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ARD Medienpreis CIVIS in der Wiener Hofburg an sieben Autoren und Journalisten verliehen

Wien/Köln (ots)

19.11.2004. In der Wiener Hofburg sind heute
Abend sieben Journalisten und Autoren mit dem ARD Medienpreis CIVIS
für Integration und kulturelle Vielfalt ausgezeichnet worden. Mit
dem Preis werden Hörfunk- und Fernsehproduktionen ausgezeichnet,
die sich in herausragender Weise mit den Themen Zuwanderung,
Integration und kulturelle Vielfalt beschäftigen. Der
österreichische Bundespräsident und Schirmherr der Preisverleihung,
Heinz Fischer, betonte die Verantwortung der Medien, sich für
Toleranz und Mitmenschlichkeit im Umgang mit Zuwanderern
einzusetzen. „Gerade heute findet Integration wieder im Zuge eines
besonders tief greifenden und rapiden gesellschaftlichen Wandels
statt. Die Auflösung des Althergebrachten und Vertrauten
verunsichert viele, und es verleitet einige dazu, noch
einmal die Gespenster des Nationalismus und des Rassismus zu
beschwören.“ Doudou Diène, UN-Sonderberichterstatter zu Rassismus,
Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung, sagte: „Rassismus und
Fremdenfeindlichkeit sind die größten Gefahren für die Demokratie in
Europa.“
Der Vorsitzende des Kuratoriums der CIVIS medien stiftung, WDR-
Intendant Fritz Pleitgen, lobte die Vielfalt der eingereichten
Wettbewerbsbeiträge. Er bedauerte jedoch, dass in keinem der
eingereichten Beiträge die Situation der zwölf Millionen in Europa
lebenden Roma vorgekommen sei. „Deren gesellschaftliche Situation
ist vielerorts sehr schwierig. Manche sprechen von einer humanitären
Katastrophe“, sagte Pleitgen. Die Weltbank und zehn osteuropäische
Ministerpräsidenten würden im Februar 2005 die „Dekade für die
Integration der Roma“ starten, die von mehreren Institutionen und
Organisationen unterstützt wird. Er werde dieses Projekt ebenfalls
mittragen, kündigte Pleitgen an. Die Rundfunkstationen und
Journalisten in Europa rief er auf, sich als Medienpartner
anzuschließen und sich mit dem Leben und Schicksal der Roma zu
beschäftigen.
Der ARD Medienpreis CIVIS wurde von vier Jurys unter Vorsitz von
Katharina Thalbach, Filmemacherin Buket Alakus, Frank Elstner und
BR-Hörfunkdirektor Johannes Grotzky in sieben Kategorien vergeben.
Außer von Fischer und Pleitgen wurden die Preise auch durch die
Vize-Präsidentin des Europäischen Parlaments Sylvia-Yvonne Kaufmann
und durch die Generaldirektorin des Österreichischen Rundfunks,
Monika Lindner, überreicht.
Der Europäische CIVIS-Fernsehpreis in der Kategorie Unterhaltung
ging an die spanische Autorin und Regisseurin Sílvia Munt für den
Fernsehfilm Les filles de Mohamed (Televisío de Catalunya, 2004).
Der Film handelt von einer emanzipierten Katalanin, die als
Frauenärztin mit den kulturell bedingten Problemen einer jungen
Marokkanerin konfrontiert wird, die statt des erwarteten Sohnes
eine Tochter zur Welt gebracht hat. „Der Fernsehfilm zeigt die
intensive Kommunikation zweier unterschiedlicher Welten. ...
Integration und kulturelle Vielfalt werden unaufdringlich
thematisiert. Mit seiner überzeugenden, teilweise märchenhaft
schönen Bildsprache macht der Film Lust auf Multikulturelles“,
heißt es in der Jury-Begründung.
Den Europäischen CIVIS-Fernsehpreis in der Kategorie Information
erhielt der dänische Filmemacher und Musiker Axel Boisen für seinen
Fernsehfilm New Stars of Europe (Danmarks Radio TV, 2004). Das
Feature stellt in humorvollen, teilweise provozierenden Episoden
dar, was die neuen osteuropäischen EU-Mitglieder auf ihrem Weg in
Demokratie und Liberalismus gewonnen und verloren haben. Die Jury
meinte: „Ein durch seine Formenvielfalt herausragendes Feature, auf
hohem ästhetischen Niveau. Europas kulturelle Unterschiede – mit
viel Witz und Ironie.“
Mit dem Deutschen CIVIS-Fernsehpreis in der Kategorie
Unterhaltung wurde die deutsche Türkin Sülbiye V. Günar für ihren
Fernsehfilm Karamuk (Westdeutscher Rundfunk, 2004) ausgezeichnet.
