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MONITOR: Zwei-Klassenmedizin in der Krebsbehandlung - Krankenkassen verweigern Kostenübernahme für lebensrettende Medikamente

Köln (ots)

Köln - Die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland
verweigern zunehmend die Kostenübernahme lebensrettender Medikamente
für unheilbar kranke Tumorpatienten, wenn diese Medikamente bislang
nur im Ausland zugelassen sind. Das berichtet das ARD-Magazin MONITOR
in seiner heutigen Ausgabe (20.15 Uhr im Ersten).
Dies betrifft zum Beispiel das Medikament Thalidomid (früher
Contergan), das in zahlreichen internationalen Studien eine hohe
Wirksamkeit bei vielen Patienten mit einer Knochenmarks-
Krebserkrankung bewiesen hat, aber bislang nur im außereuropäischen
Ausland für diese Krankheit zugelassen ist. „Thalidomid entscheidet
bei vielen unserer austherapierten Patienten über Leben und Tod“,
sagt Dr. Heinz Dürk, Chefarzt des Tumorzentrums am St. Marien
Hospitals in Hamm. Doch die monatlich 800 bis 3000 Euro können viele
Kassenpatienten nicht selber aufbringen. Privatversicherten wird das
Medikament von ihrer Kasse erstattet.
Die gesetzlichen Krankenkassen berufen sich auf ein Urteil des
Bundessozialgerichts vom 18. Mai dieses Jahres, dessen schriftliche
Begründung im Oktober veröffentlicht wurde. Danach müssen gesetzliche
Krankenkassen Medikamente, die noch keine Zulassung in Deutschland
oder bei der EU haben, nicht erstatten. „Letztlich bedeutet das, dass
man Möglichkeiten, das Leben zu verlängern, verspielt hat, wenn man
gesetzlich krankenversichert ist, und dass der Privatpatient durch
die Kostenübernahme seiner Krankenkasse sein Leben im Einzelfall
erheblich verlängern kann“, kritisiert Chefarzt Dr. Dürk und spricht
von einer „Zwei-Klassengesellschaft in der Tumorbehandlung in
Deutschland“.
Die Deutsche Leukämie und Lymphom-Hilfe nennt das Vorgehen der
gesetzlichen Krankenkassen „menschenunwürdig“ und „unethisch“.
Dutzende von Patienten hätten sich in den letzten Wochen verzweifelt
an die Selbsthilfegruppe gewandt.
Pressekontakt und Rückfragen
WDR-Pressestelle, Annette Metzinger, Telefon 0221/220-2770
Redaktion Monitor, Monika Wagener, Telefon 0221/220-3124, -2785

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