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Mit "Sommer ´39" berichtet Autor Mathias Haentjes für das WDR Fernsehen über die Stimmung in Europa am Vorabend des Zweiten Weltkriegs - Prominente Zeitzeugen äußern sich

Köln (ots)

WDR Fernsehen,  Montag, 31. 08.2009, 23.15 - 00.45
Uhr
Der Sommer `39 ist heiß. An den Stränden Europas herrscht 
Hochbetrieb. Die Menschen wollen leben und lieben, arbeiten und sich 
amüsieren. Doch dieser Sommer wird großes Unheil über Europa bringen.
Wenn dieser Sommer zu Ende geht, hat Hitler den Zweiten Weltkrieg 
begonnen, der 55 Millionen Menschen das Leben kosten und Europa auf 
Jahrzehnte traumatisieren wird. Der 90minütige Film zeigt 
ungewöhnliches Archivmaterial aus dem Alltag 1939 und rekapituliert 
den verhängnisvollen Verlauf von Hitlers Kriegspolitik, kommentiert 
durch die Erinnerungen hochkarätiger Zeitzeugen aus ganz Europa.
Wie war dieser Sommer `39? Wie lebten die Menschen im 
krisengeschüttelten Europa in diesen Monaten, in denen sich am 
Horizont schon die dunklen Wolken des Krieges zusammen brauten? Was 
ahnten und dachten die Menschen? Was glaubten und hofften sie? Wie 
nahmen sie die Politik und die Krise wahr? Wie sah ihr Alltag aus, 
was taten sie in ihrer Freizeit? Das Leben in Europa ist in dieser 
Zeit so unterschiedlich wie die politischen Systeme, in denen die 
Menschen leben.
"Ich hatte nichts als Mädchen und Musik im Kopf", erinnert sich 
der Brite Dennis Norden. "Das Wichtigste war die nervöse Erwartung 
des Krieges. Ja, eigentlich nicht nur Erwartung, sondern die 
Sehnsucht nach dem Krieg. Man wollte, dass dieser Kalte Krieg, der 
sich Nervenkrieg damals nannte, nun endlich vorbei geht", erzählt 
Marcel-Reich Ranicki aus dem Warschauer Sommer `39.
Und als dann tatsächlich die ersten Schüsse fallen, erinnert sich 
Margarete Mitscherlich an die Stimmung der meisten Deutschen: "Man 
versuchte sein Gefühl der Bedrücktheit loszuwerden, indem man sagte: 
Ach, was, Krieg. Es wird nicht werden wie der Erste Weltkrieg, das 
ist jetzt ganz was anderes. Wir haben ja unsern Führer !" Und die 
junge Französin Madeleine Riffaud interessiert nicht, ob Frankreich 
siegen oder verlieren wird. Sie beschäftigt nur eines: "Mein Vater 
wird weggehen..."
Zeitzeugen: Der französische Journalist Pierre Daix (damals 17 
Jahre alt); die französische Schriftstellerin Madeleine Riffaud 
(damals 15 ) und der britische TV-Komiker Dennis Norden (damals 17) 
berichten, wie wenig sie damals die wirkliche Gefahr, die Hitler 
darstellte, realisierten. Vom bedrohlichen Sommer 1939 in Polen 
erzählen der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki (damals 19), der 
Filmregisseur Andrzej Wajda (damals 13), die damals 10jährige Janine 
Phillips und der Politiker Wladislaw Bartoszewski (damals 17). Der 
ins liberale Holland geflohene Schriftsteller Hans Keilson war 1939 
bereits 29 Jahre alt, der italienische Filmregisseur Mario Monicelli 
(damals 24 ) erregt sich noch heute über das Auftreten Mussolinis, 
und die russische Chemikerin Elena Strum (damals16) erzählt, wie sie 
die Kehrtwende Stalins beim Hitler-Stalin-Pakt wahrnahm. Der 
tschechische Schriftsteller Pavel Kohout (damals 10) musste nach dem 
Einmarsch der Deutschen in Prag eigenhändig kritische Passagen in 
seinen Schulbüchern schwärzen. Die österreichische Journalistin 
Traudl Lessing war damals im Alter von 14 begeisterte Reichsdeutsche,
während die Psychoanalytikerin Margarete Mitscherlich-Nielsen (damals
22) Hitler mit einer Mischung aus Faszination und Abscheu 
betrachtete.
Ein berührendes Panorama unseres Kontinents am Vorabend der 
Katastrophe.
Redaktion: Sabine Rollberg (WDR/ARTE), Gudrun Wolter (WDR)

Pressekontakt:

WDR Pressestelle, Annette Metzinger, Telefon 0221 220 2770, -4605

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