Kostenbewusst und kreativ durch die Konjunkturkrise
Bertelsmann mit
931 Millionen Euro Jahresüberschuss in sechs Monaten
Eigenkapital
erreicht bei hohen Investitionen neue Dimension
Gütersloh (ots)
Operatives Geschäft zieht 2002 gegen den Markttrend deutlich an
Ergebnis 2002 voraussichtlich über Rekordergebnis 2000/01
In einem schwierigen weltwirtschaftlichen Umfeld und einer negativen Werbekonjunktur hat Bertelsmann in den sechs Monaten des Rumpfgeschäftsjahres 2001 (1. Juli - 31. Dezember) im Rahmen seiner Bertelsmann Excellence Initiative (BEX) Schwachstellen im Unternehmen konsequent überwunden. Hierbei wurden Gewinne aus der Veräußerung von AOL-Anteilen gezielt eingesetzt. Bei einem im Branchenvergleich erfreulich positiven Ergebnis wurde das Rumpfgeschäftsjahr nahezu schuldenfrei abgeschlossen, wie Bertelsmann am Dienstag mitteilte. Die ersten Monate des neuen Geschäftsjahres 2002 lassen nach Aussage von Vorstandschef Thomas Middelhoff für das gesamte Jahr auf der Basis einer deutlich gestrafften Organisation sowie weiterer Veräußerungsgewinne ein Ergebnis erwarten, das nochmals über dem Rekordergebnis des vergangenen vollen Geschäftsjahres 2000/01 liegen wird. In den ersten drei Monaten des neuen Geschäftsjahres entwickelten sich nahezu alle Unternehmensbereiche deutlich über Vorjahr.
Für die sechs Monate des Rumpfgeschäftsjahres 2001 weist das internationale Medien- und Entertainment-Unternehmen ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen von 1,7 Milliarden Euro und einen Jahresüberschuss von 931 Millionen Euro aus. Zu den hohen Gewinnen tragen Erlöse aus dem Verkauf von AOL-Anteilen wesentlich bei; aber auch die operativen Geschäfte gewinnen durch Kosten- und Portfoliomanagement und Fokussierung auf die kreativen Kernaufgaben an Wettbewerbsfähigkeit. Das Bereichsergebnis - also das laufende Ergebnis der Geschäfte vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen, ohne Internet-Geschäfte und positive wie negative Einmaleffekte - erreichte im Rumpfgeschäftsjahr 212 Millionen Euro.
Trotz eines binnen dreieinhalb Jahren verdoppelten Umsatzes, einer nahezu vervierfachten Eigenkapitalausstattung und milliardenschwerer Investitionen in Inhaltegeschäfte wies Bertelsmann zum Ende des Rumpfgeschäftsjahres 2001 eine im Marktvergleich geringe Verschuldung auf. Die Netto-Finanzschulden konnten auf 422 Millionen Euro gesenkt werden. Der Umsatz von Bertelsmann betrug in der verkürzten Berichtsperiode 9,7 Milliarden Euro, das Eigenkapital erreichte mit 8,4 Milliarden Euro eine neue Dimension.
Der Vorstandsvorsitzende der Bertelsmann AG, Thomas Middelhoff, erklärte: "Bertelsmann kann trotz Konjunkturkrise und der negativen Auswirkungen des 11. Septembers mit einer starken Kapitalausstattung und entsprechend hoher Schlagkraft agieren. Dafür haben wir viel getan: Die Unternehmensbereiche werden im Rahmen der Bertelsmann Excellence Initiative (BEX) enger miteinander verzahnt, neue Märkte erschlossen und bisher ungenutzte Umsatzpotenziale gehoben. In den sechs Monaten des Rumpfgeschäftsjahres 2001 haben wir die insgesamt gute Ertragslage gezielt genutzt, um uns mit umfassenden Maßnahmen zur Kostensenkung, Portfoliobereinigung und Ergebnissteigerung in eine gute Ausgangsposition für ein Wiederanspringen der Konjunktur zu bringen. Der Erfolg zeigt sich bereits: Dank der BEX-Initiative entwickeln sich unsere Geschäfte im neuen Geschäftsjahr 2002 - gegen den allgemeinen Markttrend - deutlich über dem Vorjahresniveau. Wir erwarten ein operatives Ergebnis klar über dem des vergangenen vollen Geschäftsjahres 2000/01. Schritt für Schritt bringen wir Bertelsmann dem Ziel von zehn Prozent Umsatzrendite innerhalb der nächsten drei Jahre näher."
