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52,7 Prozent trauern immer noch der D-Mark nach - /
Eine Studie im Auftrag von ARD-Tagesschau/Tagesthemen
Köln (ots)
Köln, 16. 12.02 - Ein Jahr nach der Einführung des Euro-Bargelds trauern mehr als die Hälfte aller Deutschen - 52,7 Prozent - der D- Mark nach. Mit Nein antworteten 39,1 Prozent, 8,2 Prozent äußerten sich unentschieden. Das Institut für angewandte Verbraucherforschung (IFAV) in Köln hat im Auftrag von ARD-Tagesschau/Tagesthemen 1000 Bürger in Deutschland befragt, wie zufrieden sie mit der neuen Währung sind. Der größere Teil der Bevölkerung - 59,6 Prozent - behauptet, sich mittlerweile an den Euro gewöhnt zu haben. Mit Nein stimmten 34,9 Prozent ( Mit "weiß nicht" antworteten 5,5 Prozent der Befragten).
Auf die Frage, bei welchen der folgenden Gelegenheiten man heute noch von Euro in D-Mark umrechne, antworteten 61 Prozent, dass sie dies bei "kleinen" alltäglichen Einkäufen tun, bei größeren Anschaffungen waren es sogar 77,7 Prozent, beim Umrechnen aus anderen "Nicht-Euro"-Währungen waren es 37,4 Prozent. Für viele gilt die D-Mark als Hilfskonstruktion zur Einschätzung der Preiswürdigkeit eines Angebotes. Insgesamt sind wir offenbar noch sehr weit davon entfernt, mit dem Euro völlig normal als Preis- und Wertmaßstab umzugehen. Wahrscheinlich verleitet vor allem die scheinbar leichte, aber ungenaue 1:2-Umrechnung dazu, dass die D- Mark in den Hinterköpfen noch Bestand hat.
In den Wochen vor, während und nach der Bargeldumstellung war in der Öffentlichkeit viel vom "Teuro" und von der "gefühlten Inflation" die Rede, ein Empfinden, das von der offiziellen Statistik nicht immer bestätigt werden konnte. Unstrittig ist, dass im Einzelhandel bereits im Jahr 2001 gelegentlich Preiserhöhungen vorgenommen wurden, um dann bei der Euro-Einführung Spielräume für Preissenkungen zu haben. Unter dem Strich konnte der Handel die Euro- Einführung aber keineswegs zu drastischen Preiserhöhungen nutzen. Dies war eher in einigen Dienstleistungsbereichen zu erkennen. Dort waren im Januar 2002 in den neu gedruckten Preislisten oder Speisekarten zum Teil erhebliche Preissteigerungen zu registrieren. Die Befragungsergebnisse zeigen überaus drastisch, dass das subjektive Empfinden der Verbraucher völlig anders ist als die offiziellen Verlautbarungen.
Auf die Frage, wie sich die Euro-Umstellung auf die Preise in bestimmten Bereichen ausgewirkt habe, waren 90,3 Prozent der Meinung, dass die Lebensmittelpreise gestiegen seien, 90,5 Prozent waren der Ansicht, dass die Preise in der Gastronomie gestiegen seien, 41,5 Prozent nannten höhere Preise bei langlebigen Konsumgütern.
Spürbar positiver sind die Einschätzungen der Verbraucher, wenn man fragt, inwiefern der Euro langfristig für Preisstabilität sorgen wird. 33,5 Prozent antworteten mit Ja, 29,9 Prozent antworteten mit Nein, 36,6 Prozent machten keine Angaben.
Die folgende Frage nach den Vorteilen des Euro für das Reisen und Einkaufen in Europa brachte eine durchweg positive Einschätzung. 78, 4 Prozent meinen, dass der Euro den Bürgern in Europa das Reisen und Einkaufen erleichtere, nur 12,1 Prozent stimmten mit Nein, 9,5 Prozent machten keine Angaben.
Die Frage: Wird der Euro auf lange Sicht Bestand haben? beantworteten 55,6 Prozent mit Ja, 11,0 Prozent mit Nein, 33,4 Prozent machten keine Angaben.
Abschließend wurden die Interviewpartner um ihre Einschätzung gebeten, inwiefern sie den Euro für gut oder schlecht halten
Frage: Was meinen Sie ? Ist der Euro gut oder schlecht ... ?
... für Sie persönlich: gut: 27,0 % / schlecht: 51,4 % / weiß nicht:21,6 %
... für die Deutschen allgemein: gut: 27,5 % / schlecht: 47,6 % / weiß nicht: 24,9 %
... für die Wirtschaft: gut:44,2 % / schlecht: 29,9 % / weiß nicht: 25,9 %
Auch bei dieser Frage wollen sich viele nicht festlegen. Erstaunlicherweise machen offenbar viele Befragte einen Unterschied zwischen den Menschen und der Wirtschaft, so als ob Wirtschaft ein abstraktes Gebilde sei, das nichts mit den Menschen zu tun hat. Der Euro wird als eher negativ für die Menschen angesehen, aber als eher positiv für die Wirtschaft. Insgesamt zeigen die Befragungsergebnisse, dass die Umstellung auf die neue Währung allenfalls technisch bewältigt ist, jedoch in den Köpfen der Verbraucher noch längst nicht vollzogen ist.
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