Das Erste, Sonntag, 02. Juni 2002, 17.30 - 18.00 Uhr
Vom Pfarrer
missbraucht
Vertuschen, verschweigen, verstecken, Film von James
Pastouna
Köln (ots)
"Pfarrer Geoghan hat eine Vergangenheit im Bezug auf homosexuelle Beziehungen zu Kindern und Jugendlichen. Nach meinem Verständnis hängt seine Versetzung aus der Gemeinde St. Barbara mit dieser Problematik zusammen."
Dies schrieb der Weihbischof von Boston John M. D'Arcy an den damaligen Erzbischof und heutigen Kardinal von Boston, Bernard Law, bereits im Dezember 1984.
Auch der amerikanische Kirchenrechtler, Father Tom Doyle, hatte den Kardinal auf die Missstände hingewiesen und einen über 100 Seiten umfassenden Bericht vorgelegt. Der Kardinal ging darauf nicht ein. Man vermutet, dass Doyle im Zusammenhang mit diesem Bericht von seinem Orden nach Deutschland versetzt wurde.
"Ich hatte so viel Vertrauen zu Pfarrer Geoghan, er war für mich ein heiliger Mann. Als ich zwölf Jahre alt war, starb mein Vater und ich dachte, Father Geoghan wollte mich trösten, als er mich zu einem Eis zu sich nach Hause einlud, aber er hat mich sexuell missbraucht!" erzählt der heute 26-jährige Patrick McSorely.
Erst als 1997 immer mehr Opfer sexuellen Missbrauchs den Weg zur Polizei und vor Gericht einschlugen, reagierte der Kardinal von Boston und versuchte außergerichtlich die Opfer mit mehren Millionen Dollar zum Schweigen zu bringen.
Der Druck der Öffentlichkeit wurde zu groß und die Erzdiözese beschuldigt, von den Aktivitäten Geoghans gewusst und nichts unternommen zu haben. Der 66-jährige Priester John Geoghan wurde in den Laienstand versetzt und im Februar 2002 zur Höchststrafe von zehn Jahren Haft verurteilt. In seinen 30 Priesterjahren soll er insgesamt 130 Kinder sexuell missbraucht haben.
Die gerichtlich erzwungene Freigabe von kirchlichen Akten belegt, dass Geoghan kein Einzelfall war. Immer mehr neue Fälle tauchen auf.
Teilweise liegen die Fälle bis zu 40 Jahre zurück. Im Rückblick räumte der Kardinal ein, dass Entscheidungen in den 80-er und 90-er Jahren, die verdächtigen Priester im Amt zu belassen "tragischerweise falsch" gewesen seien.
Der Kardinal von Boston hat sich zwar öffentlich für das Verhalten Geoghans entschuldigt, aber die Opfer warten noch immer auf eine persönliche Entschuldigung und auf die Beantwortung der Frage "Warum wurde Father Geoghan immer wieder gedeckt und in andere Gemeinden versetzt?"
Redaktion: Martin Blachmann
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