Die Dynamik des Marktes und das rasche eigene Wachstum forderten Flexibilität und die stetige Anpassung der Geschäfte an neue Rahmenbedingungen, betonte Middelhoff. Bertelsmann habe in den vergangenen dreieinhalb Jahren mehr als 6,5 Milliarden Euro in Inhaltegeschäfte investiert und durch den Aktientausch mit GBL und den Erwerb des 22-Prozent-Anteils von Pearson an der RTL Group vor allem sein Fernsehgeschäft nachhaltig gestärkt und zum größten Stammgeschäft des Medienunternehmens entwickelt.
50 Prozent des bilanzierten Vermögens entfalle mittlerweile auf das TV-, Radio-, Fernsehproduktions- und Sportrechtegeschäft. Die Chancen der neuen Medien seien offensiv genutzt worden, um Bertelsmann eine starke Position im Medien-E-Commerce zu erarbeiten: Beim Vertrieb über das Internet sei Bertelsmann im Musikbereich weltweit die Nummer 1 und im Buchbereich weltweit die Nummer 2.
Finanzielle Eckwerte des Rumpfgeschäftsjahres 2001
Bertelsmann hat sein Geschäftsjahr, das bisher von Jahresmitte zu Jahresmitte reichte, auf das Kalenderjahr umgestellt und zu diesem Zweck vom 1. Juli bis zum 31. Dezember 2001 ein Rumpfgeschäftsjahr eingelegt. Zusätzlich wurde die Bilanzierung im Konzern von den Regeln des deutschen Handelsgesetzbuches (HGB) auf die International Accounting Standards (IAS) umgestellt. Die Zahlen für das Geschäftsjahr 2000/01 wurden nachträglich auf IAS umgestellt. Diese Neuerungen gehen zwar kurzfristig zu Lasten der Vergleichbarkeit, werden das Zahlenwerk von Bertelsmann aber in Zukunft transparenter und international vergleichbarer machen.
Bertelsmann erwirtschaftete im Rumpfgeschäftsjahr 2001 mit 80.296 Mitarbeitern in 55 Ländern einen Umsatz von 9,7 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen erreichte 1,7 Milliarden Euro, als Jahresüberschuss verblieben 931 Millionen Euro. "Nach alter Bilanzierung unter HGB hätte der Jahresüberschuss sogar über eine Milliarde Euro gelegen", betonte Middelhoff.
Das Eigenkapital von Bertelsmann stieg um 3,9 Milliarden Euro auf 8,4 Milliarden Euro, die Bilanzsumme betrug zum 31. Dezember 2001 23,8 Milliarden Euro und lag damit um 6,6 Milliarden Euro höher als zum Ende des Geschäftsjahres 2000/01. Relativ zur Bilanzsumme stieg der Anteil des Eigenkapitals von 26 Prozent im Geschäftsjahr 2000/01 auf 35,2 Prozent im Rumpfgeschäftsjahr. Die Netto-Finanzschulden - also die Finanzschulden saldiert mit den liquiden Mitteln - verringerten sich von 1,91 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2000/01 auf 422 Millionen Euro zum Ende des Rumpfgeschäftsjahres.
Für die sechs Monate des Rumpfgeschäftsjahres 2001 liegt der Ausschüttungssatz sowohl für den Genussschein 2001 als auch für den Genussschein 1992 voraussichtlich bei 7,5 Prozent auf den Grundbetrag. Damit wird die Zielausschüttung von 15 Prozent - die für das kurze Geschäftsjahr anteilig ermittelt wird - erneut erreicht.
