Rundfunkrat: "Deutliche Fortschritte in der Migranten-Berichterstattung des WDR"
Köln (ots)
Köln, 01.12.2003. Deutliche Fortschritte in der Berichterstattung über Mitbürgerinnen und Mitbürger nichtdeutscher Herkunft hat der Rundfunkrat dem WDR bescheinigt. Unter Vorsitz von Reinhard Grätz billigte das Gremium einstimmig eine Stellungnahme des Programmausschusses. Unterstützt von der Ausschussvorsitzenden Karin Junker war diese zuvor unter Federführung der stellvertretenden Vorsitzenden Britta Ilic in intensiven Diskussionen und Werkstattgesprächen erarbeitet worden. Ausgangspunkt war die Frage, wie Migrantinnen und Migranten in angemessener Weise in den Programmen des WDR dargestellt und angesprochen werden können. Rund elf Prozent der nordrhein-westfälischen Gesamtbevölkerung seien nichtdeutscher Herkunft. Der Rundfunkrat bestärke den Sender darin, der zunehmend wichtigen Rolle von Migranten gerecht zu werden, so Reinhard Grätz.
Positiv bewertete das Gremium die Berufung eines Beauftragten für Integration und kulturelle Vielfalt im WDR. Dies sei "bislang einzigartig" in der deutschen Medienlandschaft. Da sich Integration nicht eingrenzen lasse, sei es folgerichtig, dass der neue Beauftragte als zentraler Ansprechpartner direktionsübergreifend tätig sei. Lob findet auch der seit 15 Jahren verliehene, inzwischen auch als ARD-Auszeichnung etablierte CIVIS-Medienpreis. Damit sei es gelungen, das Thema Integration und kulturelle Vielfalt in das Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit zu tragen. "Funkhaus Europa" attestierte der Rundfunkrat in nur vier Jahren einen hohen Bekanntheitsgrad und große Akzeptanz beim Publikum erreicht zu haben. Der Sender schaffe den notwendigen Spagat zwischen zielgruppenorientierten Angeboten in den jeweiligen Muttersprachen und einem überwiegend deutschsprachigen Programm, das sich an alle Hörerinnen und Hörer in NRW wendet. Auf diese Weise werde der Anspruch realisiert, "ein zur Integration beitragendes Vollprogramm und kein Spartenprogramm zu sein". Offen sei immer noch, wie trotz knapper Frequenzen eine Ausstrahlung von "Funkhaus Europa" im gesamten Sendegebiet erreicht werden könne.
Muttersprachliche Angebote seien "mitnichten überholt". Sie dienten als "Angebote der Integration derer, die in zwei Kulturen zu Hause sind". Das Gremium lobte ausdrücklich, dass der WDR nach Auslaufen der Fremdsprachenprogramme als ARD-Gemeinschaftsaufgabe seine Angebote sogar noch erweitert habe, und zwar um Sendungen in Portugiesisch und Arabisch. Im Fernsehen sei vor allem die Neukonzeption "Cosmo TV" zu begrüßen sowie die neue Sendezeit am Samstag um 14.00 Uhr im WDR Fernsehen. Ein Gelingen werde vor allem davon abhängen, ob die in Funkhaus Europa erworbenen Kompetenzen für das Fernsehen fruchtbar zu machen seien, heißt es.
Entscheidend für die Darstellung von Migranten sei neben journalistischen Programmen auch die Fiction. Der Rundfunkrat sprach sich für eine noch stärkere Darstellung von Menschen nichtdeutscher Herkunft als "Leute wie du und ich" in Fernsehfilmen und Serien aus wie dies bei der "Lindenstraße" gang und gäbe sei. In Informationssendungen und Talkshows sollten Migranten häufiger als Experten und Gäste eingeladen werden.
Insgesamt wünscht sich der Rundfunkrat mehr WDR-Mitarbeiter nichtdeutscher Herkunft insbesondere unter den Programm-Machern. Diese seien nur in spezifischen Bereichen wie den Klangkörpern und Funkhaus Europa nicht unterrepräsentiert. Des weiteren sprach sich der Rundfunkrat dafür aus, Mitarbeiter nichtdeutscher Herkunft gezielt weiterzubilden und vermehrt mit Führungsaufgaben zu betrauen.
Der Rundfunkrat befürwortet die weitere Erforschung der Mediennutzung von Menschen nichtdeutscher Herkunft. Zwar umfasse das Panel der GfK seit dem Jahr 2001 auch ausländische Haushalte in Deutschland, diese beschränkten sich jedoch auf die vergleichsweise kleine Zahl von Bürgern der Europäischen Union.
Hinweis: Die Stellungnahme des Rundfunkrates "Interkultureller Austausch in den Programmen des WDR und der ARD unter besonderer Berücksichtigung der Zielgruppe der Migranten/innen" ist in der WDR- Pressestelle abrufbar unter Tel. 0221-220-4603.
Rückfragen: WDR-Unternehmenssprecher Rüdiger Oppers, Tel. 0221/220-2405
ots-Originaltext: WDR Westdeutscher Rundfunk
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