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Montag, 21. März 2005, 1.20 Uhr
Die Rapoports – Unsere drei Leben

Mainz (ots)

Montag, 21. März 2005, 1.20 Uhr
Die Rapoports – Unsere drei Leben
Dokumentarfilm von Sissi Hüetlin und Britta Wauer
Als Juden entkamen sie den Nazis, als Wissenschaftler wurden sie
berühmt in den USA, als Kommunisten mussten sie vor McCarthy flüchten
– in der DDR fanden Inge und Mitja Rapoport ihre dritte Heimat. Sie
gilt als Begründerin der Neugeborenenheilkunde der DDR, er war einer
der brillantesten Biochemiker unserer Zeit. Wer nur wenige Stationen
im Leben der über 90-jährigen Idealisten kennt, fragt sich, wie die
beiden unbeirrt an die Ideale einer gescheiterten Gesellschaftsform
glauben konnten.
Samuel Mitja Rapoport und Inge Syllm sind 32 Jahre alt, als sie sich
1944 am Children’s Hospital in Cincinnati, dem damals wichtigsten
Kinderkrankenhaus der USA, kennen lernen. Beide sind als Juden
Hitlerdeutschland entkommen und haben in den USA eine neue Heimat
gefunden. Anfang der Vierzigerjahre hat Mitja eine Lösung entdeckt,
rote Blutkörperchen haltbar zu machen. Was bis heute die
Voraussetzung für Blutkonserven ist, galt damals als Sensation:
Amerikanische Soldaten, die auf den Schlachtfeldern des 2.
Weltkrieges verwundet wurden, können direkt versorgt werden. Mitja
erhält dafür einen der höchsten Orden der USA.
Aber Inge weiß, dass es für Mitja Wichtigeres im Leben gibt. Schon
vor der Hochzeit ist sie sich über seine Prioritäten im
Klaren: “Erstens: Der Sozialismus. Zweitens: Die Wissenschaft und
erst an dritter Stelle: Ich.“
In Ohio organisieren Mitja und Inge Freizeittreffs zwischen
Schwarzen und Weißen und bekennen sich zu kommunistischen Ideen. Im
Amerika der späten Vierzigerjahre lässt sie das verdächtig
erscheinen. Mitja befindet sich im August 1950 auf Vortragsreise in
Europa, als sie ins Visier von McCarthys’ Tribunal geraten. Über
Nacht flüchtet Inge, hochschwanger, mit den drei Kindern zu Mitja
nach Wien. Doch selbst in Mitjas Heimatstadt bewirken die
Amerikaner, dass er keine neue Stelle bekommt. Auch Bewerbungen in
anderen Ländern scheitern. Fast zwei Jahre wissen die Rapoports
nicht wohin. Ausgerechnet die DDR nutzt die Chance: 1952 folgt Mitja
einem Ruf an die Humboldt-Universität in Ost-Berlin – obwohl Inge
Deutschland nie wieder betreten wollte. Aber den Aufbau des
sozialistischen Landes betrachteten beide als Herausforderung.
“Die Rapoports – Unsere drei Leben“ ist ein Film über ein
außergewöhnliches Ehepaar zwischen den politischen Systemen des 20.
Jahrhunderts. Erzählt aus der Sicht zweier Grenzgänger überraschen
die beiden warmherzigen Wissenschaftler mit streitbaren Ansichten.
Eine Fülle an historischen Filmaufnahmen lässt die Stationen ihres
Weges lebendig werden. Als Zeitzeugen äußern sich Freunde,
Weggefährten, ihre Kinder und auch der amerikanische Folksänger Pete
Seeger, dessen Musik die Rapoports über Jahrzehnte begleitet hat.
Der Film erzählt auch von einer großen Liebe zwischen zwei Menschen,
die mit über 90 Jahren wirken, als seien sie noch immer frisch
verliebt.
Mitja Rapoport ist im Juli 2004 im Alter von 91 Jahren gestorben.

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