Das Erste, Sonntag, 29. September 2002, 13.45 - 14.30 Uhr
Köln (ots)
BILDERBUCH DEUTSCHLAND Dortmund Ein Film von Monika Pöschke-Schröder
Montan-Exotik ade! Die Schwerindustrie ist ins Museum gekommen - und verblüfft dort mit ästhetischen Reizen wie mit denen der Jugendstilzeche Zollern. Oder sie wird, wie gerade die Westfalenhütte, kurzerhand demontiert und nach China befördert. Dortmund, lange Stahl-Hochburg und siebtgrößte Stadt der Bundesrepublik, probt den Neuanfang. Wieder einmal, denn Niedergang und Aufschwung sind für die westfälische Metropole im östlichen Ruhrgebiet nicht ungewöhnlich. Urkundlich erwähnt bereits im 9. Jahrhundert, war sie einst Reichsstadt und - im Mittelalter - einflussreiche Hansestadt. Schließlich versank sie in die Bedeutungslosigkeit, bevor mit dem Gründungstaumel von Gruben und Hütten das Industriezeitalter anbrach. Nun, 150 Jahre danach, ist der Himmel wieder blau, die ausgedehnten Wälder sind grün, und in den Straßen wogt es zuweilen schwarz-gelb, wenn die ganze Stadt ihre Fußballmannschaft "Borussia" feiert. Der ist auch eine Rose gewidmet - im Deutschen Rosarium des Westfalenparks, dem drittgrößten der Welt. Fast 4 000 verschiedene Sorten blühen hier um die Wette. Noch in einem anderen Wettstreit hat Dortmund die Nase vorn: Das Casino Hohensyburg ist deutschlandweit Spitze und liegt auf Platz zwei im europäischen Vergleich, was Besucherzahlen und Bruttospielertrag angeht. Davon profitiert auch die Stadt. Der Strukturwandel bringt eine erhebliche Arbeitslosigkeit mit sich. Deshalb wird dieses Zubrot gut gebraucht. Statt auf Kohle, Stahl und Bier setzt sie jetzt auf Forschung, Informationstechnologie, Logistik und neue Medien. Dortmund heute: da sind neue Arbeitswelten zu entdecken, auch im weltweit einzigartigen Museum für Arbeitsschutz; oder an der Uni, wo die Studenten ihre Roboter mit Hilfe neu entwickelter Software spielen lassen. Oder im neuen Wahrzeichen Dortmunds höchstem Gebäude, in dem der Verleger Bodo Harenberg innovative Unternehmen und viel Kunst angesiedelt hat. Dortmund heute steht für die Probleme der Region, aber auch für ihre kulturelle Vielfalt, von der Hochkultur bis zum Handy-Museum. Dortmund heute: Köche, die nach den Sternen greifen, und Paare, die sich bei Trauungen auf ehemaligen Zechen den siebten Himmel versprechen. Es gibt Legenden und legendäre Veranstaltungen, zum Beispiel in den Westfalenhallen. Dortmund im Bilderbuch Deutschland wird präsentiert vom Kabarettisten Fritz Eckenga, von der Rosenkönigin Gracia Patricia, vom Schriftsteller Max von der Grün, vom Filmemacher Adolf Winkelmann und vielen anderen, Revierbürgern aus Leidenschaft oder aus Zufall.
Redaktion Heribert Schwan
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