"WDR 3 hat keinen Quotendruck" WDR-Intendantin Monika Piel zum Kulturradio bei der Auftaktveranstaltung zur Gesprächsreihe "WDR=Kultur=Gut"
Köln (ots)
Muss ein Kulturradio auf die Quoten schauen? Wie streitbar darf es sein? Und welche Zukunftsperspektiven und -szenarien gibt es? Zum Auftakt der öffentlichen Veranstaltungsreihe "WDR=Kultur=Gut", die in Zukunft regelmäßig stattfindet, lud WDR-Intendantin Monika Piel gestern in die Duisburger Mercatorhalle. Diskutiert wurde über die "Zukunft der Kultur im Radio".
Über neue Hörerstrukturen, sich wandelnde kulturelle Sozialisationen, die Herausforderungen der digitalen Welt und die Notwendigkeit, sich im Programm an diese Veränderungen anzupassen, sprachen WDR-Intendantin Monika Piel, die Publizistin und Medienexpertin Mercedes Bunz, Andreas Weber, Programmdirektor des Deutschlandradios, Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrats sowie der Journalist und Kulturmanager Henry C. Brinker.
Ein hochwertiges Kulturradio könnten heute nur öffentlich-rechtliche Sender anbieten, weil diese das Gebührenprivileg hätten, sagte WDR-Intendantin Monika Piel. "WDR 3 hat keinen Quotendruck, aber wir müssen auch gehört werden. Fünf Prozent der Menschen in Deutschland sagen, dass sie kulturinteressiert sind. Unser Ehrgeiz bei WDR 3 wäre, die Hälfte dieser fünf Prozent zu erwischen." Piel betonte die Notwendigkeit, auf Veränderungen in den Hörerstrukturen zu reagieren: "Alle, die sich mit Hochkultur beschäftigten, müssen versuchen, auch ein nachwachsendes Publikum zu bekommen, ohne die, die mit dem Angebot zufrieden sind, zu verlieren." Dennoch müsse Kultur keinen wirtschaftlichen Nutzen haben. "Kultur ist ein Wert an sich und muss sich nicht in Euro und Cent messen."
"Radio ist selbst Kultur. Es ist etwas, das uns anregt. Deshalb ist dieser Streit um das Kulturradio auch gut. Das zeigt doch nur, dass wir es in der digitalen Welt nicht ad acta legen wollen und besorgt sind, dass es keinen neuen Ort hat", so Mercedes Bunz. Das Radio werde sich aber ändern, prophezeite die Medienexpertin: Künftig würden Sendemedien eher dann abgerufen, wenn der Nutzer sie brauche.
"Innerhalb des Gesamtprogramms laufen wir mit dem Kulturprogramm manchmal Gefahr in einem Elfenbeinturm festzustecken", kritisierte Christian Höppner. "Eine Vernetzung zu anderen Programmangeboten ist essenziell." Es müssten viel mehr Kulturnachrichten erscheinen. "Nichts gegen Sport, aber das Verhältnis von Kulturnachrichten und Sportnachrichten stimmt nicht."
Im Anschluss hatte auch das Publikum vor Ort und per Email die Gelegenheit, mit zu diskutieren. "Ich höre seit 50 Jahren Radio und die größte Lust beim Radiohören ist eigentlich die Überraschung", so eine WDR 3-Hörerin. "Wenn wir uns berühren lassen durch Sendungen, dann findet in uns Kultur statt", ergänzte ein Hörer. Der Dialog von Kulturradio mit seinen Hörern sei Grundauftrag - nicht der Quote, sondern der Kultur wegen.
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