ZDF-Programmhinweis
37 Grad, Dienstag, 18. Februar 2003, 22.15 Uhr
Mainz (ots)
Kurz vor Bagdad Was Golfkriegsveteranen erzählen Film von Anne Worst
"Eines Tages werden mich mein Sohn und meine Tochter fragen, was ich im Krieg getan habe, und ich werde es ihnen erzählen. Und sie werden mir weitere Fragen stellen, Fragen, die mich nicht mehr loslassen werden, Fragen, die wir uns alle stellen sollten, bevor wir ein nächstes Mal in den Krieg ziehen?" Charles Sheehan-Miles, der ehemalige Panzer-Soldat im letzten Golfkrieg kann die Bilder von damals nicht mehr vergessen. Er ist sich zwar sicher, dass sie 1991 das Richtige getan haben, aber einem neuerlichen Angriff gegen den Irak steht der mit militärischen Ehren ausgezeichnete Kampfveteran kritisch gegenüber. Seine Erlebnisse von damals sitzen tief und bleiben unvergesslich. Deshalb hat er zusammen mit anderen Veteranen das nationale Golfkrieg-Dokumentationszentrum gegründet, dessen Präsident er lange Zeit war. Er und seine ehemaligen Kameraden sind einig: "Saddam Hussein soll weg, aber nicht zu dem Preis".
Sie haben Angst, dass der Gegner diesmal sein Arsenal von chemischen und biologischen Waffen erst richtig einsetzt. Damals war es vielleicht nur ein Vorgeschmack und auch diesmal wird die Ausrüstung der Soldaten nicht ausreichend sein. Die Männer haben Angst um die vielen jungen GI's, die im Moment in die Golf-Region aufbrechen.
Von den 567 000 amerikanischen GI'S, die 1991 Kuwait befreiten, haben 307 000 ein Veteranenhospital zwecks medizinischer Behandlung aufgesucht. Nahezu 200.000 Veteranen reichten einen Antrag auf Arbeitsunfähigkeit ein.
Einer von ihnen ist Frank Riley aus dem Bundesstaat Misssouri. Vor zwölf Jahren zog er in die Schlacht gegen Saddam. Seither ist sein Leben zerbröckelt, stückweise auseinandergefallen. Er hat "Bizarres" erlebt, wie er es beschreibt. Als der Krieg begann, schlugen die Chemiewaffen-Warngeräte aus. Love warf sich mehrmals in seinen Schutzanzug. Im Mai 1991, als die Schlacht geschlagen war, sah er zu, wie irakische Munitionsbunker von amerikanischen Sprengmeistern demoliert wurden. "Die redeten über die dort verstauten chemischen Waffen." Die GI's wurden nicht gewarnt, als die ganze Anlage in die Luft gejagt wurde. Später behauptete das Pentagon, Frank Riley sei 35 Kilometer entfernt gewesen, doch in Wahrheit waren es knapp 1,5 Kilometer. Bereits ausgemustert, wurde er im Frühjahr 1993 krank. "Ich konnte weder essen noch trinken und hatte unglaubliche Schmerzen. Mahlzeiten fühlen sich an wie zerbrochenes Glas, Getränke wie Batteriesäure." Wie Kirt Love leiden viele Veteranen an den Folgen des Krieges. Und wie Love und Gustafson warnen sie vor einem neuen Krieg, weil sie Angst haben, dass die jungen Soldaten wieder "verheizt" werden wie sie selbst.
"Wenn sie mich rufen, gehe ich wieder hin", Kevin Gregory, der Ex-Feldfebel wäre durchaus bereit, gegen den Diktator des Irak ein zweites Mal in den Krieg zu ziehen. Er hielt den damaligen Waffenstillstand für verfrüht und einen Fehler, und er ist überzeugt, dass es höchste Zeit wird, dem Tyrannen Saddam das Handwerk zu legen. Gregory weiß von vielen Soldaten, denen es nach dem Krieg schlecht ging, die nicht mehr arbeiten konnten. Auch er ist aus der Armee ausgestiegen, wieder in seinen alten Beruf als Soft-Ware-Fachmann. Aber über das, was er damals erlebte, redet er heute noch nicht gerne. Jetzt wo es wieder nach Krieg riecht, kommt alles wieder hoch. Und erst jetzt fängt er seiner Frau gegenüber langsam an, darüber zu sprechen, was er damals erlebte.
Die 37 Grad-Sendung "Kurz vor Bagdad" will dicht an drei Kriegsveteranen herausarbeiten, wie sie damals den Angriff auf den Irak erlebt haben, wie sie mit den Erfahrungen fertig geworden sind, wie sich ihr Leben dadurch verändert hat, und was die momentanen Kriegsvorbereitungen auslösen.
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