Bertelsmann investierte im Rumpfgeschäftsjahr erneut hohe Beträge in den Ausbau des Inhaltegeschäfts, Rechte und Lizenzen. Insgesamt summierten sich die Investitionen im verkürzten Berichtszeitraum auf 1,1 Milliarden Euro. Die Internet-Anlaufverluste, die im Geschäftsjahr 2000/01 mit 866 Millionen Euro einen Höhepunkt erreicht hatten, wurden derweil deutlich reduziert. Sie erreichten im Rumpfgeschäftsjahr 226 Millionen Euro. Bertelsmann folgt dem Prinzip, Internet-Anlaufverluste durch Erträge aus Desinvestitionen in diesem Bereich zu finanzieren.
Konsequente Umsetzung der BEX-Initiative
Die Geschäftsentwicklung im Rumpfgeschäftsjahr war von einem weltweiten Konjunktureinbruch geprägt, der durch die Terroranschläge vom 11. September noch verstärkt wurde.
So belastete beispielsweise die Serie der Anthrax-Briefattentate die im Direktversand tätigen Buch- und Musikclubs in den USA sowie das Distributionsgeschäft der Bertelsmann Services Group. Bertelsmann erzielte im Berichtszeitraum Veräußerungsgewinne in Höhe von 2,2 Milliarden Euro, vor allem aus dem Teilverkauf von Anteilen am Internet Service Provider AOL Europe und dem Verkauf von AOL Inc.-Aktien. Die AOL-Erträge erlaubten es Bertelsmann, den schwachen Konsum und die stark rückläufige Werbekonjunktur überzukompensieren. Außerdem konnten in dem von Wandel und Umstellungen geprägten Berichtszeitraum erhebliche Sonderbelastungen etwa aus Restrukturierungen finanziert werden. Die Restrukturierungen sind der im Frühjahr 2001 gestarteten Bertelsmann Excellence Initiative für mehr Ertragskraft zuzuordnen. Hierzu zählen vor allem die umfassenden Restrukturierungen des Musikclubs BMG Music Service bei der DirectGroup, von Random House North America, des Internet-Dienstleisters Pixelpark sowie des TV-Produktionsunternehmens FremantleMedia bei der RTL Group.
Darüber hinaus wurden in allen Unternehmensbereichen zahlreiche Maßnahmen zur Kostensenkung und Ergebnisverbesserung erfolgreich umgesetzt: So bestimmte die RTL Group ihr Zielportfolio neu und trennte sich sowohl aus strategischen als auch aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus vom polnischen Fernsehender RTL7 sowie von einigen Radiobeteiligungen. Gruner + Jahr hat auf die weltweit rückläufigen Anzeigenmärkte mit umfassenden Kostensenkungs- und Effizienzmaßnahmen frühzeitig reagiert, um an alte Ertragsqualitäten anzuknüpfen. Insbesondere die Multimedia-Aktivitäten von G+J wurden neu strukturiert und werden sich zukünftig auf die Online-Auftritte der erfolgreichen Print-Marken des Verlagshauses fokussieren. Titel, die keine Erfolgsaussichten im derzeitigen Marktumfeld hatten, wurden eingestellt (HOMESTYLE in den USA und BIZZ in Deutschland). Die E-Commerce-Aktivitäten von Bertelsmann (BOL, BN.com, CDNOW) konnten ihre Anlaufverluste deutlich reduzieren und haben zugleich ihre Marktpositionen gestärkt.
