Klimaexperte Hartmut Graßl im "ZDF-Mittagsmagazin": "Wir graben uns von zwei Seiten die Lebensgrundlage ab "
Mainz (ots)
Der Direktor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg, Professor Hartmut Graßl, warnt vor einer zunehmenden Gefährdung der biologischen Vielfalt. "Wir graben uns von zwei Seiten die Lebensgrundlage ab", sagte Graßl am Montag, 6. November 2006, im "ZDF-Mittagsmagazin". Ursache sei nicht allein der Klimawandel, sondern auch die Zerstörung der Lebensräume für viele Tiere. "Wir wissen, dass wir von der biologischen Vielfalt abhängen. Je mehr wir davon haben, desto stabiler sind die Ökosysteme."
Es sei völlig falsch zu behaupten, das derzeitige Aussterben von Arten sei ein erdgeschichtlicher Prozess. "Erdgeschichtlich dauert es Millionen Jahre bis viele Arten aussterben und wieder hinzukommen. Was wir jetzt aber diskutieren, ist ein Sterben von Arten in ein Jahrhundert gepackt."
Die Lebensgrundlage der Eisbären beispielsweise sei extrem gefährdet. Das Meereis im Sommer habe seit 1978 um sieben Prozent pro Jahrzehnt abgenommen. Fische dagegen könnten relativ leicht wandern, wenn sich beispielsweise der Ozean erwärmt. "Sie ziehen in Regionen, in denen Temperaturen vorherrschen, die sie für ihr Leben brauchen. Das sehen wir in der Nordsee beispielsweise ziemlich spektakulär."
Nach Ansicht von Professor Graßl gebe es viele Ansätze die Entwicklung zu stoppen. Aber es sei schwierig, etwas zu ändern, denn "man muss dann Machtpositionen ändern", so Graßl. Solange "ein Chinese ein Fünftel von dem emittiert, was ein Deutscher emittiert, muss der Deutsche oder vor allem der Amerikaner zeigen, was er reduzieren kann". Deshalb sei die aktuelle Debatte bei der Weltklimakonferenz in Nairobi sicherlich richtig auf die hochentwickelten Länder zentriert, führte Professor Graßl im "ZDF- Mittagsmagazin" aus.
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