Das Erste, ab 12. Juni 2001, dienstags 23.00 Uhr
"Boulevard Bio" -
Die ersten zehn Jahre
Die Bio-Festwochen im Ersten
Köln (ots)
"Ich führe keine Interviews, ich führe Gespräche mit Gästen", sagt Alfred Biolek, der "Vater" aller seriösen Talkmaster. Kein Wunder, denn Menschen sind sein Hobby, und "Kommunikation ist mein Leben". Unter diesem Motto führt der promovierte Jurist seit zehn Jahren erfolgreich durch die ARD-Talkshow "Boulevard Bio", die nach über 400 Sendungen mit rund 1450 Gästen zu einer Institution im Deutschen Fernsehen geworden ist: Rund zweieinhalb Millionen Menschen sind regelmäßig dabei, wenn Alfred Biolek dienstags um 23.00 Uhr einlädt in seine Talkrunde im Ersten, die WDR-Intendant Fritz Pleitgen "ein Hochamt gepflegter Konversation auf intelligentem Niveau" nennt. Zum runden Jubiläum ehren ARD und WDR ihren von Kritikern wie Zuschauern gleichermaßen hochgelobten Talkmaster mit den "Bio-Festwochen": Am 12. Juni starten die Wiederholungen von zehn Folgen aus zehn Jahren, die in ihrem Zusammenhang einen Einblick geben in das breite Themen-Spektrum von "Boulevard Bio". Die filmische Collage "Alfred Franz Maria Biolek - Fast ein Selbstporträt" von Klaus Michael Heinz am 10. Juli, dem 67. Geburtstag Bioleks, vervollständigt die elfwöchigen Festwochen.
Angefangen hat alles am 7. August 1991, als Alfred Biolek im einstigen Ballett-Probensaal des ehemaligen Kölner "Sprungbrett-Theaters" stand und zum ersten Mal das Studiopublikum und die Zuschauer zu Hause zu "Boulevard Bio" begrüßte. Damals saß er noch auf dem alten Ledersofa aus den Tagen des "Kölner Treff", die Gäste saßen aufgereiht nebeneinander, und kleine Show-Acts sollten die Sendung aufpeppen. WDR-Fernsehdirektor Jörn Klamroth erinnert sich: "Wie es sich für eine richtige Erfolgsstory gehört, begann die Sache mit einem Fehlstart." Und auch Alfred Biolek war noch nicht ganz glücklich: "Wir waren damals schon sehr irritiert. Und ich muss ehrlich sagen: Ich brauchte damals niemanden, der mir das gesagt hat; ich habe gespürt, dass die Sendung noch nicht stimmt." Doch die Phase der Unsicherheit war schnell überwunden: Das Sofa und auch die nachfolgenden Korbmöbel wichen den noch heute benutzten indonesischen Bataviasesseln und dünnbeinigen goldenen Beistelltischchen, die Showeinlagen verschwanden, die Gespräche wurden unter ein gemeinsames Thema gestellt. Und Alfred Biolek fand seinen ganz eigenen Weg der Gesprächsführung: neugierig und ohne Voyeurismus, unaufdringlich, sensibel und souverän, mit Respekt und fast altmodisch anmutender Höflichkeit seinen Gästen gegenüber. Der Gastgeber selbst ist das Geheimnis von "Boulevard Bio".
Und der Erfolg - meist Quoten- und Marktführer des späten Dienstagabends - gibt Biolek Recht: "Die Stunde vor Mitternacht ist längst eine wunderbare Fernsehzeit. Da wir jeden Dienstag über zwei Millionen Zuschauer erreichen, scheinen wir den einzigen Feind besiegt zu haben: das Bett." So hält das Publikum dem Moderator und seinen Gästen auch bei schwierigen, sperrigen oder vermeintlich unpopulären Themen seit über 400 Ausgaben von "Boulevard Bio" die Treue.
