ZDF-Programmhinweis
Donnerstag, 2. September 2004, 21.15 Uhr, auslandsjournal
Mainz (ots)
Palästinas Lichtgestalt - Arabien sucht den Superstar Eigentlich könnte Ammar niemals Popstar werden. Jedenfalls nicht in Deutschland. Dazu ist er nicht flippig genug. Im Westjordanland ist das anderes. Wenn der junge Mann im steifen Anzug zum Mikro greift, zückt hier jeder das Taschentuch: "Als Jerusalem erobert wurde ging die Liebe verloren". Diese Strophe genügt, schon rollen den Zuschauern im Studio des Beiruter Fernsehsenders "Future" die Tränen über die Wangen. Mit einer sanften Mischung aus Liebesliedern und politischem Protest hat er es geschafft, das erste Popidol der Palästinenser zu werden.
Angefangen hat Ammars Karriere beim Talentwettbewerb "Super-Star", organisiert vom Fernsehsender des libanesischen Ministerpräsidenten Rafik al Hariri. Dem TV-Spektakel stand ausgerechnet jene britische Talentshow Pate, in deren Windschatten auch in Deutschland Tenöre wie Daniel Küblböck das Licht der Bühne erblicken durften. Von den ursprünglich 87 Kandidaten wählten die Zuschauer per SMS und Telefon zwei Talente ins Finale: Ammar Hasan und den Libyer Ayman Aatar. Am Ende siegt schließlich Ammars Konkurrent Ayman. Doch mit dem zweiten Platz kann Ammar ganz gut leben. Er hat erreicht was er wollte: Popularität.
Für viele Palästinenser war Ammar Hassan aber schon vor der Entscheidung ein Superstar. Auch wenn er nicht mehr im Westjordanland lebt: Beim Ausbruch der zweiten Intifada sieht Ammar in Palästina keine Perspektive mehr. Er schlägt seine Zelte in Dubai auf und singt dort für die Gäste eines Hotels. Zu Hause lieben sie ihn trotzdem. Ammar ist einer von ihnen, einer auf den sie stolz sein können. Überall in den Städten hängen seine Poster, Seite an Seite mit den "Märtyrern" des Krieges. Die letzten Runden der Ausscheidungen wurden auf großen Leinwänden in der gesamten Westbank übertragen.
Für die Länge eines Liedes scheint die Welt im kriegsgeschüttelten Nahen Osten stillzustehen. "Mein Ziel ist es, mein Volk auf zivilisierte Weise zu repräsentieren," sagt Ammar, "und die Kreativität dieser Menschen zu zeigen, losgelöst von politischen Zwängen." Die Menschen genießen seine Botschaften: "Ammar verschafft uns eine Verschnaufpause", sagt ein Fan im Fernsehen. "Wenn er singt, können wir die Besatzung und den politischen Kampf für kurze Zeit vergessen." Unser Reporter Bernhard Lichte hat das arabische Popstar-Phänomen und die Suche der arabischen Welt nach ihrem Superstar porträtiert.
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