Zwischen Historie und Heute: Zwei MDR-Dokus über politische Schicksalsmomente
Leipzig (ots)
Am 1. September 2024 stehen die Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen an, deren Ausgang die politische Landschaft Deutschlands nachhaltig prägen könnte. Mit Blick auf diese richtungsweisenden Wahlen zeigt der MDR zwei Dokumentationen, die tief in historische und aktuelle Entwicklungen eintauchen: Die „MDR Zeitreise“ fragt „Schicksalswahl Thüringen – kann sich Geschichte wiederholen?“ – zu sehen ab 23. August in der ARD Mediathek sowie am Sonntag, 25. August, um 22.20 Uhr im MDR-Fernsehen. Im Anschluss – ab 22.50 Uhr im MDR-Fernsehen sowie in der ARD Mediathek – stehen „Frauen in Landschaften“ im Fokus.
Zum Inhalt:
„‚MDR Zeitreise‘: Schicksalswahl Thüringen – kann sich Geschichte wiederholen?“
Am 1.September 2024 wird in Thüringen ein neuer Landtag gewählt. In den Umfragen führen seit Monaten die Rechtspopulisten von der AfD, angeführt von ihrem Landes-Chef Björn Höcke. Was folgt, wenn die AfD stärkste Kraft in Thüringen wird?
Schon einmal – vor einhundert Jahren – gab es eine so genannte Schicksalswahl in Thüringen. Damals traten bürgerliche und konservative Parteien mit dem Ziel an, die Linksregierung von KPD und SPD abzulösen. Doch die Wahl am 10. Februar 1924 brachte keine absolute Mehrheit für die im „Thüringer Ordnungsbund“ zusammengeschlossenen bürgerlichen Parteien. Um dennoch eine Regierung stellen zu können, ließ sich der Bund von der „Vereinigten Völkischen Liste“ tolerieren, einer antisemitischen Partei, der auch Mitglieder der nach dem Hitlerputsch verbotenen NSDAP angehörten.
Dies hatte massive Folgen in Thüringen: Der Antisemit Artur Dinter leitete damals die „Vereinigte Völkische Liste“. Er forderte: In das Kabinett dürfen nur „arische Männer“ aufgenommen werden. Der liberale Eduard Rosenthal, Jura-Professor in Jena, wurde gezwungen, sein Landtagsmandat niederzulegen; der von der SPD entsandte Landesbankpräsident Walter Loeb trat zurück.
Auf Dinters Betreiben wurde im März 1924 das Verbot der NSDAP aufgehoben. Im restlichen Deutschland war das erst im Februar 1925 der Fall. Dem als „jüdisch unterwandert“ geltenden Bauhaus wurden 50 Prozent der Mittel gestrichen, sodass es sich zum Umzug nach Dessau genötigt sah.
Der Jenaer Historiker Andreas Braune sieht auch heute vergleichbare Entwicklungen, wenn Björn Höcke fordert, man müsse den Ideologiestaat zurückdrängen. „Wenn die Rechten dann erst einmal an der Macht sind, werden sie alles dafür tun, sozusagen eine Gegenöffentlichkeit, eine Gegen-Zivilgesellschaft in ihrem Sinne aufzubauen“, so Braune.
Dagegen versucht der Weimarer Verein „Distanz e.V.“ anzukämpfen. Das Team um Vereinschef Peer Wiechmann kümmert sich um die Jugendarbeit, immer dort wo diskriminierendes und rassistisches Verhalten aufgefallen ist. Vereine und Institutionen gegen rechts will Höcke abschaffen. Dennoch gibt sich der Vereinschef zuversichtlich: Die Lage heute ist eine andere als 1924, die Demokratie ist gefestigter, glaubt Wiechmann.
Jens-Christian Wagner von der Gedenkstätte Buchenwald hat AfD-Politikern Hausverbot für das Gelände des früheren Konzentrationslagers erteilt. Die forderten daraufhin seine Absetzung. Das schreckt Wagner nicht. Im Interview mit der „MDR Zeitreise“ attestiert er Björn Höcke, ein völkisches Konzept wie die Nationalsozialisten zu verfolgen: „Wir wissen, zu welchen Folgen das geführt hat im Nationalsozialismus. Deshalb sollten wir da sehr wachsam sein“, so Wagner.
„Frauen in Landschaften“
Sie sind Politikerinnen, sie sind Ostdeutsche und sie sind Mütter. Anke Domscheit-Berg, Yvonne Magwas, Frauke Petry und Manuela Schwesig gehören unterschiedlichen politischen Lagern an, ihr Alltag steht vor denselben Herausforderungen: Ausgleich zwischen Beruf und Familie, Machtkämpfe und Erfolge, Ohnmacht und Erschöpfung. Der Film von Sabine Michel begleitet die Politikerinnen über einen Zeitraum von drei Jahren – im Parteibüro, beim Wahlkampf und zuhause.
Vier Frauen in der Politik, in Führungspositionen, mit ostdeutscher Vergangenheit. Für Anke Domscheit-Berg, Yvonne Magwas, Frauke Petry und Manuela Schwesig war es normal, berufstätige Mütter zu haben – in einer Zeit, in der sich viele Frauen in Westdeutschland nur um Haus und Kinder kümmerten.
Der Mauerfall und die Zeit danach gingen nicht spurlos an ihren Familien vorbei: Zusammenbruch, Entwurzelung, Neuorientierung. Die widersprüchlichen Erfahrungen beeinflussen das Handeln der vier Frauen bis heute. Wie ihre Mütter sind sie berufstätig und haben Kinder. Ihre politischen Haltungen sind unterschiedlich, die Herausforderungen ihres Alltags dieselben: Frauenquote, #MeToo, Kinderbetreuung, Macht und Ohnmacht.
„Frauen in Landschaften“ ist eine filmische Reise mit vier sehr unterschiedlichen Politikerinnen und gleichsam eine innere Reise zu Herkunft und Prägung. Ein Film, der spürbar macht, was es bedeutet, heutzutage eine Frau und eine Ostdeutsche in der Politik zu sein.
mdr.de/mittendrin: das komplette Angebot des MDR zu den Landtagswahlen
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