Zu den angekündigten Initiativen der Bundesregierung zum besseren Schutz für Kinder
Kriminalpsychologe Pfeiffer im "ZDF- Mittagsmagazin": Frühwarnsystem richtiger Schritt
Mainz (ots)
Der Kriminalpsychologe Christian Pfeiffer hat die Initiative von Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen gelobt, ein Frühwarnsystems für vernachlässigte Kinder einzurichten. "Das Programm hat bisher gefehlt", sagte der Professor für Kriminologie und Sozialpsychologie im "ZDF-Mittagsmagazin" am Freitag, 13. Oktober 2006. Es sei der richtige Schritt in die richtige Richtung. "Ich erhoffe mir davon sehr viele Anstöße, die dann auch von den Ländern und den Kommunen mitgetragen werden müssen."
Pfeiffer wies in diesem Zusammenhang auf sein Projekt "Pro Kind" hin: "Es soll hoffentlich ab dem 1. November schwangere Frauen, die in prekärer Notlage sind, durch intensive Beratungen begleiten, und zwar erst durch Familienhebammen, später durch Familienhelferinnen. Es soll dazu beitragen, dass die neuen Mütter eine tolle Beziehung zu ihrem Kind aufbauen und Mut schöpfen." In den USA habe man damit großartige Erfolge erzielt.
Eine generelle Betreuung von Eltern durch den Staat, wie etwa in Dänemark, sei zwar zu befürworten, koste jedoch ungeheuer viel Geld. "Wir fangen jetzt mal mit den problembeladenen schwangeren Frauen an", sagte Pfeiffer. "Keine Frage, es wäre gut, wenn jede Mutter solche Besuche bekäme. Aber dazu fehlt im Augenblick das Geld. Konzentrieren wir uns also auf die Fälle, wo es höchst wirksam ist."
In den USA habe sich im Vergleich der betreuten und nichtbetreuten Fälle gezeigt, dass ein Dollar, der in die frühe Förderung solcher Problemfamilien hineingesteckt würde, dem Staat vier Dollar spare, "weil bis zum Alter von 20 halb so oft Knast rauskommt, oder viel seltener Drogenabhängigkeit." Auch müssten diese Jugendlichen viel seltener in Kinderheime wie jene Kinder ohne Betreuung. "Alles das, was den Staat sonst Geld kostet, entfällt weitestgehend und das wollen wir auch in Deutschland versuchen."
Den vom Bundeskriminalamt registrierten Anstieg der Misshandlungsfälle um 50 Prozent wertet Pfeiffer jedoch nicht als negativ: "Denn diese 50 Prozent Zunahme beruht darauf, dass die Betroffenen sich mehr Hilfe holen und dass wir ein Gewaltschutzgesetz haben, in dem die Polizei selber auch solche Fälle wahrnimmt. Das Dunkelfeld wird kleiner, das Hellfeld vergrößert sich." Er gehe nicht davon aus, dass es einen realen Anstieg von Misshandlungsfällen gebe, sagte Pfeiffer. Die Befragung von Kindern in seiner Studie zeige keinen Anstieg, sondern eher einen geschärften Blick für die Probleme.
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