ZDF-Politbarometer Juni II 2019
Schwarz-Grün beliebtestes Koalitionsmodell
Vertrauen in Fortbestand der Großen Koalition wieder gestiegen (FOTO)
Mainz (ots)
Für eine Koalition aus CDU/CSU und Grünen nach der nächsten Bundestagswahl sprechen sich 46 Prozent der Befragten aus, 39 Prozent fänden das schlecht, und 13 Prozent wäre es egal. Das ist der größte Zuspruch für Schwarz-Grün bisher und zudem das einzige Koalitionsmodell, das von den Befragten mehr Zustimmung als Ablehnung erfährt. Von den zur Bewertung vorgelegten Dreierbündnissen fänden 34 Prozent eine Jamaika-Koalition aus CDU/CSU, FDP und Grüne gut (schlecht: 47 Prozent), 30 Prozent befürworteten Rot-Rot-Grün (schlecht: 56 Prozent) und 27 Prozent eine Ampel aus SPD, FDP und Grünen (schlecht: 53 Prozent). Auf noch weniger Gegenliebe würde mit 23 Prozent eine erneute Große Koalition (schlecht: 58 Prozent) stoßen, und die geringste Unterstützung erhielte ein Regierungsbündnis aus CDU/CSU und AfD (gut: 11 Prozent; schlecht: 82 Prozent).
Kamen direkt nach der Europawahl größere Zweifel auf, ob die jetzige Regierung aus Union und SPD bis zur nächsten Bundestagswahl 2021 halten wird, so erwartet jetzt wieder eine Mehrheit von 60 Prozent (Juni I: 47 Prozent) eine Fortführung der Großen Koalition. Gut ein Drittel (34 Prozent; Juni I: 46 Prozent) glaubt, dass sie vorzeitig zerbrechen wird.
Projektion: Grüne bleiben stark
Die Grünen können ihren Rekordwert in der Politbarometer-Projektion halten. CDU/CSU und SPD bleiben auf niedrigem Niveau. Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, käme die Union weiterhin auf 27 Prozent, die SPD könnte sich leicht verbessern auf 14 Prozent (plus 1), und die Grünen erreichten erneut 26 Prozent. Die AfD bliebe bei 13 Prozent, die FDP bei 7 Prozent, und auch die Linke erhielte unverändert 7 Prozent. Die anderen Parteien zusammen lägen bei 6 Prozent (minus 1). Damit hätte eine Koalition aus CDU/CSU und Grünen weiterhin als einziges Zweier-Bündnis eine Mehrheit.
Top Ten: Merkel auf Platz eins
Bei der Beurteilung nach Sympathie und Leistung auf der Skala von +5 bis -5 liegt Angela Merkel mit einem Durchschnittswert von 1,4 (Juni I: 1,3) jetzt wieder knapp vor Robert Habeck, der auf 1,3 (Juni I: 1,3) kommt. Weiterhin kann ihn ein vergleichsweise großer Anteil der Befragten (43 Prozent) mangels Bekanntheit nicht einstufen. Platz drei belegt Heiko Maas mit 0,8 (Juni I: 0,8) vor Olaf Scholz, der mit 0,5 (Juni I: 0,7) jetzt etwas schlechter bewertet wird, und Jens Spahn, der sich mit 0,3 (Juni I: 0,1) verbessern kann. Ebenfalls mit 0,3 (Juni I: 0,3) wird Christian Lindner eingestuft, danach Markus Söder mit 0,0 (Juni I: 0,1). Annegret Kramp-Karrenbauer bleibt, nach ihrem Einbruch vor zwei Wochen, mit minus 0,1 (Juni I: minus 0,1) leicht im Negativbereich. Ihr folgt Horst Seehofer mit minus 0,5 (Juni I: minus 0,5). Er tauscht den Platz mit Andrea Nahles, die sich auf minus 0,5 (Juni I: minus 0,3) verschlechtert und jetzt am Ende der Liste steht.
Union und Kanzlerkandidaten-Frage
Lediglich ein Viertel der Befragten (25 Prozent) ist der Meinung, Annegret Kramp-Karrenbauer soll bei der nächsten Bundestagswahl Kanzlerkandidatin der CDU/CSU werden, fast zwei Drittel (64 Prozent) sehen das nicht so. Auch in den eigenen Reihen überwiegt klar die Skepsis: 30 Prozent der CDU/CSU-Anhänger sind dafür, dass die Parteichefin auch Kanzlerkandidatin wird, 60 Prozent aber sind dagegen.
Grüne und Kanzlerfähigkeit
Eine Bundesregierung zu führen und den Kanzler oder die Kanzlerin zu stellen, trauen 42 Prozent den Grünen zu, 55 Prozent haben hier Zweifel. Besonders groß fallen diese bei den Anhängern von AfD (79 Prozent), CDU/CSU (74 Prozent) und FDP (69 Prozent) aus. Umgekehrt hält neben den eigenen Anhängern (69 Prozent) auch eine Mehrheit der Linke-Anhänger (57 Prozent) die Grünen für kanzlertauglich, die SPD-Anhänger sind gespalten (ja: 47 Prozent; nein: 49 Prozent). Klar unterschiedliche Einschätzungen zeigen sich auch zwischen Jung und Alt: Während die Grünen für die meisten unter 30-Jährigen (56 Prozent) Kanzler können, sprechen der Partei zwei Drittel (66 Prozent) der ab 70-Jährigen diese Fähigkeit ab.
"Fridays for Future"-Demos: Mehr klimapolitische Konsequenzen
Deutlich mehr Befragte als vor zwei Monaten glauben, dass die sogenannten "Fridays for Future"-Demonstrationen zu Verbesserungen in der Klimapolitik führen werden. Nach 37 Prozent im April meinen jetzt 51 Prozent, dass die Politik deshalb mehr für den Klimaschutz tun wird, 48 Prozent (April: 61 Prozent) bezweifeln das.
Russland-Sanktionen: Deutsche uneins
Die wirtschaftlichen Strafmaßnahmen der EU, die nach der Annexion der Krim und der Intervention in der Ukraine gegen Russland verhängt wurden, sollen nach Meinung von 15 Prozent der Befragten verschärft werden, 38 Prozent wollen eine Beibehaltung der Sanktionen und 37 Prozent, dass sie gelockert werden. Befragte im Osten (55 Prozent) sprechen sich dabei wesentlich häufiger für eine Lockerung der Sanktionen aus als Befragte im Westen (33 Prozent).
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 17. bis 19. Juni 2019 bei 1291 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Dabei werden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/- zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 28 Prozent, SPD: 15 Prozent, AfD: 9 Prozent, FDP: 7 Prozent, Linke: 7 Prozent, Grüne: 31 Prozent. Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 19. Juli 2019.
Weitere Informationen zur Methodik der Umfrage und zu den genauen Frageformulierungen auf www.forschungsgruppe.de.
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