Eiseskälte - auch im Frühling ... "Trucker in Sibirien"
"K1 Extra" mit Christian Mürau
Unterföhring (ots)
Es gibt nicht allzu viele Berufe auf der Welt, die man mit Recht als abenteuerlich bezeichnen kann. Als Fernfahrer in Sibirien unterwegs zu sein, zählt dazu. Ein Job für harte Männer: Bei Temperaturen von 60 Grad unter Null transportieren die Fahrer ihre Ladung vom sibirischen Hafen Magadan zur Goldmine in Koubaka - 700 Kilometer über Geröllpisten, Eis und Schnee. Ihre LKW sind schrottreife klapprige Oldtimer, die in Deutschland schon vor einem Vierteljahrhundert keine TÜV-Plakette mehr erhalten hätten.
"K1 Extra" begleitet zwei Brüder auf ihrer Tour. Vor mehr als zwei Jahrzehnten folgten die beiden Ukrainer dem Ruf des Geldes und kamen nach Sibirien. Das Einkommensniveau war, gemessen an sowjetischen Verhältnissen, schon damals hoch, um Fachkräfte und Arbeiter in die entlegene und klimatisch ungemütliche Region zu locken. Wie viele ihrer Kollegen blieben auch die Trucker in Sibirien hängen.
Erste überlebenswichtige Grundregel in ihrem Job: Die Motoren werden niemals abgestellt. Die Maschine würde auf der Stelle einfrieren, die Weiterfahrt wäre unmöglich - ein Todesurteil. Fahrer, die eine Panne an ihrem LKW nicht umgehend beheben können, erfrieren innerhalb weniger Stunden. Kein Einzelfall in der sibirischen Kälte. Auf der 700 Kilometer langen Strecke zwischen Magadan und Koubaka existiert nur eine einzige Tankstelle. Verzögerungen oder gar lange Schlaf- und Ruhezeiten sind ein Fremdwort für die sibirischen Extrem-Trucker. Es zählt allein, dass das Benzin bis zum Zielort reicht.
Auch die weiße Einöde aus Eis und Schnee kann ein ernsthaftes Problem darstellen. 13 Millionen Quadratkilometer weißer Fläche - nur wer sich hier wirklich auskennt, findet seinen Weg. Ein funktionierender Orientierungssinn ersetzt moderne Navigationssysteme, Improvisation und Gottvertrauen ersetzen Schneeketten und Winterausrüstung.
Sibirien ist eine Welt fernab westlicher Zivilisation. Der Sozialismus scheint weiter zu existieren. Nur die Versorgungslager und -küchen, die es früher entlang der Truckerstrecken gegeben hat, verschwanden mit dem Untergang des Sowjet-Reichs. Die Fahrer bedauern das sehr. Sie müssen ihre spartanischen Mahlzeiten nun in den Führerhäuschen ihrer Trucks zu sich nehmen.
"K1 Extra" mit Christan Mürau: "Trucker in Sibirien", am Donnerstag, 13. Mai 2004, um 23:10 Uhr bei Kabel 1.
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