ZDF-Magazin "Frontal 21": Deutscher im Auftrag amerikanischer Geheimdienste entführt
Human Rights Watch: "Bundesregierung soll ernsthafte Nachfragen in Washington stellen"
Mainz (ots)
Nach Recherchen des ZDF-Magazins "Frontal 21" (Sendung am Dienstag, 1. Februar 2005) ist der deutsche Staatsbürger Khaled el Masri am 31. Dezember 2003 in Mazedonien im Auftrag amerikanischer Geheimdienste verschleppt worden. "Frontal 21" liegen Belege vor, nach denen el Masri mit einem Spezialflugzeug von Skopje über Bagdad nach Kabul geflogen wurde. Das ZDF hat ebenfalls das Gebäude identifiziert, in dem el Masri drei Wochen lang in der mazedonischen Hauptstadt festgehalten wurde. Ein Mitarbeiter der mazedonischen Sicherheitsbehörden bestätigte gegenüber "Frontal 21", dass man den Deutschen auf Bitte eines befreundeten Geheimdienstes festgenommen habe. El Masri soll auf einer amerikanischen Fahndungsliste gestanden haben. Angeblich soll er Kontakte zu Al Kaida gehabt haben. Diese Vorwürfe haben sich aber als falsch herausgestellt. Die CIA wollte auf ZDF-Anfrage zu dem Fall keine Stellung nehmen.
Kenneth Roth, Direktor der amerikanischen Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, erklärte in einem Interview mit "Frontal 21", dass seiner Organisation bisher elf solcher Entführungsfälle durch amerikanische Behörden bekannt sind. Im Falle des entführten Deutschen erwartet Roth, dass "die deutsche Regierung ernsthafte Nachfragen in Washington stellt, denn ich glaube, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass Washington der Initiator dieser Entführung ist."
Die Staatsanwaltschaft München ermittelt seit Sommer vergangenen Jahres im Entführungsfall el Masri gegen Unbekannt. Sie hält die Aussagen el Masris, der sich mittlerweile wieder in Deutschland befindet, für glaubwürdig. Hinweise auf die Beteiligung ausländischer Dienste habe man bisher nicht. Sollten sich solche Hinweise allerdings ergeben, so die Staatsanwaltschaft, sei der Vorgang "von besonderer Bedeutung in politischer Beziehung".
El Masri hatte gegenüber der Staatsanwaltschaft ausgesagt, dass er am 31. Dezember 2003 an der serbisch-mazedonischen Grenze von mazedonischen Sicherheitskräften verschleppt worden sei. Drei Wochen sei er zunächst in einem Hotel in der mazedonischen Hauptstadt Skopje von mazedonischen Sicherheitskräften verhört worden. Danach habe man ihn nach Kabul gebracht, wo er vier Monate lang festgehalten und verhört worden sei.
Nach Recherchen von "Frontal 21" wurde el Masri mit einer Boeing 737 BBJ von Skopje nach Kabul geflogen. Die Maschine mit der Kennung N313P war zu diesem Zeitpunkt in den USA auf die Firma "Premier Executive Transport Services" zugelassen. Nach amerikanischen Medienberichten verbirgt sich hinter der Firma die CIA. "Frontal 21" liegen die Flugpläne des Flugzeuges und eine entsprechende Aussage der mazedonischen Flughafenverwaltung vor.
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