Autokindersitze im Test
Nicht so sicher wie in Abrahams Schoß /
ADAC: Isofix-Befestigung sorgt für optimalen Halt
München (ots)
23 Kindersitze für verschiedene Alters- und Gewichtsklassen haben 12 europäische Automobilclubs im Rahmen von Euro-Test unter die Lupe genommen. Die Federführung hatte der Österreichische Automobil,- Motorrad- und Touring-Club (ÖAMTC), die Crashtests wurden im Technikzentrum des ADAC in Landsberg durchgeführt. Von den 23 getesteten Produkten haben nur zwei das Prädikat "sehr empfehlenswert" erhalten, 13 wurden mit "empfehlenswert" beurteilt. Ein "bedingt empfehlenswert" wurde an 7 Sitze vergeben und nur ein System (Baby Sunny-Touring), eine Sitzerhöhung für 4 bis 12 Jahre alte Kinder, können die Tester überhaupt nicht empfehlen. Dieser Sitz steht im Test stellvertretend für viele Billigprodukte dieser Klasse. Bei einem Unfall besteht die große Gefahr, dass solche Sitzerhöhungen unter dem Kind durch rutschen. Dadurch kann der Beckengurt tief in den Bauch des Kindes einschneiden und schwerste Verletzungen verursachen.
Der Testsieger (Römer Duo) ist mit einem sogenannten ISOFIX-Befestigungssystem ausgerüstet. Dieses System kann ohne großen Aufwand durch eine Steckverbindung sicher an der Karosserie befestigt werden. Fehler beim Einbau sind so gut wie ausgeschlossen. Der Nachteil: Noch muss für jeden Autotyp mit ISOFIX-Anschluß eine eigene Lizenzierung erfolgen, andernfalls darf der Sitz nur mit Gurtbefestigung ins Auto. Der Römer Duo kann deshalb im Augenblick nur in Honda- und Mazda-Fahrzeugen, in kürze auch in denen der VW/Audi-Gruppe eingesetzt werden. Hier fordert der ADAC schnellstens eine bessere Lösung. ISOFIX-Sitze müssen generell in jedem damit ausgestatteten Fahrzeug zugelassen sein.
Jährlich sterben in Europa 750 Kinder als Beifahrer im Auto, zwei Drittel davon bei einer Seitenkollision. Erstmals wurde deshalb beim diesjährigen Kindersitztest neben dem Frontcrash auch ein Seiten-crash durchgeführt, der sich an realistischen Bedingungen orientiert. Dafür mußte zunächst einmal in aufwändigen Vorversuchen ein geeignetes Verfahren gefunden werden, denn eine Norm gibt es für solche Tests bislang in Europa noch nicht. Viele Sitze bieten beim Seitencrash nur "zufrieden stellenden" bis "ausreichenden" Schutz. In den meisten Fällen prallt der Kopf des Kindes an Innenteile der Tür oder der Seitenwand. Auf der Verliererseite stehen besonders Sitze ohne Schale für Oberkörper und Kopf des Kindes.
Der Kindersitztest hat gezeigt, dass Kleinstkinder am besten in so genannten Babyschalen aufgehoben sind, die entgegen der Fahrtrichtung eingebaut werden. Größere Kinder sollten in Systemen mit stabiler Rückenschale und großen seitlichen Wangen im Kopfbereich Platz nehmen. Nur so können sie selbst bei einer Vorwärtsbewegung während des Seitenaufpralls, zum Beispiel infolge einer Notbremsung, sicher von den Sitzwangen aufgefangen werden.
Der ADAC appelliert an die Hersteller, den Sitzeinbau und das Sichern des Kindes so einfach wie möglich zu gestalten und verständliche Bedienungsanleitungen beizupacken. Außerdem sollten dort und auf dem Sitz klare Hinweise auf die Benutzung bei Front- und Seitenairbags zu finden sein.
Autofahrern empfiehlt der ADAC vor dem Kauf einen Probeeinbau - mit dem Kind als Testperson. Dabei müssen die Airbag-Warnhinweise am Sitz oder in der Bedienungsanleitung für Sitz und Auto berücksichtigt werden. Airbags und Kindersitze müssen auf einander abgestimmt sein. In rückwärts gerichteten Kindersitzen darf der Nachwuchs nur dann auf dem Beifahrersitz befördert werden, wenn der dortige Airbag sicher abgeschaltet ist. Sonst droht Lebensgefahr. Der Sitz muss fest einzubauen sein, er darf nicht kippen oder verrutschen. Der Gurt muss mittig über die Schulter und so tief wie möglich über die Leistenbeuge verlaufen. Sitz und Kind müssen immer straff und so eng wie möglich angegurtet sein. Gurtverlauf und Kopfabstützung sind der Größe des Kindes anzupassen. Die Hutablage sollte von schweren oder scharfkantigen Gegenständen geräumt sein, da sie sonst bereits beim Bremsen als Geschosse durch den Wagen katapultiert werden können. Selbst leere Kindersitze muss man immer anschnallen, damit sie fest auf dem Platz bleiben, wenn es mal knallt.
Der ausführliche Kindersitztest ist in der Juni-Ausgabe der ADAC-Motorwelt erschienen.
Zu diesem Text bietet der ADAC auf seiner Internetseite für Journalisten www.presse.adac.de eine Ergebnistabelle und mehrere Fotos an.
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