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Dienstag, 16. November 2004, 22.15 Uhr, 37° - "Hasret" heißt Sehnsucht
Mainz (ots)
Dienstag, 16. November 2004, 22.15 Uhr 37° "Hasret" heißt Sehnsucht Erfahrungen türkischer Frauen Film von Klaus Balzer und Aysel Özkan
"Ich habe dieses Leben nicht mehr ausgehalten", sagt Zeynep. "Ich wollte mich von meinem Mann, aber auch von meinen eigenen inneren Zwängen lösen."
Zeynep ist 38 und geschieden. Sie kam vor 16 Jahren nach Deutschland. Ihre Ehe ertrug sie nur drei Jahre, zu groß waren ihre Sehnsüchte nach einem selbst bestimmten Leben. Dazu gehört Mut, dazu gehört Stärke. Insbesondere dann, wenn auch das eigene Leben durch die traditionellen Strukturen bestimmt ist.
Derya ist jetzt 20 und hat mehr durchgemacht als viele andere Frauen in ihrem Alter. Sie trennte sich schon nach wenigen Monaten von ihrem Mann, den sie nicht freiwillig geheiratet hatte. Das Schlimmste, was sie seither verfolgt, ist ihr eigenes Schweigen. "Ich habe nie gelernt, Konflikte mit Männern offen auszutragen. Das ist selbst bei den jungen Frauen in unserer Kultur nicht üblich", sagt sie. Obwohl in Deutschland geboren, konnte sie sich in Hamburg nie aus den familiären Hierarchien befreien. Ihr Ausweg: Flucht aus Hamburg. Heute lebt sie in Krefeld, baut sich ein neues Leben auf.
Beide Frauen beschreiben ihre Erfahrung als Teufelskreis. Da ist ihre Sehnsucht nach Liebe, Geborgenheit, Zärtlichkeit. Die andere Seite, tief in ihnen verankert: Die traditionell begründete untergeordnete Rolle der Frau. Die Männer bestimmten, was die Frauen durften. Sie haben ihnen verboten, die deutsche Sprache zu lernen. Sie durften keinen Beruf ausüben. Welche Kleidung die Frauen trugen, bestimmten die Männer. Beide Frauen erlebten auch Gewalt in der Ehe. Und die Männer nahmen sich andere Frauen, während schon schüchterne Blicke der Frauen auf andere Männer rasende Eifersucht der Ehepartner auslöste.
Zeynep und Derya haben keinen Kontakt mehr zu ihren Männern. Zeynep zieht ihren 14-jährigen Sohn alleine groß. Sie ist wütend: auf Männer, auf die deutschen Behörden, auf ihr verpatztes Leben, auf sich selbst. Derya fühlt sich befreit. Befreit von der Gewalt ihres Ex-Mannes, vom Druck der Familie. Sie lebt ein neues Leben. Zwei türkische Frauen, die mit dem Schritt in die selbst gewählte Freiheit, Mut und Stärke beweisen.
Dass es auch anders geht, zeigt die 28-jährige Orkide . Acht Jahre ist sie jetzt verheiratet - allerdings in zweiter Ehe. "Ohne die Erfahrungen in meiner ersten Ehe, stünde ich nicht da, wo ich heute bin", bekennt die junge Frau. Damals hat sie schon nach vier Wochen Ehe die Notbremse gezogen und sich getrennt. Mit ihrem jetzigen Mann und dem gemeinsamen 14-monatigen Sohn ist sie glücklich. Ibrahim und Orkide führen eine gleichberechtigte Ehe, beide arbeiten in verantwortungsvollen Positionen, beide kümmern sich um Kind und Haushalt. "Wenn es mal Streit gibt, dann nur um Haushaltsprobleme. Das ist irre für einen türkischen Mann, aber es ist so."
37° begleitet türkische Frauen in ihrem Alltag, und wie sie im Umgang mit strengen kulturellen Regeln einen Weg gefunden haben, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
ots-Originaltext: ZDF
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