ZDF-Programmhinweis
Donnerstag, 29. Januar 2004, 21.15 Uhr, auslandsjournal
Mainz (ots)
Donnerstag, 29. Januar 2004, 21.15 Uhr auslandsjournal mit Dietmar Ossenberg
Tod im Schnee - Die vergessenen Dörfer Kurdistans Tief sinken die Hufe der Maultiere in den Schnee. Zu eisigen Wolken gefriert der Atem ihrer Reiter. Steinig und steil ist der Weg, vier beschwerliche Stunden sind es zur nächsten Straße. Hoch oben im Dorf Akkaya in den Bergen Ostanatoliens gibt es nicht einmal ein Telefon. Wer im Winter dringend medizinische Hilfe braucht, ist so gut wie verloren: Vor kurzem erst ist eine Schwangere auf dem Weg zum Krankenhaus verblutet.
Geheimdienstmitarbeiter stoppen unseren Korrespondenten Stephan Hallmann und sein Team, noch ehe sie die Stelle erreichen, an der die Dorfbewohner auf sie warten, um sie mit Maultieren in die unwegsamen verschneiten Berge hoch nach Akkaya zu führen. Journalisten dürfen hier nicht weiter, bedeutet der Agent in Zivil.
Ankara, die Zentralregierung und auch ihre Gesetze sind fern. In der Hauptstadt Hakkari und der gleichnamigen Provinz weit im Osten der Türkei haben immer noch die Militärs das Sagen. Journalisten sehen sie als Störenfriede, wer kritisch berichten will, wird mit Argusaugen bewacht, auf Schritt und Tritt verfolgt. "Warum sie euch nicht zu uns ins Dorf lassen? Ich weiß es nicht. Da die Armee hier der Staat ist, wissen wir überhaupt nichts", empört sich ein Einwohner Akkayas.
Berichten darf die Presse hier im türkischen Osten nur über das, was den Militärs genehm ist. Nicht dazu gehört das Schicksal der fünfzig Familien im abgeschnittenen Akkaya, das so beispielhaft ist für viele Dörfer in den wilden kurdischen Bergen. Armut, soziale Probleme, Korruption und Willkür der Oberen sind Alltag der Menschen.
Dabei fordern die Menschen nichts mehr als eine Straße und dass sich die Regierung ein wenig um sie kümmert. "Das Militär hat jetzt mit dem Hubschrauber Ärzte in unser Dorf geschickt. Aber erst als es merkte, dass die Presse sich für uns interessiert. Vorher haben sie sich nicht um uns gekümmert", berichtet Ismail Demirel wütend. Er ist der Schwager der Frau, die vor kurzem auf dem Weg ins Krankenhaus verblutete.
Sechs Monate im Jahr ist Akkaya von der Außenwelt abgeschnitten, so lange dauert der Winter in den ostanatolischen Bergen. Kranke, Verletzte oder Schwangere können im Notfall nur mit einer selbstgezimmerten Trage in die nächste Stadt gebracht werden. Noch bevor die 24-jährige Sinem Demirel die Straße erreichte, war sie tot. Von den Zwillingen, die sie unterwegs noch zur Welt brachte, überlebte nur eines. Fünf Geschwister müssen nun ohne Mutter aufwachsen.
ZDF-Korrespondent Stephan Hallman berichtet aus einer vergessenen Region, in der eine einzige Straße Menschenleben retten könnte.
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