ZDF-Programmhinweis
Dienstag, 1. Februar 2005, 0.20 Uhr
Zeugen des Jahrhunderts, Friedrich Müller befragt Ephraim Kishon
Mainz (ots)
Dienstag, 1. Februar 2005, 0.20 Uhr
Zeugen des Jahrhunderts Friedrich Müller befragt Ephraim Kishon
Als Ferenc Hoffmann 1949 nach Israel ging und sich den Namen Ephraim Kishon gab, da konnte er nicht wissen, dass er einmal der erfolgreichste Satiriker seiner Zeit sein würde. Zunächst schlug er sich als Schlosser, Kfz-Mechaniker, Installateur und Maler durch, bis er durch Zufall Schriftsteller wurde: 1952 bekam er die Gelegenheit, in der Tageszeitung 'Ma'ariv' politische Satiren zu schreiben. Den literarischen Durchbruch schaffte er mit der Geschichte vom "Blaumilchkanal". Weltberühmt wurde Kishon mit seinen mehr als 50 Büchern, die in fast 40 Sprachen übersetzt wurden. Allein in Deutschland, wo er seine größte Fangemeinde hat, wurden bislang rund 32 Millionen seiner Bücher verkauft. Damit ist er der erfolgreichste ausländische Schriftsteller in Deutschland überhaupt. "Ich wurde zum Lieblingsautor der Nachkommen meiner Henker, und das ist die wahre Ironie der Geschichte." Seine Henker hatten versucht, den ungarischen Juden, Sohn eines Bankdirektors in Budapest, umzubringen. Er überlebte ungarische, deutsche und russische Konzentrationslager und wartete in einem Versteck auf seine Befreiung.
Kishon schrieb Satiren, um sich zu retten: "Man kann in dieser Welt vielleicht nur als Satiriker überleben." Noch in den letzten Kriegstagen entwirft er eine bittere Satire über eine rechtsradikale Bewegung, deren Ziel die Endlösung der Glatzkopffrage ist: "Die Glatzköpfe sind unser Unglück."
Politisch war Kishon eher ein Falke als eine Taube. Er trat für ein militärisch starkes Israel ein, damit es nicht ein 'Auschwitz am Mittelmeer' geben könne. Die offizielle Literaturkritik sah in ihm eher einen mittelmäßigen Unterhaltungsschriftsteller und behandelte ihn dementsprechend.
Am vergangenen Samstag ist Ephraim Kishon, der auch Filmdrehbücher, Fernsehspiele und Theaterstücke schrieb, im Alter von 80 Jahren in seiner Schweizer Wahlheimat Appenzell gestorben.
Anlässlich seines Todes wiederholt das ZDF ein zweiteiliges Gespräch, das Friedrich Müller für die Reihe "Zeugen des Jahrhunderts" 1996 mit Ephraim Kishon führte. Darin erzählt Kishon über seine Jugend in Ungarn, über die Verfolgung durch die Nazis, seine Emigration nach Israel, seine Familie und über seine zahlreichen schriftstellerischen Erfolge.
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