Freitag, 15. Juli 2022, 23.00 Uhr
aspekte
Mainz (ots)
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Wir sind von Plastik umgeben. Es ist an uns und sogar in uns. Auch der konsequenteste Öko kann nicht gänzlich plastikfrei leben. Jo Schück ist auf der Suche nach Lösungen aus dem
Irrsinn.Die Deutschen sind im globalen Vergleich die Streber unter den Umweltschützern, aber allein sie produzieren 38 Kilo Plastikmüll jährlich pro Kopf, ein Spitzenplatz in Europa mit steigender Tendenz. Wie konnte es soweit kommen und wie kommen wir da wieder raus?
Für den Siegeszug des Plastiks steht der meistverkaufte Stuhl der Welt: Der Monobloc aus 100 Prozent Kunststoff ist leicht, stapelbar und billig und wurde angeblich acht Milliarden Mal verkauft. Jo Schück trifft den Filmemacher und Autor Hauke Wendler, der sich acht Jahre lang mit diesem Sitzmöbel beschäftigt und ihm mit einem Buch und einem Film ein Denkmal setzt.
Die Folgen des Plastik-Konsums für Umwelt und Mensch sind gravierend und Müll-Verbrechen passieren täglich. Ein Problem: Müllexporte an ärmere Länder. Ein Teil des gewaltigen Abfallaufkommens wird ins Ausland verschifft. In der Türkei oder in Malaysia lagert der Müll oft auf wilden Deponien, statt dort recycelt zu werden. Immerhin: Die Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz Steffi Lemke will jetzt ein Exportverbot auf den Weg bringen. Greenpeace-Aktivistin Viola Wohlgemuth spricht mit Jo Schück über das Plastik-Geschacher. Es sei ein Unding, dass Deutschland wertvolle Kunststoffe außer Landes schaffe und nur ein Bruchteil wiederverwerte. Nur 2,8 Prozent der in Deutschland verarbeiteten Kunststoffprodukte sind das - laut Plastikatlas der Heinrich-Böll-Stiftung.
Beim Recycling-Unternehmen Veolia in Hamburg kann sich Jo Schück davon ein eigenes Bild machen. Mit einem Anteil von etwa 45 Prozent ist die Recycling-Quote hierzulande auf den ersten Blick ganz gut. Doch das ist nur der Teil des Plastikmülls, der bei den Recycling-Unternehmen ankommt.
Die Heuchelei im Umgang mit Plastik kritisiert die Künstlerin Swaantje Güntzel und zwar in quietschbunter Ästhetik. Zum Beispiel hat sie einen niedlichen Automaten gebaut, gefüllt mit Plastik auf den Mägen von Tieren. Jo Schück besucht sie in ihrer Hamburger Galerie. Ihre Fotografien, Performances und Installationen verstören und legen die Finger in die Wunde.
Sind die Menschen zu doof, sich selbst zu retten? Haben wir den Kampf verloren?
Jo Schück besucht Prof. Michael Braungart, an der Leuphana Universität in Lüneburg, als Visionär will er unsere gesamte Wertschöpfungskette neu überdenken und designen. Sein Markenkern: die Cradle-to-Cradle-Idee, der in sich geschlossene Stoffkreislauf, der wirtschaften ohne Energieverlust möglich macht.
Werden die Menschen je auf Plastik verzichten? Eher nicht, meinen die Gründerinnen des Start-ups Traceless. Sie stellen aus Agrarindustrie-Resten ein Granulat her, das biologisch abbaubar ist - Jo Schück schaut sich das "gute" Plastik an und will wissen, ob es massentauglich werden kann.
Die Politik, die Industrie und wir alle müssen unseren gesamten Umgang mit Plastik überdenken. Auch sie treibt die Plastik-Plage um: Die Band il Civetto. In ihrem Song "Viel Zu Viel" kritisieren sie unseren konsumgetriebenen Lebensstil.
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