ZDF-Magazin "Frontal 21": "Polensprinter" - Übermüdet, überladen und zu schnell
Spediteure und DGB fordern schärfere Regeln für Kleintransporter (FOTO)
Mainz (ots)
Speditionsverbände und Gewerkschaften fordern im ZDF-Magazin "Frontal 21" (Sendung am Dienstag, 27. Februar 2018, 21.00 Uhr) schärfere Gesetze und Kontrollen für sogenannte "Polensprinter". So heißen in der Speditionsbranche Kleintransporter mit bis zu 3,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht, häufig mit polnischen Kennzeichen, die oft zu Dumpingkonditionen Stückgut transportieren. Laut Versicherungswirtschaft haben Unfälle mit überladenen Kleintransporten massiv zugenommen.
Horst Kottmeyer vom Verband Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen fordert "für die Kleintransporter die gleichen Regeln wie für Lkw". Dazu gehörten ein digitaler Tacho, gleiche Lenk- und Ruhezeitregelungen und ein Verbot, dass die Fahrer ihre regelmäßige Wochenruhezeit im Fahrzeug verbringen. "Der Gesetzgeber muss handeln!", sagte Kottmeyer. Viele Fahrer seien übermüdet und führen mit überladenen "Polensprintern" an allen Kontrollen vorbei. Kottmeyers Verband vertritt nach eigenen Angaben rund 2000 Mitgliedsfirmen.
Nach "Frontal 21"-Recherchen werden Fahrer von "Polensprintern" pro Kilometer bezahlt. Wenn sie keine Touren haben, verdienen sie keinen Cent. Das ist nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) europaweit illegal. "Eine Bezahlung nach Kilometern, eine Bezahlung also, die den Fahrer dazu anhält, besonders schnell, besonders lange zu fahren, ist verboten", kommentierte Michael Wahl vom DGB-Projekt "Faire Mobilität" die ZDF-Recherchen. Auch würden weder tarifliche Bezahlung noch Arbeits- und Lenkzeiten der Fahrer kontrolliert.
Immer häufiger kommt es nach Angaben von Versicherungen zu Unfällen mit Beteiligung von Stückgut-Sprintern. Die Schweizer AXA Versicherung hat berechnet, dass solche Unfälle 2017 im Vergleich zum Vorjahr um 50 Prozent zugenommen haben. Eines der Hauptprobleme sei, dass Fahrzeuge überladen würden. Trotz des großen Volumens ist die Zuladung in der Regel auf 1100 Kilogramm beschränkt. Doch viele Fahrer würden sich nicht an die gesetzliche Beladungsgrenze halten.
Die Fahrer der Billigtransporter sind Arbeitsnomaden, die in ihren Kleinlastern oft monatelang am Rande der Autobahn leben. Sie übernachten in einer kleinen Kabine über dem Fahrerhaus. Immer auf dem Sprung, immer auf der Jagd nach neuer Fracht. Ihre Aufträge holen sie sich über Apps oder Transportbörsen im Internet. Bei einigen Internetbörsen unterbieten sich die Fahrer gegenseitig, um an Jobs zu kommen. So fahren sie ihre Stückgutaufträge zu Dumpingpreisen quer durch Europa.
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