BMG vor Wiedererlangen der Profitabilität
Besonders erfolgreich gestaltet sich der Turnaround der Bertelsmann Music Group: Die Fokussierung der BMG auf ihre Kernkompetenzen - die Entwicklung von Künstlern und die Vermarktung von Musik - hatte weitreichende organisatorische und auch personelle Konsequenzen. Das Unternehmen setzte die im Geschäftsjahr 2000/01 unter einem neuen Management begonnene Verschlankung der Organisation fort, insgesamt 1.200 Arbeitsplätze wurden abgebaut und der Kostenaufwand deutlich reduziert. Ihren Marktanteil konnte die BMG im Rumpfgeschäftsjahr 2001 dank einer Vielzahl erfolgreicher Veröffentlichungen halten. Die vielfältigen Maßnahmen für ein Wiedererlangen der Profitabilität der BMG lassen trotz eines weltweit rückläufigen Musikmarktes einen Ergebnisrekord für das Geschäftsjahr 2002 erwarten. Mit vier Alben in den US-amerikanischen Top Ten belegt die BMG im neuen Jahr den zweiten Platz unter den großen Musikunternehmen.
Synergie- und Integrationsmanagement
Stark vorangetrieben wurde das Synergie- und Integrationsmanagement bei Bertelsmann, mit dem Ziel, die Strahlkraft erfolgreicher Marken, Kundenbeziehungen und Know-how über die Firmen und Unternehmensbereiche hinweg nutzbar zu machen. Ein Beispiel ist das TV-Format "Pop Idol", das derzeit in Großbritannien Quotenrekorde bricht. Bei "Pop Idol" werden unter reger Beteiligung der Zuschauer talentierte Nachwuchssängerinnen und -sänger gesucht. Die Sendung wird von der RTL Group-Tochter FremantleMedia produziert; die BMG übernimmt die Vermarktung und Promotion der Künstler. Die Ausstrahlung des Erfolgsformates auf Sendern der RTL Group in anderen Ländern wird derzeit vorbereitet. Die Debüt-Single des britischen "Pop Idol"-Gewinners Will Young verkaufte sich inzwischen millionenfach. Weitere Synergie-Beispiele sind Cross Marketing-Initiativen und die verstärkte Auftragsvergabe innerhalb des Konzerns. So wird die BMG künftig den überwiegenden Teil ihres CD-Volumens bei dem Arvato-Unternehmen Sonopress herstellen lassen.
Ausblick
Im Geschäftsjahr 2002 (1. Januar - 31. Dezember) will Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff die Teilmarktführerschaften des Medienunternehmens weiter ausbauen, um bei Erholung der Konjunktur gestärkt in den Wettbewerb zu gehen. "Unsere neue Führungsstruktur erhöht dabei den Fokus auf die drei wichtigsten Kernaufgaben, die vor uns liegen: Konsequente Verbesserung unserer operativen Ertragskraft, Synergie- und Integrationsmanagement und kontinuierliche Weiterentwicklung unseres Portfolios. Die umfassenden Maßnahmen der BEX-Initiative, innovative Produkte und ambitionierte Vorhaben im TV-, Musik-, Magazin- und Buchbereich werden Bertelsmann im Jahr 2002 entscheidend voranbringen. Die Voraussetzungen für das neue Bertelsmann haben wir geschaffen - nun werden wir unsere Positionen entwickeln und die Märkte gestalten."
Zahlentabelle in Euro
Umsatz 9,7 Mrd.
Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Firmenwertabschreibungen 1,702 Mrd.
Bereichsergebnis 212 Mio.
Jahresüberschuss 931 Mio.
Aufwand für Konzernposten / BertelsmannCapital 82 Mio.
Internet-Anlaufverluste 226 Mio.
Einmalige Aufwendungen 428 Mio. Veräußerungsgewinne (AOL Inc. und Europe / andere) 2,2 Mrd.
Abschreibungen auf Firmenwerte und firmenwertähnliche Rechte 570 Mio.
Zinsaufwand 208 Mio.
Steuerertrag 7 Mio.
Investitionen 1,1 Mrd.
Netto-Finanzschulden 422 Mio.
Eigenkapital 8,4 Mrd.
Bilanzsumme 23,8 Mrd.
Für Rückfragen:
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