ZDF-Pressemitteilung
Achtung Redaktionen: Erweiterte Fassung zum Besuch des US-Botschafters beim ZDF
US-Botschafter: USA keine Besatzungsmacht
Mainz (ots)
Untersuchung des Angriffs auf Journalisten in Bagdad
Die USA sehen sich "nicht als Besatzungsmacht". Das sagte der amerikanische Botschafter in Deutschland, Daniel Coats, dem ZDF. "Unsere Vision ist es", so Coats, "den Irak an das irakische Volk zurückzugeben." Es gehe auch nicht darum, den Reichtum des Landes auszubeuten. "Wir gehen hinein, um zu befreien."
Bei einem Redaktionsbesuch im ZDF Sendezentrum in Mainz nahm Botschafter Coats zu weiteren Themen Stellung:
Zur Frage, ob Saddam Hussein bei einem Bombenangriff auf Bagdad am Dienstag getötet wurde:
"Wir sind uns noch nicht sicher. Wir hatten gute geheimdienstliche Hinweise und wir wissen, er und seine Söhne waren in dem Gebäude. Ob sie das Gebäude vor dem Angriff verlassen haben oder nicht, wissen wir derzeit nicht mit Sicherheit. Es wird Zeit brauchen, das zu klären."
Zur Frage, ob die USA vielleicht einen Pyrrhus-Sieg erringen, wenn die Stimmung in der arabischen Welt sich gegen die USA entlädt:
"Wir sehen jetzt Bilder jubelnder und sehr glücklicher Iraker in Basra und anderen Städten. Sobald die Iraker begreifen, dass sie die Rache Saddam Husseins nicht mehr zu fürchten haben, wie noch 1991, werden immer mehr auf die Straße gehen, um ihre Dankbarkeit auszudrücken."
Zur Frage, ob Saddam Hussein tatsächlich so eine große Bedrohung war, angesichts der Tatsache, dass bisher keine Massenvernichtungswaffen gefunden wurden:
"Nach dem Ende des Krieges werden wir eine erschöpfende Suche beginnen. Derzeit richtet sich aber unser Hauptaugenmerk darauf, den Krieg auf dem Schlachtfeld zu gewinnen. Erst dann werden wir eine systematische Suche im ganzen Land durchführen können und in der Lage sein, mit irakischen Fachleuten zu sprechen, die bislang aus Furcht um ihr eigenes Leben und das ihrer Familien geschwiegen haben."
Nach Angaben von Coats sollen nun offizielle Ermittlungen klären, wie es am Dienstag zum Beschuss des Palestine-Hotels in Bagdad kam. "Wir werden eine komplette Untersuchung durchführen", sagte der US-Botschafter bei seinem Redaktionsbesuch im ZDF. Beim Einschlag der Granate, die von einem US-Panzer auf den 15. Stock des Hotels abgefeuert wurde, waren mehrere Journalisten getötet oder verletzt worden.
Coats telefonierte mit dem ZDF-Korrespondenten Ulrich Tilgner in Bagdad, der dem Botschafter die Ereignisse des gestrigen Tages schilderte. Vom Hotel seien mit Sicherheit keine Schüsse abgefeuert worden, so Tilgner; außerdem liege die Lobby des Palestine, aus der die US-Truppen angeblich beschossen worden seien, auf der dem Tigris abgewandten Seite des Gebäudes. Tilgner kritisierte auch, dass die Büros des arabischen Fernsehsenders Al Jazeera ohne vorherige Warnung bombardiert wurden. Einer seiner Freunde sei bei diesem Angriff getötet worden.
Der US-Botschafter bedankte sich für die Informationen und sprach dem ZDF-Korrespondenten sein Beileid aus: "Ich verspreche Ihnen, dass ich dies an das Außenministerium und andere Stellen berichten werde. Und ich kann Ihnen sagen, dass es absolut nicht unsere Politik ist, auf Journalisten zu zielen. Wir werden eine komplette Untersuchung durchführen und alle Fakten ermitteln. Ich bedanke mich für Ihre Informationen, die ich weiterleiten werde, damit sie bei den Ermittlungen zu diesem tragischen Ereignis berücksichtigt werden. Der Verlust von Menschenleben, unter welchen Umständen auch immer, ist bedauerlich. Und ich weiß, dass unsere Politik sicher nicht ist, unschuldige Zivilisten einschließlich Journalisten zu töten oder zu verletzen. Wir werden das untersuchen, alle Fakten herausfinden, wahrheitsgemäß berichten und dann Verantwortung übernehmen, falls dies erforderlich ist."
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