COSMO-Recherche lässt vermuten: Wenige Bürgermeister:innen mit Migrationshintergrund in NRW
Köln (ots)
Menschen mit Migrationshintergrund sind in den Spitzenpositionen der NRW-Lokalpolitik eher rar. Das lässt eine Abfrage unter allen Kommunen und Kreisen Nordrhein-Westfalens vermuten, die COSMO zusammen mit dem WDR-Datendesk anlässlich des deutschen Diversity-Tages durchführte. Zudem lehnt eine Mehrheit der an der Umfrage beteiligten Bürgemeister:innen und Landrät:innen eine innerparteiliche Quote für Menschen mit Migrationshintergrund bei Kommunalwahlen ab, würde aber gerne mehr Mitarbeiter:innen mit entsprechender Biografie in ihren Verwaltungen einstellen.
Rund 30 Prozent der Bewohner:innen Nordrhein-Westfalens haben einen Migrationshintergrund. Aber: Wie stark sind diese Menschen in den Spitzenpositionen der Lokalpolitik im Land repräsentiert, also als (Ober-)Bürgermeister:innen und Landrät:innen? Gut ein Drittel dieser lokalen Oberhäupter – 159 von 427 – beteiligte sich an einer COSMO-Umfrage, mit folgendem Ergebnis:
- Von den beteiligten Bürgermeister:innen und Landrät:innen haben nach eigenen Angaben nur knapp sieben Prozent einen Migrationshintergrund, am häufigsten sind hierbei niederländische Wurzeln.
- Etwa 67 Prozent der beteiligten Politiker:innen finden es für die Zukunft wünschenswert, wenn unter Bürgermeister:innen und Landrät:innen im Land ähnlich viele Personen einen Migrationshintergrund hätten wie in der NRW-Gesamtbevölkerung.
- Gleichzeitig lehnen aber mehr als 70 Prozent eine innerparteiliche Quote für Menschen mit Migrationshintergrund bei Kommunalwahlen ab.
- Etwa 88 Prozent der beteiligten Amtsträger:innen gaben an, dass sie gerne in ihrer Kommunal- oder Kreisverwaltung mehr Mitarbeiter:innen mit Migrationshintergrund einstellen würden. Mehr als 70 Prozent dieser Personen sagten aber, sie fänden hierbei wenige geeignete Kandidat:innen.
Insbesondere die Frage, ob eine Quote eine gute Idee wäre, sorgte für ganz verschiedene Reaktionen: Beispielsweise sagt Kyrillos Kaioglidis, Bürgermeister mit griechischen Wurzeln in der Stadt Hilchenbach (Siegerland): „Es sollte keine Rolle spielen, ob ein Migrationshintergrund vorhanden ist.“ Sibylle Keupen, Oberbürgermeisterin der Stadt Aachen, sieht hingegen eine innerparteiliche Quote für Menschen mit Migrationshintergrund bei Kommunalwahlen als guten Weg an, um die Lokalpolitik diverser zu gestalten. Sie betont zudem: „Die Kommunalpolitik sollte dringend ein repräsentativeres Abbild der Bevölkerung sein – in Bezug auf Alter, Geschlecht, kulturellem und sozialem Hintergrund.“
„Gerade junge Menschen mit Einwanderungsgeschichte betonen in repräsentativen Umfragen immer wieder, dass ihnen das Thema Repräsentation ein großes Anliegen ist“, sagt Vanessa Criado, Leiterin der Audio-Unit von COSMO. „Die Frage, wie gut sie in verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen vertreten sind, ist für die Communitys sehr relevant. Diese Diskussion können wir heute in einem Segment mit Zahlen bereichern, die auch für die deutsche Mehrheitsgesellschaft von Interesse sind.“
Der Begriff „Migrationshintergrund“ wurde in der Recherche parallel zur Definition des Statistischen Bundesamtes verwendet: Eine Person hat dann einen Migrationshintergrund, „wenn sie selbst oder mindestens ein Elternteil nicht mit deutscher Staatsangehörigkeit geboren wurde“.
Die Ergebnisse dieser Recherche veröffentlicht COSMO heute in seinem Radioprogramm und Instagram-Kanal, außerdem berichtet unter anderem wdr.de.
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