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Aktuelle Stunde, Freitag, 16. April 2004, 18.50 bis 19.30 Uhr
Anschlag auf ICE - Mängel bei Ermittlungen bestätigt

Köln (ots)

"Deutliche Mängel" bei der Zusammenarbeit des
Bundesgrenzschutzes mit der Polizei hat die Bezirksregierung Arnsberg
nach dem versuchten Anschlag auf einen ICE bei Kamen am 3. April 2004
festgestellt. In einem internen Bericht an das Innenministerium, der
der Aktuellen Stunde des WDR-Fernsehens im Wortlaut in Auszügen
vorliegt, heißt es: "Der BGS bewertete den Sachverhalt vor Ort nicht
als Anschlag. Dies führte zu unterschiedlichen Ansichten über die
Form der Zusammenarbeit mit dem BGS. Erst die mit Nachdruck
vorgetragenen Hinweise des PP (Polizeipräsidium, die Red.) Dortmund
auf die bestehenden Zuständigkeitsregelungen bei "Anschlägen",
führten zu einem Einlenken des verantwortlichen DGL
(Dienstgruppenleiter, d. Red.) der BGSI Dortmund
(Bundesgrenzschutzinspektion)."
Die Aktuelle Stunde hatte in der vergangenen Woche berichtet, dass
bei der Spurensicherung am Tatort dem in den ersten Stunden
eingesetzten Bundesgrenzschutz erhebliche Fehler unterlaufen waren.
So waren die Stahlplatten, die unbekannte Täter zwischen 5.39 und
5.58 Uhr an den Gleisen befestigten, ungeschützt der Witterung
ausgesetzt. Nach Einschätzung von Experten wird dadurch die Suche
nach Mikro- und Zellspuren der Täter erschwert, wenn nicht unmöglich.
Nach Recherchen der Aktuellen Stunde lagen die Stahlplatten,
Schrauben, Kabel und Teile der von den Tätern verwendeten Müllsäcke
zudem einige Stunden im Gras neben dem Gleis, bis sie gegen 11 Uhr
vom BGS sichergestellt wurden wurden. Dies bestätigten Augenzeugen.
In dieser Zeit waren, so die Aussagen, die Beweismittel frei
zugänglich, da der Tatort auch nicht abgesperrt gewesen sei. Dadurch
hätten andere Personen Spuren legen oder das vorhandene Bild
verändern können. Auch bei der Pressekonferenz am Sonntag berührte
ein Beamter des BGS die Asservate mit der Hand, was Fernsehbilder
belegen. Die kriminaltechnische Untersuchung der Beweismittel beim
Landeskriminalamt wird nach dessen Angaben noch einige Tage in
Anspruch nehmen.
Den Umgang mit den Beweismitteln kritisiert auch die
Bezirksregierung Arnsberg in der Stellungnahme an das
Innenministerium. Darin heißt es: "Bei einer sofortigen Information
des BGS an die Länderpolizei wären erfolgversprechende
Fahndungsmaßnahmen möglich gewesen. Eine getroffene Vereinbarung, den
ICE am Tatort für weitere Ermittlungsmaßnahmen der UA St
(Unterabteilung Staatsschutz, d. Red.) des PP Dortmund zu belassen,
wurde nicht eingehalten. Beim Eintreffen der Beamten war der Tatort
von Beweismitteln geräumt, der ICE weitergefahren und die Strecke für
den regulären Zugverkehr freigegeben. Die Örtlichkeit war bei
Eintreffen der Kräfte bereits von Tat- und Beweismitteln geräumt."
Auf Anfrage der Aktuellen Stunde teilte ein Sprecher des
Bundesgrenzschutzamtes Köln mit, dass dort das Papier noch nicht
vorliege. Erst dann werde der BGS eine Stellungnahme abgeben.
Redaktion: Matthias Keienburg
Rückfragen:
Sonja Steinborn, Angela Kappen
WDR-Pressestelle, Funkhaus Düsseldorf
Tel.: 02 11/89 00-5 06 
Fax:  02 11/89 00-3 09

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