Prix Italia geht an WDR 3
Das WDR 3-Feature "In der Seele gibt es
ein Bedürfnis, nicht zu denken" von Alfred Koch wird mit dem Prix
Italia ausgezeichnet
Köln (ots)
Der Österreicher Alfred Koch hat mit seinem WDR 3-Feature "In der Seele gibt es ein Bedürfnis, nicht zu denken", einem Porträt des amerikanischen Schriftstellers Raymond Carver, den Prix Italia 2002 in der Sparte Hörfunkdokumentation gewonnen.
In der Jurybegründung heißt es, dem Autor sei es durch geschickte Übersetzung und virtuose Sprachführung im Wechsel zwischen englischem Original und deutscher Übertragung gelungen, ein liebevolles Bild vom Leben des großen amerikanischen Schriftstellers zu zeichnen. "Tief beeindruckt " zeigte sich die Jury von der "hohen journalistischen Qualität" der Sendung und von der "Leichtigkeit", mit der Alfred Koch die Vermittlung von literarischem Wissen und die journalistische Suche nach den Lebensspuren Carvers verbinde. So sei ein "informatives, bildendes und persönliches" Portrait des Schriftstellers entstanden.
Der Prix Italia ist der älteste und traditionsreichste Radio-, Fernseh- und WebWettbewerb. In der Kategorie Radio gibt es Preise für qualifizierte Produktionen in den Bereichen Drama (Hörspiele), Dokumentation (Kultur und Aktuelles) und Musik. Er wurde von der RAI 1948 in Capri ins Leben gerufen. Die Teilnehmerliste des Prix Italia liest sich wie das literarische "Who is Who" des 20. Jahrhunderts: Autoren wie Jean Anouilh, Heinrich Böll, Bert Brecht, Jean Cocteau, Max Frisch oder Umberto Eco haben Arbeiten eingereicht; zu den Siegern zählten u. a. Samuel Beckett und Eugène Ionesco. 75 öffentliche und private Radio- und Fernsehstationen sind Partner und ständige Mitglieder des international renommierten Preises und repräsentieren 60 Länder in fünf Kontinenten.
Das von Alfred Koch gestaltete Feature "In der Seele gibt es ein Bedürfnis, nicht zu denken - Das doppelte Leben des Raymond Carver" ist eine Koproduktion des Westdeutschen Rundfunks, der federführend war, und des ORF. Es wurde am 6. November 2001 in der Reihe "Forum Literatur" auf WDR 3 zum ersten Mal ausge-strahlt.
Seit der Veröffentlichung einer neuen Werkausgabe, die der Berlin Verlag herausgibt, wird der amerikanische Schriftsteller Raymond Carver endlich auch in Deutschland gefeiert. Bekannt wurden seine Geschichten einem großen Publikum durch Robert Altman, der in "Short Cuts" einige von Carvers besten Erzählungen verfilmte. Man verglich den 1988 an Lungenkrebs gestorbenen Autor mit Hemingway und Cechov und feierte ihn als literarischen Minimalisten. Raymond Carver, der Arbeitersohn aus Oregon, wurde in den 70er und 80er Jahren in den USA zu "jedermanns Lieblingsschriftsteller". Er schrieb kurze Texte über kleine Leute in der Ära von Reagan und Thatcher: Erzählungen von somnambulen Arbeitslosen und heiligen Trinkern; von Paaren, die aneinander vorbeireden und heillosen Optimisten, die sich in den Fallstricken ihres eigenen Lebens verfangen. Geschichten, die wie hingeworfene Skizzen wirken und doch genau kalkuliert, durchtrainiert sind. Texte, die auf engstem sprachlichen Raum große Bilder zu erzeugen vermögen.
Der 1957 in Graz geborene Alfred Koch arbeitet seit 1985 für den Hörfunk. Er produzierte Sendungen über Wittgenstein, E. M. Cioran, Nietzsche und Platon, Radioserien über den "Neid" oder "Das Böse", Literaturfeatures über Paul Auster oder W. H. Auden, Sozialfeatures über Aussteiger und Drogenabhängige. Seit 1995 ist er ständiger Mitarbeiter in der Hörfunk-Feature-Redaktion des ORF. 1998 wurde er mit dem "Radiopreis der Erwachsenenbildung" für "Der Brechtboykott in Österreich", 1999 mit dem "Dr. Reinhard-Galler-Preis" für die Satire "Heidiland oder die verlorene Unschuld der Schweizer Berge" ausgezeichnet. Die Redaktion lag bei Imke Wallefeld.
Anlässlich der Auszeichnung durch den Prix Italia wird die Sendung am 29.10.2002 von 22.00-23.00 Uhr in WDR 3 wiederholt.
Rückfragen WDR Pressestelle, Maksut Kleemann Tel. 0221/2208527
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