Vom Überdruss am Leben
"Das grosse Fressen" von Marco Ferreri /
"Die Filme der Filmemacher" bei Kabel 1
Unterföhring (ots)
1973 schockierte Marco Ferreri die bürgerliche Gesellschaft mit seinem spektakulärsten Film: "Das grosse Fressen" sorgte auf den Filmfestspielen von Cannes für einen Skandal, erhielt aber zugleich den "Preis der Internationalen Kritik". Im gleichen Jahr noch folgte die "Goldene Leinwand". Die Schauspielerin Andréa Ferréol wurde durch diese groteske Kritik an einer dekadenten Gesellschaft über Nacht zum Star.
"Erst kommt das Fressen, dann folgt die Moral", notierte Bertolt Brecht - für den Film des 1997 verstorbene Skandalregisseurs Marco Ferreri liesse sich der Satz in "Erst kommt das Fressen, dann der Tod - eine Moral gibt es nicht" umformulieren. Wie in den meisten seiner Filme, darunter "Dillinger ist tot" (1968), "Die letzte Frau" (1976), oder "Affentraum" (1978), bricht Ferreri auch in "Das grosse Fressen" mit bürgerlichen Normvorstellungen, inszeniert auf lustvoll-sadistische Weise Tabus und klagt damit eine moral- und haltlos gewordene Gesellschaft an. Mit der minutiös und opulent inszenierten Darstellung eines orgiastischen Massen-Selbstmords zeigt Ferreri die Kehrseite der Anfang der 70er Jahre von der Flower-Power-Generation propagierten zügellosen (sexuellen) Freiheit und Selbstbestimmung der Menschen.
Der Inhalt: Vier Männer in den besten Jahren - der Jet-Pilot Marcello (Marcello Mastroianni), der Fernsehproduzent Michel (Michel Piccoli), der Gastronom Ugo (Ugo Tognazzi) und der Richter Philippe (Philippe Noiret) - treffen sich in einer alten Villa, um aus Lebensüberdruss nur noch ihrer Lust am guten Essen zu frönen. Dazu laden sie sich drei Mädchen ein und schwelgen in lukullischen und sinnlichen Genüssen. Eine zufällig dazugekommene, füllige Lehrerin (Andréa Ferréol) wird für jeden der Freunde zur Frau, Mutter und Geliebten. Die Schlemmerorgie endet für die Männer tödlich ...
"Die Filme der Filmemacher" bei Kabel 1:
"Das grosse Fressen" von Marco Ferreri - am Sonntag, 12. Januar 2003 um 00:25 Uhr.
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