ZDF-Programmhinweis
Donnerstag, 12. Februar 2004, 21.15 Uhr
auslandsjournal
Mainz (ots)
Donnerstag, 12. Februar 2004, 21.15 Uhr
auslandsjournal mit Dietmar Ossenberg
Jägerschnitzel in der Südsee - Das deutsche Erbe von Palau
Sanft wiegen sich die Palmen im Südseewind, der Himmel ist von fast unwirklichem Blau, und das Meer leuchtet noch türkiser als Hochglanzfotos in Reiseprospekten es vermöchten. Ungetrübt scheint sie, die Paradies-Idylle Palaus, bis aus dem Nichts die Plage hereinbricht: wilde Affen. In Horden, schreiend, raubend und vandalisierend brechen die Affen in die Gemüsegärten der Palauer ein. In Scharen fallen sie über die Papayas her, vergehen sich an Tapioka-Wurzeln und an Taro-Knollen. "Ich verlange von der deutschen Regierung, dass sie endlich etwas unternimmt und uns von dieser Affenplage befreit", ereifert sich Tamako Gabriel. "Ich hasse Affen!" Die wütende Bauersfrau weiß, wer an der Affenplage schuld ist. Die Deutschen sollen sie mitgebracht haben in dieses Südseeparadies südöstlich der Philippinen im Nordpazifik. 1899 erwarb Kaiser Wilhelm II. die Inselgruppe von Spanien und sicherte so seinem späten Kolonialreich für 18 000 Mark einen "Platz an der Sonne". Doch viele Spuren haben die einstigen Herren nicht hinterlassen. Tief im Urwald erinnern noch die überwucherten Skelette der Deutschen Südseephosphat Aktiengesellschaft an die Ausbeuter aus dem Wilhelminischen Deutschland. "Das ist die Bahnstrecke, auf der die Deutschen damals das Phosphat vom Inneren der Insel zur Westküste transportiert haben", erklärt Joshua Lewis, der auf der Insel Angaur Touristen herumführt. "Und auch die Affen benutzten die Deutschen im Bergbau. Sie dienten unter Tage als Warnmelder für giftige Gase." 1914 beendeten die Japaner die deutsche Herrschaft, und für die nächsten Jahrzehnte waren sie es, die die Bodenschätze der Insel ausbeuteten. Doch auch die Japaner blieben nicht viel länger als die Deutschen: Im Dschungel auf der Insel Peleliu zeugen noch heute Knochen, Panzertrümmer und Flugzeugwracks von einer blutigen Schlacht im zweiten Weltkrieg. Herr Nakagawa ist selbst Kriegsveteran. Heute arbeitet der Japaner als Fremdenführer in Palau. Er zeigt uns die Stelle im dichten Urwald, wo sich vor 60 Jahren Zehntausende bis zum Tode bekämpften. "In diesen Höhlen hielten sich die japanischen Soldaten versteckt", erklärt Nakagawa. "Nach fast zwei Monaten Kampf gewannen die Amerikaner immer mehr Boden, und unsere Soldaten begingen in den Höhlen massenhaft Selbstmord." So pilgern noch heute Angehörige und Kriegsveteranen aus Japan nach Palau. Die meisten deutschen Besucher allerdings kommen als Touristen, zum Tauchen, Baden und Sonnen. Wer hier die Spuren der Kolonialisten des Kaiserreichs finden wollte, würde enttäuscht. Nur einige Grabsteine auf dem alten Friedhof erinnern an jenes kurze Kapitel der palauischen Geschichte. Und auf der Speisekarte im Strandrestaurant von Angaur ist zwischen Sushi-Röllchen und Südseespeisen ein Schnitzel mit Jägersoße zu finden.
Weitere Themen: Die Kinder der Revolution - Der Iran zwischen Mullahs und Moderne Arbeit und Alpenblick - Deutsche als Gastarbeiter in Österreich
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