ZDF-Programmhinweis
Mittwoch, 13. Juni 2018
Mainz (ots)
Bitte aktualisierten Programmtext beachten! Mittwoch, 13. Juni 2018, 22:45 Uhr ZDFzoom Am Puls Deutschlands #wasfuermichdeutschist Unterwegs mit Jochen Breyer In dieser Woche beginnt die Fußball-WM. Viele schwenken dann wieder Fahnen, malen Schwarz-Rot-Gold auf ihre Wangen. Doch was ist für uns deutsch? Dem geht ZDF-Moderator Jochen Breyer nach. Wieder ist eine Kampagne in den sozialen Netzwerken die Grundlage der Dokumentation. Der Aufruf mit dem Hashtag #wasfuermichdeutschist hat einen Nerv getroffen: Über 30 000 Zuschriften haben Jochen Breyer und sein Team per Mail, Facebook und Twitter erreicht. Natürlich waren auch sie dabei, die deutschen Klischees: Brot, Bier und Pünktlichkeit. Sehr, sehr viele Menschen haben auch intensiver diskutiert - über Deutsch-Sein, Demokratie und Grundgesetz, über Patriotismus und "German Angst", über Religion und den Wert von Gemeinschaft. Die besonders häufig genannten Themen hat das Team um Jochen Breyer aufgegriffen und die "Kommentatoren" zu Hause besucht. Das Ziel: nicht nur abstrakt diskutieren, was deutsch ist, sondern vor Ort erleben, was für die Menschen deutsche Identität ausmacht, was aus ihrer Sicht dazugehört und was nicht. Walter Lehr begegnet Jochen Breyer in dessen Haus am Waldrand, mit der Deutschland-Fahne im Garten. Der Rentner ist stolz darauf, Deutscher zu sein: "Man kann sich hier nicht beklagen. Alles sauber, ordentlich, wunderbar." Doch ihn stört, dass in Deutschland, als christlich geprägtem Land, immer mehr Moscheen gebaut würden. Seine größte Angst: "dass das Multikulti überhandnimmt. In der nächsten, übernächsten Generation gibt es vielleicht kein Müller, kein Meier und Schmidt mehr", drückt er seine Sicht auf die Lage im Interview mit Jochen Breyer aus. Meral Sahin lebt in der Kölner Keupstraße. Sie ist in Deutschland aufgewachsen, ihre Eltern kommen aus der Türkei. Was für sie deutsch ist? "Der Deutsche ist genau, ehrlich, direkt. Manchmal zu direkt. Manchmal tut das weh." Meral Sahin will zusammenbringen, setzt sich ein für Verständigung und Integration. Auf Horst Seehofers Aussage "Der Islam gehört nicht zu Deutschland" entgegnet sie: "Wir verlieren ganz wertvolle Zeit, uns mit diesen Dingen zu beschäftigen, statt zu überlegen: Wie machen wir das Beste daraus?" Bei Peter Köhler erlebt Jochen Breyer, was es für den Lkw-Fahrer heißt, Deutschland aus dem Führerhaus zu erleben. Deutsch ist für ihn: "Sicherheit für Bürger, die es leider nicht mehr gibt." schrieb er dem ZDF. Die Branche, in der Köhler arbeitet, ist durch ausländische Konkurrenz stark unter Druck. Auch er hat Angst, seinen Arbeitsplatz zu verlieren. Über das deutsche Sozialsystem sagt er: "Ich denke, Hartz IV ist ein Mittel, um die Leute bei der Arbeit zu halten. Diese Angst ist ein gutes Instrument. Jeder hat Angst, krank zu werden, jeder hat Angst, seine Arbeit zu verlieren." Der Lkw-Fahrer glaubt nicht mehr an eine unabhängige Berichterstattung in Deutschland. Er informiert sich über das Internet, erzählt er. In Böblingen trifft Jochen Breyer Petra Amann. Sie sagt, sie habe noch nie auf einen Aufruf dieser Art geantwortet, das Thema aber sei ihr wichtig. Normalerweise gibt Petra Amann Coachings. Ehrenamtlich versucht sie, Flüchtlingen Werte und Normen unserer Gesellschaft zu erklären. Denn: "Das eine, was wichtig ist, um Integration stattfinden zu lassen, ist die Sprache. Aber sehr wohl eben auch: Wie gehen wir miteinander um? Und da sind wir wieder bei den Werten und den Regeln", sagt sie im Interview mit Jochen Breyer. In einem ihrer Workshops trifft Breyer auf zwei Flüchtlinge. Wessam Al-Dabbas aus Syrien und Abdulie Secka aus Gambia. Beide sind seit etwa zwei Jahren in Deutschland. Deutsch sind für Wessam vor allem Vorschriften: "Die Regeln in Deutschland sind nicht so einfach, weil sie so viele haben." Bevor er nach Deutschland gekommen ist, habe er bei Deutschland vor allem Autos im Kopf gehabt. Inzwischen möchte er hier leben, eine Ausbildung machen und Kfz-Mechaniker werden. Viele Zuschauer fanden es "typisch deutsch", überhaupt über diese Frage zu diskutieren. Aber: Warum fällt es so schwer, konkret zu bestimmen, was deutsch ist? Warum fällt es so leicht, über das zu sprechen, was uns trennt, aber so schwer, das Verbindende zu benennen? Für Autor Peter Siebenmorgen liegt allem ein verkrampftes Verhältnis zum Deutsch-Sein zugrunde: "Einfach, weil mit diesem Begriff so viel an schlechter Geschichte mitschwingt, dass man sich eigentlich fast nur die Finger verbrennen kann, wenn man sich auf ihn bezieht." Trotzdem sei eine Debatte notwendig, meint auch der Politologe Yascha Mounk, der den Nationalismus als "halbwildes Tier" sieht: Es mache mehr Sinn, "es zu bändigen, als es sich selbst zu überlassen". Jochen Breyer sucht das Gespräch: offen, direkt, unverblümt. Und zeichnet auf diese Weise ein spannendes Bild von Deutschland im WM-Sommer 2018.
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