WDR Fernsehen, Sonntag, 4. Februar 2001, 16.30 - 17.00 Uhr
Köln (ots)
Dem Paradies entkommen Kinder der Zeugen Jehovas steigen aus Reportage von Monika Schuck und Gaby Fuest
"Da konnte ich einfach nicht frei sein", sagt die 17-jährige Rebecca. "Da wurde man in eine Form gepresst, konnte keinen eigenen Willen entwickeln", erlebte der gleichaltrige Nino. Beide wuchsen bei den Zeugen Jehovas auf, von ihren Eltern nach strengen Glaubensregeln erzogen.
In der Pubertät wurde der Druck für sie unerträglich. Der Versuch, kleine Freiheiten durchzusetzen, zog körperliche Züchtigungen nach sich, im Namen Jehovas.
Nino fühlte sich völlig wertlos, mit dreizehn will er sich umbringen. Aber, mit vierzehn gelingt beiden Kindern der Ausbruch, denn ein Elternteil hat die Zeugen Jehovas verlassen. Nun steht der Freiheit und dem Glücklichsein eigentlich nichts mehr im Weg - außer der Vergangenheit. Die aber hat tiefe Spuren hinterlassen.
Seit zehn Jahren versuchen die Zeugen Jehovas vor Gericht, als "Körperschaft öffentlichen Rechts" anerkannt zu werden. Das gäbe ihnen z. B. die Möglichkeit, Kirchensteuer einziehen zu lassen und Religionsunterricht an Schulen anzubieten. Kürzlich entschied das Bundesverfassungsgericht, dass vor der endgültigen richterlichen Entscheidung die Kindererziehung bei den Zeugen Jehovas noch einmal auf den juristischen Prüfstand muss. Stichwort: Gewalt als Erziehungsmittel.
Erstmalig wird sich im Film ein offizieller Vertreter der Zeugen Jehovas in Deutschland von der Gewalt gegen Kinder in den Reihen der Glaubensgemeinschaft distanzieren und dazu stehen, dass Gläubige die Bibel dahingehend falsch interpretiert haben. Mit der "Rute der Zucht" sei der Hirtenstab gemeint.
In Deutschland bekennen sich etwa 190 000 Menschen zu den Zeugen Jehovas.
Wiederholung, Donnerstag, 8. Februar 2001, 12.00 - 12.30 Uhr Redaktion: Maria Dickmeis
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