ZDF-Pressemitteilung
ZDF-Sendung "Frontal 21": LKW-Mautsystem von Toll Collect auch im Regelbetrieb ungeeignet
Selbst Hobby- Störsender machen Erfassung unmöglich
Mainz (ots)
Das Mautsystem von Toll-Collect ist technisch äußerst störanfällig und kann mit einfachsten Mitteln außer Betrieb gesetzt werden. Kleinste, selbstgebaute Sender können die automatische Mauterfassung unmöglich machen, erklärte Prof. Wolfgang Lechner, einer der führenden Navigationsexperten in Europa, gegenüber dem ZDF- Magazin "Frontal 21" (Dienstag, 18. November 2003, 21.00 Uhr). "Jeder halbwegs intelligente Bastler kann Störsender bauen, die über Dutzende oder Hunderte Kilometer das GPS-Signal stören, so dass das Signal in weiten Teilen so nicht mehr nutzbar ist." Baupläne dazu stünden im Internet; das Material könne sich jeder in einem Elektro-Großmarkt zusammenstellen.
Doch nicht nur Hobbybastler sind eine Gefahr für das System. Auch Spediteure und LKW-Fahrer könnten mit einem Störsender für nur fünf bis zehn Euro ihre Mautkosten reduzieren. Ein betroffener Spediteur, Arno Wagner von der Landauer Transportgesellschaft LTG, räumte gegenüber "Frontal 21" ein: "Ich glaube nicht, dass der kleinere Unternehmer oder der selbstfahrende Unternehmer sich scheuen wird, das Gerät einzusetzen." Zwar bestünde die Gefahr, dabei erwischt zu werden, dennoch sei die Versuchung groß, die Kontrollen zu umgehen.
In einer Stellungnahme gegenüber "Frontal 21" wies Toll Collect auf Gegenmaßnahmen hin: "Sollte ein sogenannter Störsender zum Einsatz kommen, würde dieser durch die ständig im Einsatz stehenden Kontrollfahrzeuge schnell lokalisiert werden. Die Errichtung von GPS- Störsendern hätte im Übrigen nicht nur Auswirkungen auf die Funktionsweise des Mautsystems, sondern würde als krimineller Akt strafrechtlich verfolgt." In einem weiteren Schreiben, das "Frontal 21" vorliegt, gab das Unternehmen allerdings zu, dass das zivile GPS- Signal mit sehr einfachen Mitteln gestört werden könne.
In der Fachwelt ist die Störanfälligkeit des Systems schon lange bekannt. So kam eine Studie für die österreichische Regierung aus dem Jahr 1999 zu dem Ergebnis, dass eine GPS/GSM basierte Technik nicht zur Erhebung der Maut geeignet sei. Außerdem wurde darin festgestellt: "Die wesentlichste Limitierung der eingesetzten Technologien sind sicherlich, dass die Positionsbestimmung mittels GPS eine begrenzte Genauigkeit besitzt und der GPS-Empfang auch nicht überall gewährleistet ist."
Der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Bundestag, Horst Friedrich, hält das Risiko für nicht hinnehmbar: "Eine der wichtigsten Voraussetzungen des Mautsystems ist der störungsfreie Empfang des Satellitensignals." Deshalb kann und werde das System so nicht laufen, sagte Friedrich gegenüber "Frontal 21".
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