ARD-Wirtschaftsmagazin plusminus: Gesundheitsreform verteuert preisgünstige Nachahmerpräparate
Köln (ots)
Köln, 16. Dezember 2003. Durch die Gesundheitsreform werden ab 1.1.2004 preisgünstige Nachahmerpräparate drastisch teurer. So steigt der Preis bspw. für ein Rheumamittel von heute 2,18 Euro auf 10,73 Euro. Dies berichtet das ARD-Wirtschaftsmagazin "plusminus" (heute, 21.55 Uhr, im Ersten). Damit werden die Krankenkassen ausgerechnet in dem Marktsegment belastet, in dem Arzneimittelexperten bisher große Einsparpotentiale sahen.
Auch die Patienten sind von diesem Preissprung betroffen, da sie künftig bei jedem verschreibungspflichtigen Medikament mindestens fünf Euro zuzahlen müssen. Heute bezahlen die Patienten Medikamente, die unter der Mindestzuzahlung liegen, selbst. Ab 2004 wird es solche preisgünstigen Präparate jedoch nicht mehr geben.
Der Arzneimittelexperte Prof. Gerd Glaeske bezifferte gegenüber dem Westdeutschen Rundfunk die Mehrkosten in diesem Niedrigpreissegment für die Patienten mit 200 bis 300 Millionen Euro pro Jahr. Betroffen sind nach seinen Angaben 10 bis 15 Prozent aller verschreibungspflichtigen Medikamente.
Ursache ist eine Umstellung des Vergütungssystems für die Apotheken. An die Stelle einer prozentualen, also mit dem Preis steigenden Provision tritt ab 1. Januar eine fixe Vergütung von 9,40 Euro incl. Mehrwertsteuer pro Medikament. Vorteile bringt dies vor allem für besonders kostspielige Originalpräparate, deren Preisabstand sich zu den günstigeren Nachahmerpräparaten verringert. Im Gegenzug wird faktisch kein verschreibungspflichtiges Medikament mehr unter 10 Euro zu haben sein.
Nach Schätzung des Bundesverbandes der Betriebskrankenkassen verbessert sich die Einnahmesituation der Apotheken durch die Vergütungsumstellung um rund 250 Millionen Euro jährlich. Auch der Bremer Professor Gerd Glaeske, der Ulla Schmidt bei der Regierungsreform beraten hatte, räumte gegenüber plusminus ein, die "stillen Gewinner der Reform" seien die Apotheker. Dagegen hätten die Patienten "für die Stabilisierung der gesetzlichen Kassen eine hohe Belastung zu tragen". Verantwortlich dafür sei jedoch die Opposition, die sich bei der Einigung über die Gesundheitsreform mit der Mindestzuzahlung von fünf Euro durchgesetzt habe.
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