Hauptfigur dieses Films ist ein 17-jähriges Mädchen, das sein Leben
in die Hand nimmt, in Paris Modedesign studiert und auf seinem Weg
in die Selbständigkeit erfährt, dass sein leiblicher Vater Türke
ist. „Karamuk ist ein trauriger Film, mit viel Leichtigkeit – zum
Weinen und zum Lachen. Es ist ein reicher Film, der kulturelle
Unterschiede positiv darstellt und anscheinend normale Situationen
überraschend auflöst“, so die Jury in ihrer Begründung.
Den Deutschen CIVIS-Fernsehpreis in der Kategorie Information
bekamen die deutschen Journalisten Alexander Kobylinski und Caroline
Walter für ihre Reportage NPD auf dem Vormarsch – Wie Rechtsextreme
in den Kommune Wahlerfolge erzielen (Rundfunk Berlin- Brandenburg,
2004). Der Filmbeitrag thematisiert die zunehmende Durchdringung der
(ost-)deutschen Gesellschaft mit rechtsextremem Gedankengut und die
daraus resultierenden Wahlerfolge der NPD. „Der Film des
Fernsehmagazins Kontraste bietet in wenigen Minuten eine enorm
breite Darstellung des wieder erstarkten Rechtsradikalismus in der
Mitte unserer Gesellschaft. Eine eindringliche Reportage und eine
herausragende journalistische Leistung von großer Aktualität“,
meinte die Jury.
Der Deutsche CIVIS-Hörfunkpreis in der Kategorie Unterhaltung
ging an den deutschen Hörspielbearbeiter Karlheinz Koinegg für sein
Hörspiel Lilipuz: Papa, was ist der Islam? (Westdeutscher Rundfunk,
2004). Darin erklärt ein Vater seinen Kindern in einfachen,
gleichwohl informativen und kindgerechten Worten die Geschichte des
Islams. Die Jury fand: „Der Hörer gewinnt aus der
Erzählerperspektive des Vaters … Vertrauen in die Aufrichtigkeit
der Darstellung. Statt ideologischer Indoktrination wird hier das
Vorbild religiöser Überzeugung deutlich. Mit diesem Ansatz wird der
Islam dem kindlichen Verständnis nahe gebracht. Eine herausragende
Hörspielbearbeitung auf hohem technischem Niveau.“
Den Deutscher CIVIS-Hörfunkpreis (Kategorie Information) erhielt
der Journalist und Autor Frederik Kunth für sein Feature Geschichten
aus Parallelistan: Unterwegs mit jungen Aussiedlern in Bayern
(Bayerischer Rundfunk, 2004). Der Beitrag gibt Einblicke in die
Parallelwelt deutschstämmiger Aussiedler aus Russland, die
inzwischen die größte Minderheit in Deutschland darstellen - noch
vor der Gruppe der türkischen Einwanderer. In Reportagen und
einfühlsamen Interviews entsteht ein differenziertes Bild der
abgeschotteten Lebensumstände junger, deutschstämmiger Russen in
Bayern. „Hier wird Integration als notwendiger und erwünschter
Prozess für Hörer verstehbar. Das Ringen der russlanddeutschen
Jugendlichen um eine neue Identität ist die Aufforderung an uns,
sich dieser Zuwanderungsgruppe zu öffnen und sie bei der
Integration aktiv zu unterstützen“, begründete die Jury diese
Auszeichnung.
Erste Preisträger des erstmals vergebenen Young CIVIS media prize
sind die Filmstudentinnen Sanne Kurz und Jiska Rickels für ihren
Dokumentarfilm Himmelfilm – How were skies when you were young?
(Hochschule für Film und Fernsehen München, 2004). Die Dokumentation
handelt von den Erinnerungen der Menschen an den Himmel ihrer
Kindheit. Die Jury: „Ein positiver Film, der mit einfachen Mitteln
erstaunliche Wirkung zeigt und hinter dem Trennenden das Gemeinsame
sucht. Der experimentelle Charakter dieses grenzüberschreitenden
Films wie auch die neue ungewöhnliche Form der Auseinandersetzung
mit dem Thema kulturelle Vielfalt hat die Jury sehr beeindruckt.“
Der ARD Medienpreis CIVIS ist mit insgesamt 41.000 Euro dotiert.
Für den erstmals europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb wurden
insgesamt 244 Hörfunk- und Fernsehbeiträge aus 21 Ländern
eingereicht. Elf Beiträge kamen in die engere Wahl, aus denen die
Preisträger ermittelt wurden.
Weitere Infos unter http://civis.ard.de
Fotos von der Preisverleihung unter www.ard-foto.de
Ihre Fragen beantworten: Uwe-Jens Lindner, WDR-Pressestelle,
	                  uwe-jens.lindner@wdr.de,
                         Telefon: +49 (0)173 546 90 44
Ulrike Boldt, Agentur Boldt
                          agenturboldt@aol.com
                         +49 (0)172 243 92 00
ots-Originaltext: WDR Westdeutscher Rundfunk
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