ZDF-Politbarometer: Oktober I 2021
Regierungsbildung: Mehrheit für Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP
Unions-Anhänger: Laschet trägt Hauptschuld an Wahl-Debakel
Mainz (ots)
Anders als vor der Bundestagswahl erfährt ein Regierungsbündnis aus SPD, Grünen und FDP jetzt eine klare Unterstützung. 59 Prozent fänden es gut, wenn es zu einer Ampel-Koalition käme, 20 Prozent schlecht und 19 Prozent wäre das egal (Rest zu 100 Prozent hier und im Folgenden jeweils "weiß nicht"). Die Anhängerschaften der betreffenden Parteien stehen einem solchen Bündnis positiv gegenüber: Von den SPD-Anhängern sind 82 Prozent, von den Grünen-Anhängern 80 Prozent und von den FDP-Anhängern 53 Prozent dafür. Auf wenig Zustimmung stoßen dagegen eine "Jamaika"-Koalition aus CDU/CSU, Grünen und FDP (gut: 24 Prozent) sowie eine von der SPD geführte Große Koalition (gut: 22 Prozent). Beide Bündnisoptionen werden von jeweils rund 60 Prozent der Befragten abgelehnt (egal: 12 Prozent bzw. 15 Prozent).
Eine Mehrheit der Befragten empfiehlt vor den jetzt anstehenden Sondierungsgesprächen sowohl den Grünen als auch der FDP eine Ampel-Koalition: 70 Prozent sind der Meinung, die Grünen sollten eine Koalition mit SPD und FDP anstreben, nur 20 Prozent raten zu einem Bündnis mit Union und FDP. Auch der FDP wird mehrheitlich ein Zusammengehen mit SPD und Grünen (65 Prozent) nahegelegt, für "Jamaika" sind nur 26 Prozent.
Drei Viertel wollen Scholz als Bundeskanzler
Als nächsten Bundeskanzler wünschen sich jetzt 76 Prozent Olaf Scholz und nur 13 Prozent Armin Laschet. Neben sehr großen Mehrheiten in den Anhängerschaften von SPD, Grünen und Linke sprechen sich auch 61 Prozent der FDP-Anhänger und 55 Prozent der AfD-Anhänger für Scholz aus. Sogar in der CDU/CSU-Anhängerschaft sind 49 Prozent für Scholz und nur 39 Prozent für Laschet.
Klare Mehrheit für Rücktritt Laschets als Parteivorsitzender
Fast zwei Drittel (63 Prozent) meinen, Armin Laschet sollte jetzt als CDU-Parteivorsitzender zurücktreten, darunter auch 62 Prozent der Unions-Anhänger. Die Hauptschuld am schlechten Abschneiden der Union bei der Bundestagswahl trägt für 40 Prozent aller Befragten Spitzenkandidat Armin Laschet. Für 7 Prozent sind es vor allem die politischen Inhalte der Partei und 49 Prozent meinen, es lag an beidem gleichermaßen. In der Anhängerschaft der CDU/CSU wird die Verantwortung dafür noch stärker bei Laschet (65 Prozent) gesehen, 5 Prozent nennen die politischen Inhalte und 27 Prozent sagen beides.
Projektion: SPD mit deutlichem Abstand vor Union
Wenn am nächsten Sonntag bereits wieder gewählt würde, dann läge die SPD noch klarer vor der Union als bei der Wahl vor einer Woche: Die SPD könnte dann mit 28 Prozent rechnen, die CDU/CSU nur noch mit 20 Prozent, ihrem bisher schlechtesten Projektionswert im Politbarometer. Die Grünen erreichten 16 Prozent, die FDP erhielte 13 Prozent, die AfD 10 Prozent und die Linke 5 Prozent. Die anderen Parteien lägen zusammen bei 8 Prozent.
Top Ten: Deutliche Gewinne für Scholz, Lindner und Habeck
Bei der Beurteilung nach Sympathie und Leistung ("Was halten Sie von?") ist Angela Merkel weiterhin auf Platz eins mit einem Durchschnittswert von 2,3 (Sept. III: 2,4) auf der Skala von +5 bis -5. Nur knapp dahinter folgt jetzt Olaf Scholz, der sich mit 2,2 (1,6) stark verbessern kann. Robert Habeck legt mit 1,6 (1,2) ebenfalls klar zu. Danach kommen Markus Söder mit 1,1 (1,2) und Christian Lindner, der mit 1,0 (0,4) deutlich hinzugewinnt. Es schließen sich an: Annalena Baerbock mit verbesserten 0,4 (0,1), Heiko Maas mit 0,0 (0,0), Jens Spahn mit 0,0 (0,0) und Friedrich Merz mit minus 0,2 (minus 0,3). Auf dem letzten Platz erneut Armin Laschet, der sich sehr stark verschlechtert und nur noch mit minus 1,2 (minus 0,4) bewertet wird.
Corona: Gefahr für eigene Gesundheit rückläufig
In der Corona-Pandemie nimmt aus Sicht der Befragten die persönliche Gesundheitsgefährdung deutlich ab. Nach 42 Prozent vor zwei Wochen sagen jetzt nur noch 31 Prozent, dass das Virus eine Gefahr für ihre Gesundheit darstellt, 67 Prozent sehen für sich kein Risiko (Sept. III: 56 Prozent). Die aktuell geltenden Corona-Maßnahmen sind für 64 Prozent gerade richtig, 13 Prozent fordern eher strengere Maßnahmen und 21 Prozent finden die Vorgaben übertrieben.
Mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zwischen West und Ost
Kurz vor dem Tag der deutschen Einheit überwiegen für 52 Prozent aller Deutschen zwischen dem Westen und dem Osten die Gemeinsamkeiten, für 42 Prozent stehen die Unterschiede im Vordergrund. Die Befragten im Osten sehen das allerdings kritischer: Für 54 Prozent fallen die Unterschiede stärker ins Gewicht, 42 Prozent betonen das Gemeinsame.
Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 28. bis 30. September 2021 bei 1.249 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Dabei wurden sowohl Festnetz- als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/- drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/-zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: SPD: 34 Prozent, CDU/CSU: 16 Prozent, Grüne: 21 Prozent, FDP: 13 Prozent, AfD: 5 Prozent, Linke: 5 Prozent. Das nächste bundesweite Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 15. Oktober 2021. Weitere Informationen zur Methodik der Umfrage und zu den genauen Frageformulierungen https://forschungsgruppe.de.
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