Demografie-Experte im "ZDF-Mittagsmagazin": Veränderung der Bevölkerungsstruktur in Deutschland nicht mehr aufzuhalten
Mainz (ots)
Der Geburtenrückgang und die Überalterung der Gesellschaft sind für den Demografie-Experten Harald Michel auch durch neue familienpolitische Initiativen nicht mehr aufzuhalten. Im "ZDF- Mittagsmagazin" am Dienstag, 6. Dezember 2005, sagte der Leiter des Instituts für angewandte Demografie: "Wir werden diesen Rückgang in den nächsten Jahrzehnten nicht ausgleichen können, egal mit welchen Programmen oder Familienpolitiken wir uns in der nächsten Zeit beschäftigen werden."
Nicht nur Deutschland sei vom Geburtenrückgang betroffen die Veränderung der Bevölkerungsstruktur betreffe alle europäischen Staaten. Michel: "Bei uns ging es nur besonders schnell und intensiv. In Deutschland kamen die Folgen der Wiedervereinigung hinzu, die das Problem im Osten beschleunigt haben." Dennoch gebe es diesen Trend in Deutschland insgesamt seit etwa 30 Jahren. Beachtet habe man ihn jedoch nicht. Erst seit einiger Zeit sei ein Umschwung im Bewusstsein der Menschen zu beobachten. Der komme allerdings zu spät.
Die Bevölkerung werde einen Alterungsprozess durchmachen, so Michel weiter. In mehreren Regionen werde sich die Zahl der Menschen verringern. Michel: "Diese Regionen werden vor allem im Osten Deutschlands liegen. Der Prozess wird erhebliche Probleme infrastruktureller Art, aber auch in der Sicherung der sozialen Transfersysteme mit sich bringen, von denen wir uns noch nicht bewusst sind, in welchen Dimensionen sie uns ab dem Jahr 2015 bevorstehen." Denn nicht nur Kinder würden nicht geboren, "auch die Mütter sind nicht geboren, die jetzt mehr Kinder zur Welt bringen könnten. Die Demografie lässt sich nicht überlisten." Diese Trägheit der demografischen Entwicklung würde dafür sorgen, dass diese Prozesse unabwendbar auf Deutschland zukämen.
Michel fordert daher, alle Kräfte darauf zu konzentrieren, mit diesem Problem umzugehen. "Wir müssen lernen, dass wir mit diesen Prozessen in Form einer Anpassung irgendwie fertig werden. Das ist Aufgabe genug."
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