ZDF-Magazin "WISO": Bundesministerium gegen Anreicherung von Mehl mit Folsäure
Häufigkeit von Fehlbildungen bei Neugeborenen ließe sich laut Experten senken
Mainz (ots)
Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz spricht sich im ZDF-Wirtschaftsmagazin "WISO" gegen die Anreicherung von Mehl mit dem B-Vitamin Folsäure aus, mit dem ein Großteil der Bevölkerung unzureichend versorgt ist. "Wir benötigen zunächst wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse über die Unterversorgung in der Bevölkerung. Es wäre unangemessen eine pflichtmäßige Anreicherung bei Mehl oder Salz vorzunehmen, wenn es nur kleine Kreise der Bevölkerung betrifft", so der Parlamentarische Staatssekretär Gerd Müller. Es dürfe nicht zu einer gesundheitsgefährdenden Überversorgung kommen.
Damit wendet sich Müller gegen die Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), die in ihrem aktuellen Ernährungsbericht eine generelle Anreicherung von Mehl mit dem B- Vitamin befürwortet. Dies sei die zuverlässigste Möglichkeit, die Folsäureversorgung flächendeckend zu verbessern. "Die Risiken (...) erscheinen (...) vernachlässigbar gegenüber den zu erwartenden gesundheitlichen Vorteilen", meint Professor Peter Stehle, Präsident der DGE.
Auch das Land Rheinland-Pfalz fordert eine Mehlanreicherung. "Ich denke, eine Anreicherung von Mehl würde Folsäure zu einem selbstverständlichen Bestandteil in Nahrungsmitteln machen. Wir würden auch Bevölkerungsschichten erreichen, die nicht so offen sind für Aufklärung und Informationen", sagt Gesundheitsministerin Malu Dreyer.
Eine Unterversorgung kann insbesondere in der Schwangerschaft gefährlich werden und zu einem Neuralrohrdefekt (Spina Bifida), einem so genannten "offenen Rücken", führen. In Deutschland gehören Neuralrohrdefekte zu den häufigsten Fehlbildungen bei Neugeborenen. Mit einer ausreichenden Folsäureversorgung ließe sich die Häufigkeit um bis zu 75 Prozent senken. "Wir hätten mit der Anreicherung von Mehl einfach die Garantie, dass alle Frauen in der Zielgruppe erreicht werden", so Malu Dreyer.
In Ländern wie USA, Kanada, Ungarn und der Schweiz wird Mehl mit Folsäure angereichert. Dort ist die Anzahl an Neuralrohrdefekten gesunken, in Kanada sogar um 54 Prozent. "Und es gibt keine Hinweise darauf, dass es durch die Mehlanreicherung zu unerwünschten Effekten kam", sagt Stehle.
Weitere Informationen in der "WISO"-Sendung am Montag, 26. Februar 2007, 19.25 Uhr. Es moderiert Michael Opoczynski.
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