Auch die Kritiken waren in den zehn Jahren überwiegend positiv. Schon 1993 schrieb die "Hörzu": "Der etwas andere Talkmaster: Bei ihm bekommt niemand Schrammen an die Seele, auch wenn es mal heiß hergeht. Danke Bio!". "Bei diesem Job zeigt Bio dann auch seine liebenswürdigste Seite: Er ist so wunderbar einfühlsam. Und je menschelnder die Themen, je extravaganter die Gäste, desto mehr gerät er in Fahrt", gefiel 1995 der "Für Sie" die Talkshow. "Was macht diese Kölner Runde so populär?", fragte die Süddeutsche Zeitung 1997 und gab auch gleich die Antwort: "Die Mischung der Gäste macht's und der typische Rhythmus, in dem der Talkmaster seine Fragen stellt." Dieter Deul schrieb in epd Medien nach der 285. Ausgabe von "Boulevard Bio": "Eine der schwierigsten TV-Disziplinen ist die Balance zwischen Öffentlichkeit und Privatem, der schmale Grad zwischen Erzählen und Enthüllen. Einer, der diesen Spagat mit Erfolg probt, ist Alfred Biolek." Eine Meinung, der sich die "Frankfurter Rundschau" Ende 1998 nur anschließen konnte: "Unter Bioleks Federführung scheint auch Intimes, selbst wenn es vor einem Millionenpublikum ausgebreitet wird, intim zu bleiben." Alfred Bioleks Umgang mit seinen Gästen lobte im gleichen Jahr auch "Der Spiegel": "Dem Gast auf keinen Fall zu nahe zu treten, das geht nicht ohne abenteuerliche Verrenkungen im Satzbau, führt aber immer zum Ziel: Der andere gibt mehr von sich preis, als er sich vorgenommen hat." Und so kann WDR-Unterhaltungschef Georg Habertheuer zu Recht zum Jubiläum von "Boulevard Bio" sagen: "Zehn Jahre sind nicht üblich in der schnellen Welt des Fernsehens und der Oberflächen-Kommunikation, sondern ein Wert für sich, der Hochachtung verdient."
Die "Bio-Festwochen": 12.06.2001 (Wh. v. 14.01.1992) - "Mütter und Töchter": u.a. mit Franca Magnani und Tochter Sabina, Eva Renzi und Tochter Anouschka; 19.06.2001 (Wh. v. 05.01.1993) - "Mythos Bordell": mit vier Huren und einem Freier; 26.06.2001 (Wh. v. 07.06.1994) - "Kleider machen Leute": u.a. mit dem Mode- designer Karl Lagerfeld und Claudia Schiffer; 03.07.2001 (Wh. v. 27.12.1994) - "Verliebt, Verlobt, Verheiratet": u.a. mit Hanns- Joachim Friedrichs und seiner späteren Frau Ilse Madaus; mit dem Dirigenten Sir Georg Solti und seiner Ehefrau Lady Valerie; 10.07.2001 (Wh. v. 10.07.1999) - "Alfred Franz Maria Biolek - Fast ein Selbstportrait", eine filmische Collage von Klaus Michael Heinz 17.07.2001 (Wh. v. 12.03.1996) - "Bräute Christi": u.a. mit den Ordensschwestern Isa Vermehren u. Gabriela und der Novizin Ulrike Kostka; 24.07.2001 (Wh. v. 07.01.1997) - "Gehörlos: Ich sehe, was Du sagst": u.a. mit dem Komponisten Helmut Oehring, dem gehörlosen Bar- keeper Gunther Puttrich, und der Gebärden- dolmetscherin Dina Tabbert; 31.07.2001 (Wh. v. 07.04.1998) - "Mir ist nichts heilig": mit dem "Lebenskünstler" Gad Granach; 07.08.2001 (Wh. v. 23.03.1999) - "Wenn die beste Freundin ... ": u.a. mit Senta Berger und Elke Heidenreich, Gisela May und Helen Vita; 14.08.2001 (Wh. v. 30.05.2000) - "Was man aus Liebe tut...": mit Graf Lennart Bernadotte und Ehefrau Gräfin Sonja sowie Thekla Carola Wied und Ehemann Hannes Rieckhoff 21.08.2001 (Wh. v. 27.02.2001) - "Nur gemeinsam konnten wir überleben": mit Renate Lasker-Harpprecht und ihrer Schwester Anita Lasker-Wallfisch, der Cellistin von Auschwitz
Redaktion: Klaus Michael Heinz
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