Nahost-Experte Udo Steinbach im "ZDF-Mittagsmagazins": Anrufung des Weltsicherheitsrats ist nicht der richtige Schritt
Mainz (ots)
Die Entscheidung der Mitglieder des Weltsicherheitsrats, den Atomstreit mit dem Iran vor den Rat zu bringen, hält der Nahost- Experte Udo Steinbach für falsch. "Es ist nicht der richtige Schritt. Es sind noch Verhandlungen möglich, sagte der Professor des Orient-Instituts Hamburg im "ZDF-Mittagsmagazin" am Dienstag, 31. Januar 2006, und ergänzte: "Man hat den Kompromiss noch nicht gefunden, und man hat Iran noch nicht wirklich ernst genommen." Das jedoch solle die internationale Gemeinschaft tun, bevor sie zum Weltsicherheitsrat gehe. Die Stimmen aus dem Iran forderten die zivile Nutzung. "Hier müssen wir jetzt einen Kompromiss suchen, der auf der einen Seite den Iranern die volle zivile Nutzung gestattet, der es aber der Internationalen Gemeinschaft ermöglicht, sicherzustellen, dass durch die zivile Nutzung keine militärische Nutzung möglich ist, sagte Steinbach. Der russische Kompromiss, die Atomproduktion und die Anreicherung nach Russland auszulagern, sei mit dem iranischen Interesse, es selbst zu machen und selbst zu können, nicht kompatibel.
Die Frage der zivilen Nutzung der Atomkraft müsse im übrigen von den Haltung des iranischen Präsidenten Achmadinedschad zu Israel getrennt betrachtet werden, sagte Steinbach weiter. "Ich glaube, dass man in der Diplomatie den Fehler gemacht hat, die unsäglichen Äußerungen des Herrn Achmadinedschad in Sachen Israel zu verbinden mit der Atomfrage." Beide Themen müssten auseinandergehalten werden, denn durch den Zusammenhang, den man jetzt hergestellt habe, komme man dem iranischen Präsidenten entgegen. Denn dieser beabsichtige, auf diese Weise nicht nur Iran, sondern die gesamte muslimische Welt gegen den Westen und gegen Israel anzuführen, und das ausgerechnet in einer Situation, in der sich weite Teile der islamischen Welt vom Westen dominiert und beherrscht fühlten. "Man kommt damit der Strategie des Herrn Achmadinedschad, die muslimische Welt zum Opfer zu machen, entgegen", so Steinbach.
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