Lew-Kopelew-Preis 2004 an Kulturgemeinschaft Borussia verliehen Einsatz um die deutsch-polnische Verständigung
Köln (ots)
Die polnische Kulturgemeinschaft Borussia ist heute in Köln mit dem Lew-Kopelew-Preis für Frieden und Menschenrechte 2004 ausgezeichnet worden. Der Preis wurde vom ersten Vorsitzenden des Lew Kopelew Forums, WDR-Intendant Fritz Pleitgen, vor rund 500 geladenen Gästen aus Politik, Kultur, Medien und Gesellschaft und in Anwesenheit von Maria Leonene Kopelew, der Witwe des verstorbenen Bürgerrechtlers, in den Räumen der Kreissparkasse Köln am Neumarkt verliehen. Die 1990 in Olsztyn/Allenstein (Polen) gegründete Kulturgemeinschaft Borussia erhält die Auszeichnung für die Dokumentation der Geschichte ihrer Region, des ehemaligen Ostpreußen, und für ihren Einsatz um die deutsch-polnische Verständigung.
Fritz Pleitgen würdigte in seiner Rede die unverfälschte Aufarbeitung der Vergangenheit der geschichtsträchtigen Region, in der Menschen der unterschiedlichsten ethnischen Gruppen über Jahrhunderte hinweg einvernehmlich und mitunter auch in tragische Konflikte verwickelt, gelebt haben. Diese Region habe Lew Kopelew wie auch der verstorbenen Ehrenvorsitzenden des Lew Kopelew Forums, Marion Gräfin Dönhoff, sehr am Herzen gelegen. Wir sind überzeugt, dass sie beide unsere Entscheidung, die Arbeit von Borussia in besonderer Weise zu ehren, mit Freude begrüßt hätten, so Pleitgen.
Auch Hans-Peter Krämer, zweiter Vorsitzende des Lew Kopelew Forums und Vorsitzender des Vorstandes der Kreissparkasse Köln, stellte in seiner Rede die Arbeit der Borussia in die Tradition des russischen Schriftstellers und Menschenrechtlers: Der von Lew Kopelew herbeigesehnte, nationale und staatliche Grenzen überschreitende Geist gemeinsamer Freiheit wird an diesem Vormittag erfahrbar.
Adam Michnik, Chefredakteur der Warschauer Tageszeitung Gazeta Wyborcza, bezeichnete in seiner Laudatio die Borussia als einen wichtigen und unverzichtbaren Bestandteil des heutigen demokratischen Polens. Damit führe sie die Tradition eines offenen und pluralistischen Polens fort, das seinen Nachbarn gegenüber wohl gesonnen ist und fähig, das zu assimilieren, was bei den andern das Beste ist. Die Laudatio wurde von Basil Kerski, Chefredakteur des deutsch-polnisches Magazins Dialog, verlesen, nachdem Adam Michnik seine Teilnahme an der Preisverleihung kurzfristig hatte absagen müssen.
Prof. Dr. Gesine Schwan, Präsidentin der Europa-Universität Viadrina Frankfurt/Oder, hob in ihrer Laudatio den systematischen Kampf der Borussia gegen national geprägte Stereotype und Vorurteile hervor: Erst wenn ein Denken, wie die Borussia es vertritt, prägend für die wechselseitigen deutsch-polnischen Wahrnehmungen geworden ist, wird echte Verständigung möglich sein. Der Vorsitzende und Mitbegründer der Borussia, Dr. Robert Traba, erinnerte in seiner Dankesrede an das gemeinsame politische und kulturelle Erbe von Polen und Deutschen und plädierte für eine lebendige Auseinandersetzung mit der Vergangenheit. Es habe sich erwiesen, dass wir auf emotionaler Ebene dasselbe erleben, unabhängig von unserer Nationalität.
Der Lew-Kopelew-Preis wird in diesem Jahr zum vierten Mal in Erinnerung an den russischen Schriftsteller und Menschenrechtler Lew Kopelew vergeben, der Verfolgung, Terror und Krieg erlebte und sich Zeit seines Lebens für die Wahrung der Würde und Rechte des Menschen und gegen Gewalt einsetzte. Kopelew starb am 18. Juni 1997 in Köln, wo er seit seiner Ausbürgerung aus der UdSSR gelebt hatte.
Einen Mitschnitt der Veranstaltung strahlt das WDR Fernsehen heute von 15.40 bis 16.25 Uhr aus. Der Fernsehsender Phoenix berichtet in der Sendung Vor Ort von 17.00 bis 17.45 Uhr.
Rückfragen: Kristina Bausch, WDR Pressestelle Tel.: 0049 (0) 221 220 4607 / 0163 4 24 80 26
Waleria Radziejowska-Hahn, Lew Kopelew Forum Tel.: 0049 (0) 221 257 67 67
Köln, 7.11.2004
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