Ein anderer Blick auf unsere Welt
ZDF-Dokumentation porträtiert "Dschungelkind" Sabine Kuegler
Mainz (ots)
Sie ist fünfmal in sechs Jahren umgezogen, sitzt am liebsten auf dem Boden und hasst feste Essenszeiten. Sie hat Angst, in der Stadt Auto zu fahren, meidet große Menschenansammlungen und kann nur schwer mit Geld umgehen. Das Leben im Dschungel, der zwölf Jahre ihre Heimat war, prägt Sabine Kuegler bis heute. "Für immer Dschungelkind?" fragt daher die ZDF-Dokumentation aus der Reihe "37 Grad" am Dienstag, 6. März 2007, 22.15 Uhr.
Daniela Agostini porträtiert darin die heute 34-Jährige, die im Dschungel von West-Papua aufwuchs, vor allem aber "ihren Blick auf unsere Welt". Erstmals gewährte Sabine Kuegler einer Kamera Einblick in ihr Familienleben.
Im Alter von fünf Jahren nahmen ihre Eltern, Sprachforscher und Missionare, sie mit zum Stamm der Fayu, einem der letzten archaisch lebenden Völker Indonesiens. Das kriegerische Umfeld, voller grausamer Rituale und mit steinzeitähnlichen Lebensverhältnissen, wird ihre Heimat. Als die Eltern sie mit 17 zurückschicken in die "Zivilisation", in ein Schweizer Internat, beginnt die schwerste Zeit ihres Lebens. Mit der lauten, hektischen Welt zwischen Straßenverkehr und Supermarkt kommt sie nicht zurecht, es folgen Depressionen und ein Selbstmordversuch. Dann rät ihr eine Psychotherapeutin, die Erlebnisse im Dschungel niederzuschreiben. Das Buch wird ein Bestseller. Heute ist Sabine Kuegler Mutter von vier Kindern, wohlhabend nicht zuletzt durch den literarischen Erfolg - und genießt die Vorzüge des modernen Lebens. Sie wohnt in einem neuen Haus am Ammersee, trägt modische Kleidung und fährt ein Cabrio. Dennoch: Ihre Sehnsucht nach dem einfachen Leben ist geblieben ebenso wie das Gefühl, nicht hierhin zu gehören.
Eindrucksvoll schildert Sabine Kuegler in diesem Film ihren Blick "von außen" auf unsere Gesellschaft. Das reicht vom Unverständnis des "ganz normalen" Einkaufsrituals bis hin zu regelrechten Ängsten: etwa warum sie fürchtet, anderen Menschen gegenüber immer misstrauischer zu werden. Der "37°"-Film erzählt die ungewöhnliche Lebensgeschichte einer Frau, die sich noch lange nicht angepasst hat und vielleicht niemals anpassen kann oder möchte?
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