstellungen verschoben werden und die Sensationsgier weiter angeheizt wird, mit Sicherheit nicht beirren lassen, sondern an seinen Qualitätsstandards festhalten und seiner Programmverantwortung nach wie vor in vollem Umfang gerecht werden.
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